5.19 Uhr:
[Arbeitswohnung. Britten, Erste Suite für Violoncello solo.]
Gestern abend wurde es nichts mehr mit dem Profi, auch nicht mit Katanga, den ich erst hatte besuchen wollen. Der Profi sah Fußball, als mein Junge eingeschlafen war, und ich dämmerte mit ihm ein, nachdem ich ihm vorgelesen; als ich dann aufwachte, war’s bereit 21.30 Uhr; ich telefonierte also herum, nachdem ich hier in Der Dschungel auf zweidrei Kommentare reagiert hatte; schließlich blieb ich am Terrarium und widmete mich der >>>> Geschlechterfrage g a n z, wobei mir eben dieses Gedicht in den Sinn kam, „Torf“, das ich mir gleich noch einmal anschauen will. Um noch Cello zu üben, war es gestern zu spät (es gab ohnedies, wie ich schon erzählte, Beschwerden der Terrariennachbarn), und jetzt ist es noch zu früh; Punkt acht aber werd ich mir das Instrument wieder greifen, ich hab da gerade eine Etüde am Wickel, die mir, vom Ende abgesehen, sehr gefällt; also hab ich das Ende, das nur aus einer absteigenden D-Dur-Tonleiter besteht, ein bißchen derart umgewandelt, daß sich eine unendliche Bewegung ergibt, die man dann, wann immer man will, mit der Tonleiter abschließen kann, oder mit etwas anderem. In einem Anfall des mir bisweilen eignenden Größenwahns habe ich mir übrigens die Noten zu den Britten-Cellosuiten besorgt, sie aber sofort wieder zugeklappt, als ich sie ansah, und gedacht, na gut, wenn du achtzig bist… woran ich wiederum nicht glaube, meine heilsame Selbstironie war die reinste Verstellung.
Außerdem muß ich endlich wieder an die BAMBERGER ELEGIEN, ich hab ja nun mal gut Zeit und will nicht wieder in Druck geraten vor Satzlegung. Danach dann wird es eine neue lange Prosastrecke geben, weil ARGO.ANDERSWELT für den Herbst 2009 fertiggestellt werden muß, und abgesehen davon, daß der ganze Epilog noch zu schreiben ist, sind an die 400 Fußnoten und noch einmal soviel Arbeitsnotate einzuarbeiten. Das wird mich ganz sicher bis ins nächste Frühjahr hinein beschäftigen. Und immerhin kommen sowohl Die Dschungel, na sowieso, wie aber auch hoffentlich der eine und/oder andere Auftrag hinzu, damit ich leben kann. Zugleich wird meine Cello-Überei mit kommenden Fortschritten eher noch intensiver werden. Dabei fällt mir ein, à propos Gedichte und à propos Vertonungen: Gibt es eigentlich Lieder mit Cellobegleitung? Mir ist da gar nichts bekannt. Ihnen vielleicht?
15.50 Uhr:Tief geschlafen über Mittag. BAMBERGER ELEGIEN: Langsam, aber ich komme voran. Und jetzt ist mein Junge da, um hier seine Hausaufgaben zu mache, mit mir zu lernen und um Cello zu üben mit seinem Papa. Er sagt dauernd „mhmmm“, weil ihm die Marmeladebrote so schmecken, die ich ihm schnell geschmiert hab. „Papa, ich hab solchen Hunger!“
Das Marianne-Fritz-Hörstück (das seit Mai 2005 unproduziert bei WDR herumlag) werden wir nun, schlug die Redakteurin (nach einem meinerseitigen Teilvorschlag) vor, hier in Berlin in einem WDR-Studio produzieren, das ich noch gar nicht kenne. Der Umstand selbst hat den Vorteil, daß ich „meine“ Truppe wieder zusammenrufen kann, mit der ich >>>> DAS WUNDER VON SAN MICHELE produziert habe. Sofern die Schauspieler können. Festgeklopft wird für die Planung alles morgen früh, wenn die Redakteurin und ich telefonieren.