Software aber hängt am Glauben. Sie ist immer, letzten Endes, irrational.
Endes meint: G r u n d e s.
(CDXLXIX).
P.S.: Glaube ist Software.
Das Literarische Weblog, gegründet 2003/04 von den Fiktionären.<BR>Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop.
Software aber hängt am Glauben. Sie ist immer, letzten Endes, irrational.
Endes meint: G r u n d e s.
(CDXLXIX).
P.S.: Glaube ist Software.
„Der Geist ist ein Knochen‘. (Hegel)
@walhalladada. Nein. Er ist i m Knochen. Der Knochen ist, mit Kant gesprochen, die Bedingung seiner Möglichkeit. (Ich wollte das in einem weiteren Paralipomenon noch mal zugespitzt fassen. Falls ich’s tue, verlink ich’s dann hiermit).
Auch hier würde man irgendwann wieder Ping Pong spielen. Möglicherweise ist das Ping-Pong-Spiel notwendig. Aber dann muss man rauskriegen, was es antreibt, oder ob man jemals schlauer als dieses Ping-Pong-Spiel wird sein können.
@herbst ich denke, nein ich bin sogar ziemlich überzeugt: Es ist eine Wechselwirkung. Nur welche? Das hat Lem mit seiner „Honest Ani“ im Golem angedeutet.
@Ifone. Das k a n n gar nicht unabhängig voneinander sein, weil es sonst ein entropischer Zustand wäre: Es gäbe keine vermittelnde „Sprache“ für beide, das heißt: es wäre ein Mainboard ohne Programm. Monadisch kommunikationslos. Mit irgendetwas, tatsächlich, ist Hard- auf Software bezogen und umgekehrt. Völlig einverstanden.
@herbst Genau. Nennen wir das Kind beim Namen: Es ist das Energie-Infomrmationsproblem, Zwischen diesen beiden Feldern gibt es eine Wechselwirkung. Das ist das Kernproblem. Tatsächlich sind beide Begriffe, nämlich Energie und Information nicht mehr eindeutig. Das deutet Lem schon an, Carl Friedrich von Weizäcker wusste es und seine Schüler. Da liegt der Hase im Pfeffer. Und weil nämlich beide Begriffe durch die wissenschaftliche aber auch die geisteswissenschaftliche Wirklichkeit weich geworden sind, deshalb hat die konstruktive Phantasie heute die Chance, da etwas aufzuklären, unabhängig ob sie nun Kunst oder Wissenschaft betreibt.
Das Problem der Entropie liegt in der Mitte des Problems, und muss da eingebunden werden.
@herbst Ich möchte ein wenig trotzig auf der Gleichung: ‚Der Geist
i s t ein Knochen‘ bestehen, weil diese Relation eben
n i c h t suggeriert, der Geist halte sich dort – als ‚Ding an sich‘ versteckt und man brauche nur den Knochen zu ‚analysieren‘, um des Geistes habhaft zu werden.
„Das Objekt, – der Knochen – funktioniert in dieser Gleichung nur als positivierter Mangel: Es füllt die Leere, die Unmöglichkeit, die das Subjekt selbst ist: Das Äquvalent des Subjekts im Anderen ist das Objekt, das leblose Moment, welches das Loch im Anderen ausfüllt. Das Subjekt ist nämlich kein ‚Ding an sich‘, welches in seiner Substantionalität jenseits seiner symbolischen Repräsentationen verharren würde; das Subjekt ist genau das Leere, die Unmöglichkeit seiner signifikanten Repräsentation, was als sein ‚Hindernis‘ erscheint, ist gerade die Bedingung seiner Möglichkeit: Ohne diese Unmöglichkeit würde das Subjekt ‚ins Objekt‘ fallen. Die Logik des Urteils ‚Der Geist ist ein Knochen…erscheint zunächst als eine extrem vulgärmaterialistische Reduktion des Geistes, des Subjekts, dieser reinen Negativität auf etwas völlig Träges, auf die vollkommen undialektische Präsenz eines starren, toten Objekts (….)
