Paul Reichenbachs Donnerstag, der 28. Februar 2008. Meeresleuchten.

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Und wie manchmal aus dem grauen Staub
auferhoben wird das rote Laub,
treiben wir vom Morgenwind bewegt,
durch die breiten Flüsse in das Meer,
wo kein Grund mehr ist und keine Wiederkehr.

(Francois Villon. Die Liebesballade für ein Mädchen namens Leyla.)

>>>Glücklich sein ist eine Kunst. Die wenigsten Menschen beherrschen sie. Wirklich glückliche Menschen sind so selten wie Christen, die an Gott glauben. Man tut so als ob, und bringt es mit dieser Schutzfärbung sehr weit. Diese Sätze las ich gestern in Vorbereitung unserer Mallorcareise bei Vigoleis, und kam, denn ein Künstler bin ich nicht, ins Grübeln. Und die Fähigkeit je nach Lage eine Schutzfärbung anzulegen, wie das Chamäleon es tut, geht mir leider ab. Ergo sieht mir jeder an, dass ich nicht besonders glücklich bin. Nicht glücklich sein, was immer sich auch hinter dem Begriff Glück verbergen mag, scheint mir der Normalzustand einer Existenz, die keine Gipfel, sondern nur Ebenen und im besten Fall eine sanfte Hügellandschaft mit geringer Amplitude kennt. Wo keine Spitzen sind ist nichts Spitze. Die Synonyme geil oder super, die heutzutage landläufig inflationär gebraucht werden, sind mehr ein „als ob“, eine Vortäuschung von Begeisterung, die der Mainstream vom Ich fordert, um im ihm einigermaßen zufrieden mit schwimmen zu können. Getreu der Erkenntnis, dass die ungeheure Kraftanstrengung, die es, um gegen den Strom zu schwimmen, braucht, für die Katz ist. Sind doch die meisten Quellen entweder dünne Rinnsale oder versiegt. Glück ist dort nicht zu finden, es sei denn man hält Trockenschwimmen, ähnlich dem camusschen Sisyphos, der seinen Stein unablässig den Berg hinauf wuchtet, für eine Glücksverheißung. Da schwimm ich doch lieber mit dem Strom, wissend irgendwann kommt das Delta. In seinen Armen sich bewegen, es erkunden, vorausgesetzt man ist nicht frühzeitig abgesoffen, lässt die perverse Hoffnung auch ein Nichtkünstler produziere Glückshormone lebendig bleiben. Ahnt der Schwimmer doch das weite, blaue Meer.

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