8.11 Uhr:
[Arbeitswohnung. Respighi, Dornröschen.]
Eben erst aufgestanden, erst um zwei Uhr nachts wieder hiergewesen, nachdem ich den Abend nach halb zehn Uhr mit U. und dem Profi verbracht und geredet und geredet habe. Nachmittags >>>> Kinderoper, deren Mitschnitt ich mir jetzt noch einzweimal anhöre, bevor ich die Kritik schreibe; außerdem will ich sie Adrian vorlesen, bevor ich sie einstelle: wichtig, bei einer Kinderoper, was Kinder s a g e n. Ein wenig drüber geplaudert haben wir bereits gestern auf der Rückfahrt per Rad auf der Suche nach dem Weihnachtsmarkt mit der Achterbahn. Es gab diesmal aber keine.
Der Junge wollte wieder zu seiner Freundin, *** war auf einer Premiere und hat wohl nach der Feier mit Laurin die Nacht verbracht; ich ging ans Cello und radelte dann nach Kreuzberg hinüber. Natürlich haben wir auch über die schwere Krankheit gesprochen, nein, nicht meine. In den schlimmsten Momenten zeigt sich immer, ob man gerne lebt; wenn es aus einer unablässigen Folge von Liebkosungen besteht, ist es nicht schwer, es zu mögen. Oder vielleicht doch. Es bedarf der Differenz.
In der Post fand sich nachmittags eine Sendung aus Frankreich: in >>>> Flammarions schön aufgemachten Periodikum L’Atelier du Roman ist nun, von Raymond Prunier übersetzt, meine Erzählung „Der Gräfenberg-Club“ erschienen. Damit liegen ein Roman, zwei Erzählungen, die kleine Gedichtauswahl und ein Aufsatz über MEERE auf Französisch vor; wenn ich mich recht erinnere, hat es vor vielen Jahren n o c h eine französische Übersetzung gegeben, aber ich erinnere mich nicht mehr, welcher Text es war, ich müßte mal meine Anthologiesammlung durchsehen.Über die BAMBERGER ELEGIEN nachgedacht, die von nun an ja aus einem w i e d e r anderen Lebensfeld überarbeitet werden müssen: das ist – nach der ersten Fassung – nun der zweite grundsätzliche Perspektivenwechsel, der über sie hinweg-, durch sie hindurchgeht. Deshalb habe ich den Eindruck, daß alles in die Objektivierung drängt; problematisch daran ist, daß ich unbedingt die auch emotionale Nähe halten will, die nun aber einen Aspekt von VORBEI hat, einen Aspekt des je Vorübergehenden. Ich denke, daß ich diesen m i t bearbeiten muß, um die Nähe, um dieses unironisch Heißblütige nicht zu zerbrechen, aus dem heraus die Elegien geschrieben worden sind; Trauer waren immer in ihnen, aber sozusagen der Gegenstand der Trauer hat sich verrückt. Die Gefahr nun ist Entrückung; genau das darf nicht ausstrahlen, was >>>> Ricard den Zustand des reinen Geistes nennt, sondern ich w i l l ja, trotz allem, die Emotionen entbunden haben: binden darf allein die Form. Denke ich mir.
Cello zu üben steht an; mein Junge wird mittags kommen, um ebenfalls mit mir Cello zu üben (wir sollen ja in fünf Tagen auf dem Weihnachtskonzert zwei kleine Duos spielen); danach geht’s dann mit seiner Freundin C. übern Weihnachtsmarkt. Abends werd ich ihn drüben zu Bett bringen, die Frau wird auch da sein, die Zwillingskindlein, die ich nun verliere, werden da sein und wieder „Papa“ rufen.