Arbeitsjournal. Freitag, der 20. Februar 2009.

7.25 Uhr:
[Arbeitswohnung. Gounod, Faust.]
Punkt fünf Uhr hoch, obgleich ich gestern nacht nach >>>> der Oper mit M. noch bis ein Uhr getrunken und geplaudert und viel(es) geraucht habe. Gleich auch schon, mit dem latte macchiato, an den Schreibtisch und die Einführung in kompositorische Strukturen des Fausts gelesen; außerdem für Paolo Contos Frankfurter Konzert am Sonntagabend eine Pressekarte bestellt; mal sehn, ob’s klappt: wenn nicht, reise ich bereits am Sonntag abend wieder zurück, andernfalls nehm ich den Montagmorgen-Sprinter. Dann die Arbeit beiseitegelegt und, indes ich bereits über meine Opernkritik nachdachte, erst mal zusammengestellt, was ich >>>> für Frankfurt brauche. Die harten Verrisse, die Wiegand (ab)bekommen hat, sind mir völlig unverständlich; einmal mehr erwies es sich, daß man Kritiken von Journalisten keinen Glauben schenken darf; von Musikschriftstellern, als einen von denen ich mich unterdessen auch zu bezeichnen beginne, ist das etwas anderes; diese nämlich diskutieren, wo jene wegurteilen. Für den Musikschriftsteller gilt Walter Benjamins Gebot der unendlichen Nähe, die zu erreichen sei. Jedem, der Arbeiten von Dichtern über Musik und musikalische Aufführungen mit denen von Berufskritikern vergleicht, wird auch da der Unterschied mindestens augenfällig, wo der Dichter geirrt hat; w e n n, dann irrt er m i t dem Werk und m i t der Inszenierung, nicht gegen sie – einfach weil er selber den Kunstprozessen nahe ist. Das betrifft auch Feinde: Sollte Laurin eines Tages eine Aufführung hinlegen, in denen er sich als Meister der Darstellung erweist, würde ich das, sofern ich’s erlebe, so auch schreiben, ganz unabhängig davon, daß ich ihn privat gerne köpfen würde. Mit verfeindeten Autoren habe ich das auch immer so gehalten: Kunst ist Kunst, das hat gesehen zu werden – auch wenn alles andere in die innersten Katastrophen treibt. Dennoch sollte ich mir Müller/Schuberts „Die Liebe liebt das Wandern/vom einen zu dem andern/Gott hat sie so gemacht“ endlich ins Herz gießen und begreifen… nein: fühlen, daß das auch dann gilt, wenn Kinder dasind.
So, ich packe mal. Dann will ich noch für eine Stunde ans Cello, das mitzunehmen wegen der intensiven Seminarzeiten unsinnig wäre; ich käme eh nicht zum Üben. Im Zug dann hab ich genügend Arbeit, um die Fahrt gar nicht richtig zu erleben: das Zagrosek-Gespräch muß weiter übertragen werden, die Kritik zu gestern abend ist zu schreiben, außerdem hat mir noch heute früh >>>> Helbig einen Text zur Durchsicht geschickt. Kurz vor zehn Uhr werd ich aufbrechen.

10.57 Uhr:
[ICE Berlin-Frankfurtmain.]
So, im Zug Jetzt erstmal an die Kritik.

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