Der ‚Geist ist ein Knochen‘ ist die Gestalt einer grotesken Disharmonie, eines extrem negativen Verhältnisses. Diese Negativität, diese unerträgliche Spaltung fällt mit der Subjektivität selbst zusammen, nur auf diese Weise können wir uns die negative Kraft der Subjektivität vorstellen. Gerade durch das Verfehlen, durch die radikale Unangemessenheit, durch die Unvereinbarkeit von Prädikat und Subjekt gelingt es, die Dimension der Subjektivität zu übertragen“.
(Slavoj Zizek: ‚Der erhabenste aller Hysteriker‘. Lacans Rückkehr zu Hegel, S.72f.)
Wenn der Knochen, mit Kant gesprochen, die Bedingung seiner Möglichkeit ist, dann aber gleichzeitig doch auch die Bedingung einer Unmöglichkeit, nämlich der des Subjekts!
Z.B. Gott ist ein Bug? Viele Figuren des Dramatis Personæ des Glaubens haben mehr mit z.B. jenen Scheiben der Ehrenstein-Täuschung gemein, als man glauben möcht.
@molosovskie Erklären sie das doch bitte mal kurz.
@ifone: Da will ich mich mal mühen, da Sie mich so freundlich bitten (schwitz)
Also: bei der >>> Ehrenstein-Täuschung (Link führt zu einer Seite über das ähnlich geartete »Hermann`sche Gitter mit Szintillationseffekt«, siehe dort ›Spot 6‹) glaubt man in den Zwischenräumen der wagrechten und senkrechten Linien Scheiben zu sehen, die aber gar nicht ›wirklich‹ da sind, sondern eben durch die Art der Hardware-Beschaffenheit unseres Bewußtseinsorganes hervorgerufen werden. Das plötzliche Erscheinen einer solchen Täuschung (einer kleinen Kugel) lässt sich ja auch beobachten, wenn man Daumen und Zeigefinger nahe zusammenführt und das mit geringem Abstand betrachtet. So etwas wie ein ›höchtes Wesen‹ ist nun m.E. nichts anderes als solche eine Täuschung. Letztens bin ich diesbezüglich bei Sloterdijk auf eine feine Übersicht solcher ›Verkennungen‹ gestolpert, hier launisch remixt >>> »Septapack der Transzendenz«. (Hoffentlich hagelt es nun nicht »Buh«-Rufe, wenn ich mich als Sloti-Fan oute. Und ich muss anmerken, dass ich als bekennender Phantast durchaus Respekt habe für derartige transzendente Verkennungen, wenn ich auch skeptisch beäuge, wenn mit ihnen Politik und Ideologie betrieben wird.)
Das Hirn ist nun mal ein mustererkennugnssüchtiges Organ, zu Metaphernerschaff und -verarbeitung.
@molosowski: Danke für den Hinweis. Ich gucks mir an. Nö, keine Buh – Rufe wegen Slotti, obwohl ich auch bei ihm manchmal denke… aber nee, das ist nicht wichtig. Er kann Archive gut aufbereiten.
Mir scheint ihr Hinweis in einer Reihe zu liegen, auch mit dem blinden Fleck.
Tatsächlich muss man sich heutzutage damit beschäftigen, nicht nur was wir fälschlicherweise sehen, sondern auch was wir fälschlicherweise nicht sehen.
Q mokos. das hört sich ja gut an m.
finde ich auch dass es da mal wo was konkreter wird , son bisschen aus
dem blub-schlamm raus.
( also das mit der wanne meinich )
irgendwie hatte turing doch auch was mit der e zu tun.
@ kongruenz e.rg. das mit der szintillation kann man ja googeln.
szintillations-zähler vielleicht auch.
hirn u.a Lacan: Wir haben Augen, um NICHT zu sehen.
Ist übrigens ernst gemeint.
