5.56 Uhr:
[Bei Leukerts an C’s Schreibtisch.]
Nach dem ersten Seminartag, 19 bis 22 Uhr, mit den Freunden noch lange gesessen und B. Zugehört, der, als ich wieder herkam, noch an einem Hörstück saß: einem Klangstück aus verfremdeten, bzw. bearbeiteten Musiksamples und Originaltönen, die zu einer Art Oper ohne Worte, einer „Funkoper“ saß, wie er die Neigung hat, seine Komposition zu nennen; auch C. kam nachts noch hinzu, die mit einer Freundin unterwegs gewesen war. Teils werden die Klänge über ein Keyboard eingespielt, das eine vollständige Klaviatur hat; eine wunderschöne Arbeit ist das, in beiderlei Sinn: als Werk und als Beschäftigung. Nach eins lag ich im Gästebett, halb sechs erhob ich mich daraus; latte macchiato und eine Zigarette auf dem Balkon; es ist ein Nichtraucherhaushalt.Ich bin hier gerne; es wird hier viel musiziert, viel gearbeitet, gedacht und gelesen; B. las, bevor ich gestern um halb sieben http://www.hlfm.de/monitor„target=“_blank“>>>>> zum Literaturforum aufbrach, aus >>>> Pico della Mirandola vor: „Ich las in den Werken der Araber, ehrenwerte Väter, der Sarazene Abdala habe auf die Frage, was es auf dieser irdischen Bühne, um einmal den Ausdruck zu benutzen, als das am meisten Bewunderungswürdige zu sehen gebe, geantwortet: nichts Wunderbareres als den Menschen. Dieser Ansicht pflichtet jenes Wort des Merkur bei: Ein großes Wunder, Asclepius, ist der Mensch. Da ich über den Sinn dieser Aussprüche nachdachte, befriedigte mich nicht, was alles über die Vorzüglichkeit der menschlichen Natur von vielen angeführt wird: (…)“ – >>>> und weiter schreibt dieser erstaunliche Mann der soeben anhebenden Renaissance (noch schreiben wir das Mittelalter, Pico wird einige Male fliehen müssen, exkommuniziert werden und seiner Gedanken wegen in Todesgefahr sein): „Warum nämlich sollten wir nicht die Engel selbst und die seligen Chöre des Himmels mehr bewundern? (….) Worum es sich bei dieser Stellung handelt, Väter, hört und schenkt mir eure Aufmerksamkeit mit geneigten Ohren, entsprechend eurer Freundlichkeit.“ Und er beginnt, seine Antwort zu formulieren, die schon mit dem Bezug auf arabische Schriften noch gar im Inhalt der Kirche gefällt. – Dieses gab es beim Abendessen.
Ich übertrage nun erste einmal das Gespräch mit Zagrosek zu Křeneks Orpheus weiter; gegen halb neun wird hier gefrühstückt werden, um zehn muß ich dann wieder im Literaturforum sein. Heute wird es der härteste Tag: von 10 bis 19 Uhr, abgesehen von einer Mittagspause in einem Rutsch durch.