Arbeitsjournal. Montag, der 10. März 2008.

5.08 Uhr:
[Arbeitswohnung. Bartók, Psalmus hungaricus.]Seit halb fünf, pünktlich, auf; es war eine schwierige Nacht mit den zahnenden Zwillingen. Hier liegt immer noch ein ganzer Stapel ungeöffneter Post; ich hab mich durchgerungen, damit erst einmal weiterzumachen, bevor ich den nächsten literarischen Arbeitsgang wieder aufnehme. Es hilft ja weder meinen Gläubigern noch mir, wenn das einfach so gestapelt b l e i b t; zumindest kann ich mir doch Gründe ausdenken, die jenen einen Aufschub von Zwangsvollstreckungsmaßnahmen sinnvoll vorkommen lassen; gut, Sie haben recht, auch das ist Literatur. In dem Sinn werde ich >>>> in Sachen Verbeen gleich >>>> Bürger und >>>> Neele antworten. Wobei mir gerade auch bei mir offenbar wohlgesonnenen Kommentatoren nie ganz klar ist, weshalb sie sich nicht bei twoday für Die Dschungel registrieren lassen; dann wäre doch wenigstens dieses häßliche „anonym“ weg, das mich nach wie vor an die alten Briefkästen für Denunziatoren beim Dogenpalast erinnert. Außerdem können Sie, G. A. Bürger (falls Sie hier mitlesen), Ihre Beiträge dann auch nachträglich noch editieren, was nicht selten sehr vieles für sich hat… etwa, wenn einem das Schlimmste überhaupt passiert, was passieren k a n n: ein Rechtschreibe- oder Grammatikfehler („nich“).
Also Brief für Brief jetzt. Einfach weitermachen. Antworten, um Entschuldigung bitte, um Aufschub bitten, um Aussetzung bitten, hin und wieder mal mit der allgemeinen, vor allem aber speziellen Sinnlosigkeit drohen: z.B. die Kosten ansprechen, auf denen zwangsvollstreckende Gläubiger in meinem Fall zweifellos sitzenbleiben; Alternativvorschläge unterbreiten, auf das Bruttosozialprodukt hinweisen, das mein Werk nach meinem Tod zweifelsfrei generieren wird usw. usf. Dabei kann ich wenigstens Musik hören. Was mir bei Lyrik bekanntlich versagt ist, völlig anders als bei Prosa. Denn es g e h t („ginge“) ja jetzt um Lyrik, es geht („ginge“) immer noch um die BAMBERGER ELEGIEN und ihre vertrackten Hexameter (Irrealis: „…g i n g e, wenn ich sie bearbeitete und nicht statt dessen Post öffnen und beantworten würde“).

11.53 Uhr:

16.56 Uhr:
[Reger, Zweite Suite für Cello solo.]
Jetzt doch noch ein wenig Literatur: die Korrekturen an der Fünften Bamberger Elegie vom Papier ins Typoskript übertragen. Um 18 Uhr fahr ich heim, um 22 Uhr werd ich den Profi wieder einmal in >>>> der Bar treffen. Den ganzen Tag über nur Post erledigt, wobei ich wichtige Rechnungen gerade mal wieder nicht zahlen kann. Ich sollte mich mal wieder auf Mäzensuche begeben. Aber wer wagt es mit einem wie mir? Wenn ich mir so die ganzen Einladungen zu Literaturveranstaltungen anschau, die hier so eingehen, merke ich, wie neben dem Geschehen ich immer noch und weiterhin arbeite, wie szenefremd und überhaupt. Normalerweise geht das ganz an mir vorbei, weil ich solche Einladungen und auch die Monatsprogramme der Literaturveranstalter kaum je öffne; aber da ich gestern und heute meine gesamte Post durchgesehen, zugeordnet, abgeheftet, beantwortet und teils auch weggeschmissen habe, war ich damit mal wieder konfrontiert. Egal.

4 thoughts on “Arbeitsjournal. Montag, der 10. März 2008.

  1. vergessen sie bitte nicht frank zappa :
    seine band verliess ihn on tour.
    ( obwohl er sie anständig entlöhnte )
    ab da wars mit dem geniezum vorbei :
    sie erlebten doch als boulez letztlich noch nach bayreuth kroch :
    hats ihm gemundet ?
    die mediokrität ist zaä, nicht unverwundbar aber bedarf mehr als nötig :
    sie ist materiell gesehen halt gefüttert wie zu zeiten von
    turn und taxis.
    da steig ich bald rein – in eines der letzteren –
    hin zu meinen freunden : den pimps.
    willie

  2. Mir geht dieser anonyme Assoziationskauderwelsch in seiner abstrusen & unverständlichen Selbstbezüglichkeit schon geraume Zeit auf den Geist. Das führt in meinem Fall dazu, dass ich Ihre Seite – zumindest ein zweites Mal – immer ‚unlustiger‘ aufschlage…Von einem Mittun ganz zu schweigen. Ganz uneigentlich schade drum!

    1. @walhalladada. Das finde ich auch. Nur hat sich dieses noch vor einem Monat geradezu sich über- und überpurzelnde Phänomen unterdessen wieder etwas zivilisiert, und ich meine, daß es in dem jetzigen Ausmaß nicht gerechtfertigt wäre, die Kommentarfunktion abermals zu deaktivieren oder gar einzelne Beiträger auszuschließen. Problematisch finde ich dieses, sagen wir, völlig losgebundene Assoziieren allerdings auch. Mir wäre ein wenig Disziplin in der Gedanken-, bzw. Argumentationsführung ebenfalls entschieden lieber.

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