@jo Könnte man auch mal so zuspitzen. Durchaus. Aber dass wir es nun wissen……
@ifone jo2 Ist kein bonmothafter Apercu! Die Negation zielt ernsthaft auf die Aussonderung von „unbrauchbaren“ Daten, welche die Sinnesorgane von sich aus bewerkstelligen, bevor im Bewusstsein davon etwas ankommt. Dies zu „wissen“, d.h. konstitutiv in unserer Selbstwahrnehmung und Selbstbeurteilung in Rechnung zu stellen, birgt daher mehr eine Erweiterung als eine Verengung unseres Selbstbildes. Die Konsequenz führt direkt in den Konstruktivismus.
@hurka Ja, der Konstruktivismus ist für mich ein absolutes Ärgernis. Es führt nämlich direkt in zu Nelson Godmans „Weisen der Welterzeugung“ und damit führt er direkt…. aber lassen wir das.
DIES ZU WISSEN – führt eben N I CH T N UR in den Konstruktivismus, sondern führt uns meiner Meinung viel weiter zu der Frage, wenn wir so gut inzwischen sowohl über unsere blinden Flecke (Filterfunktionen) als auch über die lebensnotwendigen Halluzinationen Bescheid wissen – wie können wir uns da noch leisten oder woher nehmen wir dann noch die Rechtfertigungen uns weiterhin dumm zu stellen. Was der Konstruktivismus leider überhaupt nicht beantwortet, sind zum Beispiel solche Dinge wie, und das verteidige das verbissen: die objektive Realität.
Mein Lieblingskandidat für die objektive Realität ist zum Beispiel der zweite Hauptsatz der Thermodynamik, der hier einfach mal einen absolut objektiven Zeitfeil erzeugt. Und das kann man eben jetzt nicht mit der Relativitätstheorie totschlagen, weil dieser zweite Hauptsatz eben auch in realtiv zu einander bewegten Bezugssystem gilt. Auch die Lichtgeschwindigkeit als Konstante ist für mich nicht konstruiert, ebenso wenig, wie ich den 6. August 1945 in Hieroshima als bloße Konstruktion betrachte
@Ifone Genau das meine ich, wenn ich von Erweiterung spreche, weil zu unterstellen, es komme prinzipiell zu wenig Welt zu uns durch, motiviert die Wahrnehmung viel stärker als die gegenteilige Annahme, die Birne wäre stets übervoll, brauche Erholung und Wahrnehmungsentzug.
Das Problem, das auch ich mit dem Konstruktivismus habe, schneiden Sie mit Ihrem Verweis auf Hiroshima an: die Praxis. Etwas funktioniert und verändert uns in Feedbackschleifen mit.
@hurka Ja genau. Daccord. Mit Hiroshima meinte ich zwar nicht die Praxis des Abwurfs. Aber die Praxis, dass Wissenschaftler und Techniker diese Bombe als Energie konstruiert haben, und sie prinzipiell funktioniert. Sie konnten sie nur deshalb konstruieren, weil sie irgendwas „richtig“ gegriffen haben.
Das Problem ist, dass Wissenschaftler in einer Praxis stehen, diese Praxis aber nur wenig aufgeklärt ist. Heidegger hat bekanntlich gesagt: „Wissenschaft denkt nicht“ Diesen Satz lehne ich ab. Weil er nicht stimmt, und weil er unterstellt, dass Geisteswisenschaft denkt. Das tut sie nämlich auch nicht, oder jedenfalls bis heute nicht. Philosophie denkt nicht.
Was natürlich so auch nicht stimmt. Die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte.
Dieser abwertende Heideggersatz zum Beipiel gehört für mich auch zu den großen Ruhekissen von Kulturintellektuellen, die heute glauben, sie würden denken, die Wissenschaft aber nicht.
Tatsächlich ist es so, dass beide in einer Praxis stehen, die ebenso blinde Flecken erzeugt, wie richtige und falsche Produkte, Theorien und richtige und falsche Bomben.
