Fäden. 02.12.2008. Paul Reichenbach zählt Tropfen.

Ja – es gibt Grund genug in Gründen zu suchen.
Der Faden, den >>>>Ariadne einst Theseus spann, damit er nach der Tat herausfinde, war aus dicker Wolle zwiefach gedreht gesponnen. Ein Zwirn in Purpur getränkt. Doch heute ist Ariadne, die Verlassene, die Verschmähte, lange schon tot. Auch die Nornen sind längst schon begraben; und die Fäden kommen aus Spinndüsen, sind dünner und kaum noch zu sehen.
Oder sie fließen, von Kabul über Bombay bis Bagdad, unversponnen blutrot schmal aus den Mündern. >>>>Das Blut ist echt, wie Sie es sich nicht in Ihren schönsten Träumen ausmalen können. Im Labyrinth, dem Raum mit gefakten Räumen – bemalte Wände mit Misstrauen -, nagen seit Jahrtausenden die Ratten an den Knochen des Minos. Und leben gut davon. Wie finde ich nun zurück. Den Faden, das dünne unzerreißbare Band, ich kann ihn nicht finden. Nasskalt und blutverkrustet ist der Boden der Erinnerung auf dem wir liegen. Wussten Sie, Diadorim, dass die Zeit in eine Streichholzschachtel passt ? Dazu bedarf es nur eines gleichmäßig tropfenden Wasserhahns. 128 oder 133 Tropfen, ich weiß es nicht mehr genau, füllen eine solche Schachtel. 18 Schachteln zwischen Amselsang und weißen Rauschen, das manchmal von grellen Blitzen unterbrochen wird, sind ein Tag, der sich seine Stunden selbst sucht. Kennen Sie das?
Im traurigen Monat November war ’s, da ward ich hinüber.

Bildquelle: >>>H I E R

2 thoughts on “Fäden. 02.12.2008. Paul Reichenbach zählt Tropfen.

  1. Das Trauma tropft und wer es nicht im Handstreich in Streichholzschachteln aufzufangen vermag, der löscht ein langes Leben lang!
    Wer das nicht kann, der brennt genau so lang!

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