das war ein sehr schöner tag heute, die geschwister standen tatsächlich gegen mittag vor der tür. das telefon klingelte, der bruder rief an… während des gespräches klingelte es an der wohnungstür und ein grinsend telefonierender bruder kam mit kind, kegel und schwester die treppen hoch, überreichte mir ein selbstgebackenes brot und salz: „zum einzug, damit es dir niemals ausgehen möge“, das brot, ein walnuss-aprikosenbrot, fast noch warm und frisch duftend, war dann auch mit viel guter butter zum kaffee schnell gegessen. noch ein wenig die umgebung gezeigt, den arbeitsplatz… dann mussten auch alle schon wieder los, die tochter hatte ihre teilnahme an den deutschen meisterschaften vorzubereiten. einfach mal eben so ins auto gesetzt und angekommen, nahm er mich in den arm: „an deinem geburtstag allein in einer fremden stadt, dass geht ja garnicht.“ nächstes wochenende kommen alle noch einmal, dann machen wir eine große hafenrundfahrt… die krabbenbrötchen nicht zu vergessen. wie die übernachtungsfrage zu regeln wäre, darüber solle ich mir keine gedanken machen: „wir machen aus deinem wohnzimmer eine zeltstadt, wirst schon sehen, wir bringen alles mit.“ für morgen haben sich überraschend zwei ehemalige kolleginnen aus dem hospizverein angesagt, die gern mit mir zusammen kontakte hier zum ansässigen knüpfen möchten, ich kann aber noch garnicht sagen, ob ich künftig so viel zeit zur verfügung haben werde, weil ich einfach noch zeit für mich benötige, um mich hier einzugewöhnen.
mein bruder zerbrach sich den kopf über eine formulierung, die ich ab und an benutze, die ich vor jahren von unserer großmutter übernahm. wenn wir etwas beenden, und dieses noch einmal betonen, sagen wir immer: „fertig, apfel.“ er schaute mich mit großen augen an: „was sagst du da?, dass verstehe ich nicht, wieso sagst du das.“ „oh… wie unsere großmutter, es bedeutet so viel wie „aus, punkt… fertig wie aus und apfel wie runder punkt.“ darüber brütete er die halbe zeit, es ging ihm nicht mehr aus dem kopf, sowieso ist er ein wandelndes lexikon… und zwar nicht nur ein etymologisches, sondern auch ein allgemeines. sein sohn bereitet sich jetzt auf das abitur vor, der vater arbeitet klausuren aus, die der sohn schwerer als die in der schule geschriebenen einstuft, und zwar in allen fächern. ich bewundere meinen bruder absolut, er hat sich nach dem späteren studium letztendlich für ein handwerk entschieden, hier nicht nur seinen meister noch gemacht, sondern auch den entsprechenden betriebswirt. nachdem er aus dem haus war, hat er nur noch gelernt. auch seinem sohn sagt er heute: „du kannst löcher in den socken haben, die schuhe zwanzig mal zum schuster bringen, aber du wirst lernen.“ er ist ziemlich streng mit ihm, dieser kann das aber gut aushalten, hat fast nur einsen seit drei jahren. „papa kann alles viel verständlicher erklären als die lehrer in der schule.“ die tochter meines bruders braucht nicht viel zu lernen, sie schüttelt alles wie der vater irgendwie aus dem handgelenk, spricht inzwischen drei sprachen, mein bruder spricht heute sieben sprachen. auch die kinder meiner schwester gehen auf ein verbundgymnasium für hochbegabte. was das für uns geschwister mit diesem sozial familiären ursprung bedeutet, wird klar, wenn man weiß, welche einstellung die mutter zum thema bildung hatte: „du gehst arbeiten und geld verdienen, die hälfte von dem, was du verdienst, gibst du bei mir ab.“ ich war die erste, die deshalb von der schule gehen musste, mein fachabitur holte ich später nach, auch die geschwister holten später alles nach, nachdem sie zu hause ausgezogen waren, von diesem augenblick an lernten wir alle nur noch, und eigentlich hat das lernen wollen bis heute nicht aufgehört. „übertreib es nicht, und setz ihn nicht zu sehr unter druck“ sagte ich leise zu meinem bruder im gespräch heute auf dem balkon, wo er seinen zigarillo rauchte. „ja, ich passe auf. weisst du, ich will doch nur, dass er mehr mitbekommt, als uns gegeben wurde, ich möchte ihm so gerne das gefühl der eigenen möglichkeiten für seine zukunft vermitteln. uns wurde nicht gelehrt an die eigene zukunft zu glauben, und vor allen dingen nicht, an die möglichkeit zu glauben, sie selbst schaffen zu können, … die zukunft.“