Dass diese gegenseitige Unterstellung des Nichtdenkens aufhört, dafür lohnt sich heute ein Dialog.
Wenn das nämlich nicht aufhört, geht eine Schere auseinander, zwischen diese Scherblätter geraten unverstandene Energien und wir selbst und irgendwann schnappt die Schere zu.
Die Vorraussetzung für einen solchen Dialog ist aber, dass die Verdächtigung der Wissenschaft von Seiten der Kunst aufhört (böse, kalt, rational, dumm, etc…) Und tatsächlich gibt es hier auf Seiten der Kunst eine Bringschuld. Wissenschaft und Technik wurde durch die Kunst in den letzten 50 JAhren wenigstens bei uns immer subkutan verdächtigt. Man musste das eine Weile hinnehmen, weil der Schock von Hiroshima groß war. Aber jetzt ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, woran es liegen könnte. Also zum Beispiel waren Jule Verne und Karl Marx ungefähr Zeitgenossen. Marx Vision von einer gerechten Gesellschaft ist furchtbar gescheitert. Jule Vernes Vision vom Mondflug wurde realisiert. Eine Tatsache.
Warum ist das so?
Man muss es wahrscheinlich so hart sagen und im Falle der Bombe von einer Notwendigkeit sprechen. Der Abwurf war „notwendig“ damit Menschen sehen konnten, was das ist. Dieses hat eine Rückkopplungsschleife erzeugt, die vielleicht, möglicherweise einen weit schlimmeren Krieg zwischen den Russen und den Amerikanern verhindert hat.
Aber die zweite große Katastrophe, die die Bombe verursacht hat: Sie hat den Geist geblendet. Die Folgen kennt man: Wissenschaft ist prinzipiell böse…etc…Technik ist böse, Zivilisation ist böse. Und Eltern schicken ihre Kinder auf die Kunsthochschule. Und das sind Irrtümer, die man wirklich wegräumen muss. Und dabei könnte eben die Kunst helfen, die ihren untergründigen Verdacht und ihre grundsätzliche Technikaversion aufgibt.
Doch zwei Welten? Was die Gefahr der Schere angeht, mach ich mir auch Sorgen. Auch stimme ich zu, dass die gegeneinander vorgebrachten Vorteile zwischen Kunst und Wissenschaft erstmal doof sind.
Was aber das Beispiel der Mondfahrt und der gerechten Gesellschaft angeht, will ich eine Blick-Präzisierung wagen: um den Mond zu erreichen musste die Menschheit ›lediglich‹ materielle Widerstände überwinden (etwas vereinfacht, denn für eine Mondfahrt müssen Einzelne ihre Ängste usw überwinden); die Errichtung und Aufrechterhaltung einer gerechten Gesellschaft aber ist eine Sache, die mit gesellschaftlichen, kulturellen und persönlichen Widerständen zu schaffen hat. Fragen des Zielens, Werfens, Verfehlens oder Treffens bei einer materiellen Herausforderung wie der Mondlandung lassen sich auf objektiver Basis verhandeln bzw. bezeugen (entweder man trifft oder eben nicht), aber bei der gerechten Gesellschaft kommt es ja noch nicht mal zum gemeinsamen ruhig-konzentrierteren Würfen, weil beim Anvisieren schon die in verschiedene Richtung plappernden Ambitionen verschiedene Ziele anvisieren. Der Mond ist Fakt und kann von einer entsprechend ausgerüsteten Avantgarde erreicht werden, die gerechte Gesellschaft aber ist (noch!)
