>>>>Alles, was ich habe, das will ich nicht. Dem Wünschen und Sehnen entspricht das Sehren. Klar, dass Diadorim bei Bruno Lampes Satz der Bruder Nimmersatt >>>>Maier Helmbrecht einfällt, der über seine angestammten Grenzen hinaus will und natürlich dabei stolpert, was zur Folge hatte, dass man ihn hängte oder henkte, was so ziemlich auf dasselbe hinausläuft. Helmbrechts Vater, der seinen Sohn immer wieder anmahnt, sich doch mit dem zufrieden zu geben, was er hat oder was in gegebenen Möglichkeiten liegt, spricht zu tauben Ohren. Wer selber Vater oder Mutter ist, weiß, dass elterliche Ansprachen keinen Sinn machen, sobald ein „tyrannisierendes Gesellschaftsetwas“ über den Nachwuchs Macht gewonnen hat. Der Einfluss der Eltern auf ihre Kinder war im Mittelalter, siehe Helmbrecht, offenbar genau so gering wie heutzutage. Untersuchungen in der Neuzeit belegen, dass Eltern heute, in Konkurrenz zum gesellschaftlichen Mainstream, nur etwa bis zu 10% an Entscheidungen ihres Nachwuchses beteiligt sind. Die restlichen 90% teilen sich verschiedene soziale Faktoren, die außerhalb elterlicher Einflussnahme liegen. Voran geht natürlich die Werbung, die vehement „Idolisierung“ betreibt, gleich, ob es sich dabei um Markenklamotten oder um Lebenslegenden globalen Pop- und Sportpersonals handelt. Vorbilder, in dem Sinn, wie sie noch vor Jahren verstanden wurden, spielen scheinbar keine Rolle mehr. Ist es doch leider zur Mode geworden, eher den Arsch von Britney Spears anzubeten, statt Marie Curies Hirn. (Wer ist Marie Curie, höre ich die etwa 16-jährigen fragen.) Das hat zur Folge, dass Mütter und Väter ein Leben lang darum bibbern, dass ihre Sprösslinge nicht als Helmbrechte, Lämmerschlings oder Gotelinten enden. Die Drogenabhängigen sind ja nicht wirklich verschwunden, nur weil man ihnen nicht mehr so direkt begegnet, wie noch vor Jahren, als sie an den Rolltreppen der Ausgänge des Frankfurter Hauptbahnhofes sich versammelten. Ich habe einmal erlebt, wie ein Vater seine Tochter, die bis zum geht nicht mehr vollgedröhnt schien, sie war vielleicht 17, ohne Erfolg anbettelte, wieder mit zu ihm nach Haus zu kommen. Wie gesagt, man sieht sie nicht mehr so häufig in Gruppen auf Plätzen und Strassen. Sie hängen in den Suchtberatungszentren herum oder beleben das Parkett, dies ist allerdings eine etwas andere Klientel, an der Börse.
Bildquelle: H I E R
ohohoh, neinein, es war doch ganz anders. ich kann doch den helmbrecht leiden, ich kann ihn gut verstehen, ich hab ihn doch gemocht, und ich finde, er hatte ein recht auf diese mütze. am anfang steht ein unkorrumpierbarer wunsch nach gleichberechtigung, oder eher eine ablehnung der ungerechtigkeit: warum die, aber ich nicht. das fragt er sich doch zu recht, und nicht umsonst würden ihm die eltern ja noch geholfen haben, wenn sie nicht ähnlich gedacht hätten.
man braucht nur die richtigen wunschbegleiter, und davon gibt es nicht viele, da ist was dran.
dabei, vielleicht ist es nicht einmal das. ich war immer irgendwie darauf bedacht, mich nicht völlig zu verausgaben. vielleicht hat das meine eltern in bezug auf meinen umgang in jungen jahren beruhigt, vielleicht haben sie das gemerkt. vielleicht haben sie es aber auch schlicht nicht so genau wissen wollen. ich war nicht vernünftig, ich war nur ungern so bedröhnt, dass ich mir nicht mehr zu helfen wusste. in der regel sah das dann so aus, dass ich manches konzert verpasste, weil schon am anfang klar war, dass niemand mehr zurück fuhr und man irgendwo im ostbunker, auf der zeche karl, im tiefsten bielefeld die nacht damit verbrachte, eine rückfahrgelegenheit zu organisieren. eins der widerlichsten erlebnisse verlief so.
– barbara halt an.
– ich kann nicht anhalten, ich bin auf der autobahn.
– barbara halt an, ich muss kotzen.
