23.5.08 19:43 – Fr – 18,5°C – licht die grüne Weite

Drang sogar bis in meine Wohnung, die ich nicht verlassen habe und nicht zu verlassen gedenke. Lag vielleicht auch an den draußen wieder spielenden Kindern und den dabei sitzenden Müttern. Und da es wieder freundlich zu werden scheint, befürchte ich, daß ich morgen früh um acht auf dem Bahnhof in Orte frieren und dann im weiteren Verlauf des Tages in Rom schwitzen werde. Verabredung mit der Steuerberaterin (die ich schon damals hatte, als ich noch dort wohnte: daher), weshalb heute noch eineinhalb Stunden Sucherei nach Papieren für die Steuererklärung draufgingen. Nun ist alles beisammen. Beim Essen vorhin auf dem Sofa spürte ich – nebenbei in einem Antiquariatskatalog blätternd – seit langem wieder Entspannung. Nicht die anästhetisierende Wirkung durch das erste Gläschen nach getaner Arbeit. Oder schon am späten Vormittag, wie noch vor 2-3 Jahren, um auszuhalten, was auszuhalten war. – Dadurch, daß das Tagebuch ein Erinnern ist, hebt sich das Erinnerte in eine höhere Bewußtheit, die nüchtern schlechter wieder verdrängt werden kann. Weshalb ich erst eine halbe Stunde am Ballerspiel saß, um mich auf diese Weise doch wieder ins Tagebuch zu bringen. Das dann mit Kopfhörer. Es knallt in einer Tour in den Kopf. Schon gar nicht kann ich darüber schreiben, was die Hormone mir derzeit vorgaukeln. Diese Schwelle kann ich nicht überschreiten. – Heute abend ist tatsächlich mal wieder Musik vom Dorf angesagt, vielleicht die Einleitung zum Festwochenend-Klamauk. Heute nicht Schwof-, aber Schmusemusik: jemand klimpert auf einer elektrischen Gitarre. Ich werde mich ins Bett legen mit einem Buch. Oder auch nicht. Ich weiß es noch nicht. – Ach ja, ich könnte ja noch die neue Internetseite des Antiquariats aufsuchen, in dessen Katalog ich vorhin blätterte: „Äschylos von Heinrich Voß“, Heidelberg 1826 für € 140. Und ihn sich in die Hände denken. Was dann meist wirklich in die Hand kommt, hat eine andere Gestalt. Belli nannte ihn den >>> Vater der Heiligen.
Die Ballerei ließ mich fast Paul und seine Mail von vorhin vergessen, er könne sich heute einfach nicht aufs Tagebuch konzentrieren. Dem will ich dann auch noch antworten.

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