Arbeitsjournal. Dienstag, der 11. März 2008.

5.09 Uhr:
[Arbeitswohnung. Dallapiccola, Ciaconna, Intermezzo e Adagio für Violoncello solo.]
Latte macchiato. Mit dem Profi in der Bar gewesen, lange geredet; da kaum Geld da ist mal wieder, wir uns zugleich nun alle in das Musik/Cello-Abenteuer stürzen, das ja auch finanziert sein will und wir vor allem zum nächsten Weihnachten gern einmal wieder nach Indien wollen, um die Familie meiner Frau wiederzusehen, hab ich für eine Sommerwoche das Döllnsee-Häuschen verabredet, daß die ganze Familie da mal hin kann, um „auszuspannen“ (na ja, ich wohl eher nicht, ich werde auch dort dann arbeiten, aber weniger halt). Abermals Verbeen-Diskussion, die auch hier >>>> nicht abzureißen scheint. Ich dachte heute nacht, als ich das las, es werde Zeit, daß mal jemand – falls es tatsächlich nicht existieren sollte – Verbeens großen Roman „Schatten“ schreibt. Doch krieg ich ja schon meine eigenen Großprojekte nicht unter…
Bevor ich nachher an die BAMBERGER ELEGIEN gehe, formatiere ich Ihnen heute eine Erzählung für Die Dschungel, die ich >>>> 2004 geschrieben habe, parallel zur >>>> Entstehung Der Dschungel, und die jahrdrauf in dem schönen Tierliebe-Band Bettina Hesses bei Eichborn erschienen ist. Da sind die Lizenzen jetzt abgelaufen, also geht das rechtlich, und Sie bekommen mal wieder längeren Original-Lesestoff. Parallel sollte der Text als pdf formatiert und auf >>>> die fiktionäre Website gestellt werden, die momentan ein wenig brachliegt. Auch die wöchentlichen Newsletter sollten wieder angegangen werden… – aber all das wohl doch erst dann, wenn ich die BAMBERGER ELEGIEN endlich druck-, bzw. lektoratsfertig haben werde, sowie die Fahnen für die HEIDELBERGER VORLESUNGEN korrigiert und die Textstellen für den >>>> horen-Themenband zusammengestellt sind. Zu dem leitete mir der Herausgeber gestern noch einen Aufsatz >>>> Uwe Schüttes weiter, den dieser über meine poetologischen Schriften geschrieben hat und der sowohl meinen Begriff Kybernetischer Realismus wie eben auch Möglichkeitenpoetik literarwissenschaftlich aufnimmt. Der horen-Band wird wohl insgesamt einiges von dem, was Sie in Der Dschungel sich entwickeln beobachten sahen, zitatfähig festklopfen. Ich hoffe nun nur, auf der Leipziger Buchmesse, wohin ich am Donnerstag früh reisen werde, endlich auch wieder >>>> dielmann sprechen zu können, der nach wie vor weder auf Emails noch auf Anrufe reagiert, so daß ich meine dortigen Publikationen hochgradig gefährdet sehe. Zwar liegen >>>> die Ankündigungen bereits einsehbar vor, und die Absprachen stehen, wenn er aber nicht reagiert und schon gar kein Buch tatsächlich realisiert wird, werde ich darauf klopfen müssen, daß wir bis dato noch keinen schriftlichen Vertrag haben – und anderweitig verfügen müssen. Ich möchte das nicht, hatte doch so das Gefühl, nun endlich angemessen untergekommen zu sein (der Profi allerdings hat von Anfang an scharf gewarnt, und UF ist n u r noch sauer), aber wenn kein Verlaß ist, nutzen mir solche Gefühle nichts. Imgrunde macht mich die ganze Geschichte nur traurig. Jedenfalls werde ich mich auf der Leipziger Messe nach Alternativen umsehen. Dabei bin ich der ständigen Verlagssuche derart müde. Vielleicht bleibt mir tatsächlich nur der Karl-Kraus- und Karlheinz-Stockhausen-Weg, der letztlich auch der >>>> Arno Schmidts war: nämlich auch meine Print-Produktion in die eigene Hand zu nehmen. Das liefe dann auf einen „Verlag Die Dschungel“ hinaus, für den freilich ein Investor zu finden wäre, dessen Investitionen die Form umfassender mäzenatischer Gaben hätten. Denn ein Buchprojekt wie die ANDERSWELT-Trilogie wie ein Filmprojekt zu behandeln, für das eigens eine Produktionsgesellschaft gegründet wird, dürfte schon an dem Umstand scheitern, daß es nicht einmal genug Leserpotential gibt, das ein solches Unternehmen ökonomisch rechtfertigen könnte. Oder eben, ich publiziere als pdf’s ausschließlich noch im Netz. Gangbar, aber unschön. Außerdem hülfe mir das finanziell nun gar nicht. Also hoffe ich immer noch, daß die Projekte mit dielmann schließlich d o c h noch Wirklichkeit werden.

[Tilo Medek, Eine Stele für Bernd Alois Zimmermann für Violoncello solo.]

6.15 Uhr:
[Bernd Alois Zimmermann, Cellokonzert.]
Erster Cigarillo; ich favorisiere halblang Panatellas, Asilo, aus Sumatra-Tabaken. Falls mir wer was Gutes will.
Mir fiel gerade ein, daß das letzte Gedicht der >>>> Scelsi-Variationen noch nicht geschrieben ist. Vielleicht tu ich das heute. Außerdem muß ich endlich die CD-Kopie des Verbeenstücks brennen und an >>>> vigoleis.de schicken.

9.41 Uhr:
[Scelsi, Trilogia für Cello solo (Die drei Zeitalter der Menschheit).]
Geduscht, rasiert, kurz: leuchtend. „Mal eben“, zwischen 8 und 9 Uhr ein Gedicht geschrieben; ein ganz anderes, als ich wollte, aber es floß. Nun weiß ich nicht, ob ich’s heute schon einstellen oder bis morgen damit warten soll, weil es ja heute sowieso >>>> schon genug Lesestoff für Sie gibt. Hübsch ist aber das Bonmot’chen, das mir vorhin als PS eines Brieferls an >>>> eb eingefallen ist; d a s stell ich Ihnen nachher unbedingt noch ein. Nein nein, nicht das Brieferl, nur das PS’erle. Aber erst nach dem Mittagsschlaf. Ich will ja keinen überfordern.
Und, Wunder des Wunders, Dielmann hat angerufen. Was er beklagte, nun, da wär ich der letzte, kein Verständnis dafür zu haben. Allein, ich will wenigstens, daß man mir zwischendurch mal Bescheid gibt, das ist doch alles. Jedenfalls werd ich ihn auf der Messe treffen. Hier seine Standnummer, falls jemand von Ihnen ebenfalls da hinkommen möchte: 5.0 B308. – Und weiter mit der Elegie. Verkniffelt, das.

10.08 Uhr:
[Scelsi, Trilogia ff.]

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