ein Idealeine Phantasma-Grabbelkiste, und es wäre nötig, dass ALLE auf gleiche Weise einen Zustand (der Harmonie der gerechten Gesellschaft eben) akzeptieren, damit die gerechte Gesellschaft Fakt wird (und bleiben kann): Jede Partei postuliert natürlich das eigene Ideal so, als ob es Fakt wäre (eben ein Fakt, der ›erst‹ noch verwirklicht werden will).Ich fürchte, solange keine verbindliche, allgemein geteilte Verständigung zum Messen, Erreichen und Instandhalten des Ideals gerechte Gesellschaft besteht, solange wird gesellschaftliche Harmonie (egal ob es sich dabei um apathische oder erregte Harmonie handelt) das selbe Schicksal teilen, wie alles Glück: flüchtig sein und erst wenn es verflossen ist erkannt und geschätzt werden. — Marx war, wie andere auch, immerhin in der richtigen Richtung unterwegs, indem er auf die Ungleichheiten zwischen den Mächtigen und den Ohnmächtigen hinwies.
@Ifone/molosovski Zu I: Marx gescheitert – Jules Verne realisiert: Das ist, ich nehme an, Sie sind Adorno-beschlagen – genau der Abgrund zwischen instrumenteller und aufklärerischer Vernunft, zwischen den Termen Naturbeherrschung und Versöhnung in einer „vernünftigen“ Gesellschaft. Dass diese aufs Ganze gerichtete Vernunft gescheitert ist, hat Adorno natürlich erkannt – von einer anderen Seite als Heidegger. Dennoch würde ich da molosovski folgen, dass man den Anspruch auf eine gerecht eingerichtete Gesellschaft nicht mit Müll der letzten Saison entsorgen soll, sondern irgendwo und in welcher Form auch immer sich bewahren sollte.
Zu I,2: Was Sie über die Notwendigkeit des Bombenabwurfs schreiben, finde ich ein sehr riskantes Argument. Für solche historische Katastrastrophen (keine Naturkatastrophen!!), darf es auch nicht den Ansatz einer nachträglichen Rechtfertigung geben. Ich stelle mir manchmal Situationen vor, über die es übrigens, so weit ich es sehen kann, keine Forschung gibt, also etwa, dass die sogenannten Menschenversuche in den KZ’s zu medizinischen Verfahren geführt haben könnten, die später irgendwem sein Leben gerettet haben.
Für die Beteiligten sind es immer 100%, da gibt es keine statistischen Bruchzahlen: Für die Opfer, die gequält und getötet wurden, genau wie die Opfer der Bomben in Japan, ebenso wie die Geretteten!
Und trotzdem – es kann nichts gerechtfertigt werden, im Nachhinein doch so hingebogen werden, dass selbst dem Ungeheuerlichsten noch ein Sinn implementiert wird. Dass da andere Kategorien anzuwenden sind, als argumentative Verknüpfungen hergeben.
Mal bis hier her!
Ergänzung Die Atombomben am Ende des von WK II = zwei Ausrufezeichen zu dem Satz: »Der Mensch ist des Menschen Wolf«. Die Atombombe hat den Planeten Erde zum Percussionsinstrument degradiert.
Nicht die Technik hat gekillt, sondern Menschen haben sich fürs Töten der Technik bedient. Alles weitere betrifft die Problematiken des Sach- und Zugzwanges.
Die medizinische Forschung in KZs war soweit ich weiß, dem Aufbruch ins All dienlich, oder? Das soll keine nachträgliche Rechtfertigung für die KZ-Greul meinerseits sein, sondern lediglich auf den monströsen Zusammenhang ›Erkenntnis durch Leid‹ deuten. »Kein Wachstum ohne Schmerzen«, ist die dazu passende Beunruhigung.
@Ja nun Der Widerspruch zwischen instrumenteller technischer Vernunft und Gesellschaftsutopie ist nur ein scheinbarer. Der Konflikt ist eigentlich obsolet. Foucault hat das herausgearbeitet. In dem Moment, wo die Idee aufkam, man könne Gesellschaften regulieren, hygienisch, statistisch, etc…verfolgte man ja die Idee einer idealen oder wenigstens „guten“ Gesellschaft. Marx war ja nicht der erste, der über sowas nachgedacht hat. Das kam alles schon mit Beginn des 19. Jahrhundert auf.