– ich halte nicht an.
dann ergoß sich etwas warmes und bröckchenhaftes in meinen nacken und barbara hielt an. auf der autobahn. danach trug ich die haare stoppelkurz.
wirklich beinahe alle waren bereits von zuhause ausgezogen, lebten in betreuten wohnprojekten, hatten die schule geschmissen, oder hatten eltern, die ähnlich verpeilt waren, und natürlich hat mich das attracted, aber irgendwie war ich nur dabei und fühlte mich nicht ganz zugehörig. es gab etwas wie ein solidaritätsgefühl, ja, und es gab eine zeit, wo ich merkte, dass es genügte, ein zerrissenes t-shirt zu tragen, kurze haare und domestosjeans, dass man auf die übelste art, zumal als mädchen, angemacht wurde, von den ach so gewissenhaften steuerzahlern. dinge, die man lieber nicht gehört hätte, dagegen empfand ich mich brav und ehrlich. ein bisschen, scheint es mir heute, war es verkehrte welt. denn ich war ja glücklich und zufrieden mit den freaks, die so freakig gar nicht waren. sie machten musik, die den namen nicht verdiente, sie fuhren skateboard, aber sie waren da und sie wollten da sein, sie spielten mit offenen karten und brachten einen, wenn auch bekotzt, aber eben doch wieder nach haus.
*der typ, der mich bekotzt hat, war auf bewährung raus, jugendhaft, er hatte ein haus angezündet. als barbara anhielt, drehte er sich seelenruhig erst mal eine zigarette und rauchte angelehnt am, ja, kotflügel, ich zupfte mir die reste aus dem haar und befand: du bist echt zum kotzen.
Ich sehe Maier Helmbrecht ähnlich wie Sie,
weil er aufgehängt wurde,
vergeben Sie mir, diente er hier nur als „Aufhänger“. 🙂
oh doch, … die drogenabhängigen sammeln sich noch an den rolltreppen und in den b-ebenen hiesiger u-bahnhöfe. und auch INNERHALB der börse gibt es genug herren, die mal eben vor die türe treten, um sich einen stein cocaine zu kaufen.
rund um den bahnhof sieht es vielleicht nicht mehr so aus, wie noch vor zehn jahren, dennoch: die schattengestalten am rande bleiben hartnäckig in den ecken, in die man sie schob….
Oh ja, ich kriege das ja nur maximal 3 oder vier Mal im Jahr mit,
was Frankfurt betrifft. Immer dann, wenn ich gemeinsam mit montgelas den Ausstellungsraum >>>>„Gutleut 15“ besuche, weil ich da am Hauptbahnhof aussteige. Sonst komme ich nie in die Ecke. In Mousonturm und Städel fahr ich mit der Strassenbahn. Zur Schirn und ins Literaturhaus benutze ich die S-Bahn. Und um in die Oper und ins Schauspiel zu kommen, setze ich mich ans Steuer. Das gilt natürlich nur für die kühle Jahreszeit, ansonsten trete ich in die Pedale. In den achtziger und neunziger Jahren kam ich manchmal schlecht an den vielen Drogenabhängigen vorbei, so dicht sassen die Junkies. Ich wollte sie nicht auf ihren Trips stören. Seit geraumer Zeit schon, auch durch das Angebot an Drückräumen, hat man sie in die Nebenstrassen, die „Bankenschatten“ abgedrängt.
Gloria auf Ihrer Couch? Und gleich ruhiggestellt.
@Reichenbach. Kein Freibrief für Eltern. Und dennoch, bei allen Einflüssen bleibt es letztlich Schuld und Lohn der Eltern, was aus ihrem Kind wird. Aus dieser Haftung sind sie nicht freizusprechen, auch nicht aus diesem Glück. Man muß in den Kindern sinnlich etwas schaffen, das ihnen den ruhenden Pol gibt, um den sie auch im Aufbegehren kreisen. Man k a n n das und h a t es zu tun. Die Klage über die nicht zu begrenzenden Einflüsse „von außen“ ist oft genug eine, jedenfalls für mich, nicht zu rechtfertigende Rechtfertigung fürs Versagen.
[Ob man freilich versagt oder nicht, ist ganz ebenso Ergebnis der Prägungen, die Eltern selber erfahren haben. Wenn man sich das bewußt macht, kann man beginnen, unliebsamen Prägungen – die sich z.B. in der Wiederholung von Familienmustern niederschlagen – etwas entgegenzusetzen; ich halte das sogar für eine Verpflichtung. Man muß es allerdings früh genug tun.]
Nein -Versagen wollte ich nicht rechtfertigen.
Nur zu bedenken ist, dass nicht alle Eltern und nicht jedes Kind die Stärke besitzen, dem Ansturm von Moden und Medien etwas entgegen zusetzen. Ein Zugeständnis an gängige Konsumgewohnheiten z.B. Markenklamotten seitens der Eltern, kann dem Kind das Leben in Schule und Kindergarten erleichtern. Die Ignoranz, die ich da an den Tag legte, wird mir heute noch zum Vorwurf gemacht.
es ist viel einfacher, man kann und mag nicht immer die ausnahme sein, es sei denn, man wird gerade dafür geachtet, aber das ist höchst selten der fall.