irgendwann begegnet jeder mensch dem, was ihm den eigenen abgrund öffnet. flauberts emma wird durch die stimme des blinden an ihren abgrund geführt, und sie hat die fähigkeit, sich diesen ansehen zu können. diese fähigkeit ist, glaube ich, eine, die nicht nur dem einzelnen, sondern auch dem kollektiven menschen angst macht, denn er re:agiert auf diese tendenz der wollenden auflösung. ich differenziere hier zwischen der fähigkeit, die kraft der erneuerung, die durch die eigene vernichtung entsteht, auch wirklich kraft einer erneuerung werden zu lassen, oder nicht verhindern zu können, dass diese kraft schließend immer wieder den kreis der eigenen erstarrung nährt, welche dann wieder der kollektiven nahrung gibt. bei einer explosion wirken die kräfte vom zentrum fort, bei einer implosion richtet sich die kraft auf das zentrum selbst. ich denke da an medea oder elektra, deren selbstzerstörerische kräfte auf ihrer lebensbahn nur wuchsen, aber mit der energie ihrer erneuernden auflösung den kreis geschlossen hielten. mir begegnen menschen, bei denen ich merke, dass sie die tendenz zur eigenen auflösung haben, die erneuernde energie der eigenen vernichtung verkehrt sich in das gegenteil, weil sie sich in einem geschlossenen system vermehrt, auch schaffen sich diese menschen immer wieder situationen, deren sog sich noch nicht einmal ihr umfeld entziehen kann, es wird dazu gezwungen, diesen willen zur auflösung zu unterstützen, um so den notwendigen druck von außen auf dem erforderlichen level zu halten.
mir geht so viel durch den kopf, weil ich weiß, dass die gefahr besteht, dass mein willen, mir schmerzen zufügen zu lassen, eben nicht nur diesen auflösenden und erneuernden faktor in sich trägt, sondern auch das gegenteil. hier ist die grenze, an der ich stehe; aber hier beginne ich, meine eigene kraft zu empfinden, und den willen, mir das ansehen und mich dem aussetzen zu wollen. dieses macht aber wiederum dem „normalen“ menschen angst, weil er fühlt, dass der gesellschaft erstarrendes leben und das eigene immer einen sog des nichts in der mitte hat, dem auch er sich nicht entziehen kann, weil er ahnt (es eben nicht immer weiß oder aber nicht wissen will), dass die scheinbare normalität auch ihr gegen in sich trägt. hier verweigern sich die meisten, sie kommen nicht gut damit zurecht, wenn sie einem menschen begegnen, der diese intensive kraft offensichtlich lebt. medea und elektra waren teil der menschlichen gesellschaft, man haftete ihnen diabolisches an, aber es war nicht nur der eigene innere impetus, sondern auch der von den anderen, der von außen kommende, der sie aus dem system katapultierte.
ich stehe an meinem abgrund und sehe die menschen, die mir in den letzten jahren begegneten. re:agierten sie einfach nur auf meinen wunsch nach auflösung? ein negatives zentrum hat in entsprechender wechselwirkung häufig zusätzliche elemente um sich herum angeordnet, welche die negative energie noch verstärken, das zu erkennen, ist ein meilenstein in der eigenen geschichte. die tatsache an sich, ist mir schon viele jahre bewusst. jahre später kann es die energie vollig unsortiert auftauchender gedanken sein, die mich wiedererkennen lassen… so wie die gedanken dieser halben stunde, in der ich heute morgen nackt auf dem balkon in der sonne lag. unter der oberfläche, die die wärme und das licht der sonne aufsog tauchten diese gedanken auf, sie gingen nicht wieder. die nächste spiegelung ist die spürbare lust, die aus der ambivalenz des unbestimmbaren entsteht, welches eindringt und die grenzen öffnet.
manchmal reflektieren die morgen das steigende, von der nacht genährte sonnenlicht.