Arbeitsjournal. Dienstag, der 26. August 2008.

[Arbeitswohnung. Penderecki, Zweites Cellokonzert-.]
Latte macchiato. Dreieinhalb Stunden geschlafen. Erst mit dem Vater der Freundin meines Jungen unterwegs gewesen, der – der Vater – das Patent auf eine Urne entwickelt und zugesprochen bekommen hat, in der sich, wird sie mit Asche gefüllt, aus den Überresten des und der Verstorbenen eine ganze Vegetation entwickelt; die Frage ist, wie bringt man so etwas auf den Markt. Das Problem ist auch eher nicht meines, andererseits finde ich das eine eigenwillige Idee für eine Erzählung, daß man sich aus seinen Altvorderen so nach und nach ein blühendes Blumenfenster anlegt. – Danach noch einen Spielfilm über die Jagd auf fundamentalmuslimische Terroristen gesehen, „hab keine Angst vor diesen Männern“, flüstert der alte Korangelehrte seiner vielleicht siebenjährigen Enkelin ins Ohr, bevor man ihn exekutiert, „wie werden sie alle umbringen.“ Exakt das hat der US-amerikanische Terroristenjäger einer Freundin ins Ohr geflüstert, bevor er zu seiner Jagd aufbrach. Das Bewußtsein, daß es sich bei alledem um tragische Prozesse handelt, ist deutlich da.
Gestern den gesamten Tag über an den Mit-Vorbereitungen für den >>>> horen-ANDERSWELT-Themenband gesessen; es geht auch ums Cover, und wenn man mich da mitsprechen läßt, nehme ich das wahr. Jetzt kann ich nur hoffen, daß Mr. >>>> Lebbeus Woods >>>> dieses freigibt. Für den Abdruck >>>> hiervon hat >>>> Zazie gestern ihre Zustimmung erteilt. Das Netz ist mehr als Gold wert; Gold würde nur zahlen, das Netz zeigt auch. Immer noch offen ist der Titel des Bandes; s c h o n eigenartig, wenn jemand, ü b e r den der Band gehen wird, mit an seinem Titel herumzustricken gebeten oder doch drum gefragt wird. Zumal mir werbliche Überlegungen so ferne liegen.
Bibliografie zusammengestellt, weitere Briefe geschrieben und weiterhin an dem Gedicht hängengeblieben, das immer noch nicht genau das erfaßt, was ich erfaßt haben möchte. Ich stell es diesmal aber nicht mehr ein, weil es mir etwas auf die Nerven gegangen ist, daß mir, wenn ich eine Unsicherheit, Unklarheit, Unentschiedenheit diskutiere, immer gleich die Lebenssinnfrage gestellt, bzw. so getan wird, als wäre ein Gedicht, das verunglückt, das Symbol eines verunglückten Lebens-Gesamtwerks.

Deutlich gemerkt gestern, daß ich zwei Tage lang nicht am Cello saß; ich bin auch ein wenig frustriert, nachdem ich vor drei Tagen mein Spiel mit dem DAT-Recorder aufgenommen habe und dann, beim Abhören, s e h r erschrocken war. Recht zumutbar ist das keinem, und es ist mir jetzt sehr deutlich, wie sich >>>> Mr. Watson gefühlt haben muß, wann immer >>>> Mr. Holmes in einem Anfall von Schwermut zu seiner Geige griff.

6.35 Uhr:
[Nielsen, Vierte.]
Fand ich gerade… >>>> d a s hätte ich gerne als Umschlag des Gedichtbandes (DER ENGEL ORDNUNGEN).

Die Füße im Fuß-, die Ohren im Ohrbad. Beides erweicht. Mein Junge mit seinen acht, als die Mama ihn fragte, wieso er beim Brettspiel immer auf mich draufhaue und nie auf einen anderen Mitspieler: „Weil der Papa so ein harter Mann ist.“ Da kommt man dann doch ins Gegrübel.

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