Die Idee der Regulation ist aber nichts weiter als als das Anwenden von Techniken, Medizin, Statistik etc… auf die Gesellschaft. In dem Moment muss man Entscheidungen treffen. Und Entscheidung heißt: Listung, heißt Selektion.
Das Problem ist aber, dass eine Zivilisation um regulative und selektive Techniken nicht drum rum kommt.
Molosovskie – die gesellschaftlichen Preise und Anstrengungen die für den Mond bezahlt wurden sind vom Prozess her gesehen nicht zu unterschätzen. Es waren nicht nur einige wenige Mutige. Es war eine Menge Brutosozialprudukt und „Menschenmatrial“ was dafür verbraucht wurde.
@Ifone bei Foucault sitzt der Widerspruch nur an einer anderen Stelle. Dass nämlich dieselben Verfahren, die als Durchleuchtungs- und Überwachungsstrategien aufgedeckt werden, gleichzeitig der Emanzipation gedient haben. Wie diese aus den momentanen technischen Innovationen herausspringen sollen, sehe ich nicht. Vielleicht, dass wir uns bald unsterblich machen können – wäre das so ein Fortschritt?
@Foucault 2 Genauer: Foucaults aufklärerischer, darin auch emanzipatorischer Diskurs, verdankt sich genau den Strategien, die Foucault transparent macht. Nur: Auf diesen Widerspruch wurde in der Phase der F.-Rezeption ausführlich hingewiesen. Zugegebenermaßen ist die Reanimierung Adorno’scher Begriffe (wie oben) etwas regressiv, weil zu spontan erfolgt.
@hurka: Ich stimme ihnen zu. Richtig. Foucault hat nichts gelöst. Aber das ist kein Wiederspruch, sondern nur eine Konsequenz. Aber er hat uns sein Testament hinterlassen, wie alle wichtigen Philosophen und Denker, seien sie nun Wissenschaftler oder Philosophen. Bei den Gewissenhaften sehe ich hier keinen Unterschied. Foucauld gehört für mich zum Forschertypus der Philosophie ebenso wie Aristoteles oder Pascal oder auch Leibnitz, und damit in die Geschichte der Rationalität.
Adorno dagegen gehört für mich zu den Theologen. Theologen hinterlassen auch Testamente, aber als Bibeln. Wenn das ganz offen liegt und anerkannt ist, habe – ich damit kein Problem. Wenn es aber verdeckt ist, dann versteht man nicht, das Adorno genauso zur Geschichte der Rationalität gehört und glaubt an ihn als etwas darüberstehendes. Zur gelebten und praktizierten Rationalität aber gibt es für uns einfach keine Alternative. Was wir einmal wissen, können wir nicht mehr vergessen. Wir gehen über Brücken, die hinter uns verbrennen. Alles Andere wäre schlechter Gottesdienst.
Was ihre Frage in Bezug zur Unsterblichkeit betrifft, kann ich nur auf die aktuellen Bewegungen der Wirklichkeit verweisen und auf einen Versuch sieh zu verstehen und zu ergründen. Und dazu gehört vor allem der Versuch, zu verstehen, was den Marsch der Technik trotz Adorno, trotz, Dialektik der Aufklärung weiter antreibt. Und dieser Marsch gehört zu einer dynamik, die wir immer noch nicht verstanden haben. Hier darf es zunächst nicht mehr darum gehen, was wir wollen oder nicht wollen, was wir uns wünschen oder nicht wünschen, das wäre wieder schlechte Theologie. Wir müssen der Wirklichkeit vorurteilslos ins Getriebe schauen, so wie es Foucauld getan hat. Und so lese ich sein Testament.
Erst dann, können wir Ableitungen und Entscheidungen treffen, indem wir uns wie Wissenschaftler verhalten.
@Ifone Rationalität? Verdanken sich die wichtigsten Erkenntnisse nicht der Intuition?