Appell zum Urheberrecht.

Gunther Nickel, Deutscher Literaturfonds, an ANH:

Lieber Herr Herbst,
das Heidelberger Institut für Textkritik hat einen Appell veröffentlicht, mit dem die Bundesregierung aufgefordert wird, gegen die schleichende Aushöhlung des Urheberrechts u.a. durch Google vorzugehen. Inzwischen haben ihn mehr als 1000 Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Übersetzer und Verleger unterzeichnet. Den Appell finden Sie hier:
http://www.textkritik.de/urheberrecht. Einführende Informationen in die Problematik hier:
http://www.textkritik.de/digitalia/google_urheberrecht.htm.
Auch das Kuratorium des Deutschen Literaturfonds unterstützt diese Initiative. Wir würden uns freuen, wenn auch Sie den Appell unterzeichnen und Ihre Kolleginnen und Kollegen auf diese Aktion aufmerksam machen.
Schöne Grüße
Ihr Gunther Nickel
ANH an Gunther Nickel, Deutscher Literaturfonds:Lieber Herr Nickel,
ich bin mir höchst unsicher, ob ich das unterschreiben soll. Das hat künstlerische Gründe. Das Urheberrecht schreibt Kunstwerke als Waren fest, als Gegenstände, als vererbbares Eigentum zumal. Die Erfahrung etwa mit den Erben Richard Strauss‘ zeigt, welch ein Unheil so etwas anrichten kann. Die kapitalistische „Lösung“ einer Eigentums-Waren-Festschreibung von Kunst halte ich für künstlerisch verderblich. Zugleich bin ich aber auf Erträge aus meiner künstlerischen Arbeit angewiesen und also hin- und hergerissen: soll ich die Kunst zugunsten meines persönlichen Wohlgehens verraten? Ich sehe dann immer zum Barock und denke mir: wieviel Vivaldi ist in Bach! oder später: wieviel Mendelssohn in Wagner, Reformationssinfonie, Parsifal usw. Die Vorstellung, daß Wolf Vostell heute die Genehmigung von Daimler Chrysler brauchte, um einige seiner berühmtesten Installationen und Bilder zu schaffen, dreht mir den Magen um. Eigentlich denke ich deshalb, auch für den „Fall Google“, daß wir eine völlig andere Art der Entlohnung für Künstler brauchten, angelehnt an den Bibliotheksgroschen oder die Industrieabgaben an die GEMA, nicht aber eine noch verschärfte Urheberrechts„lösung“. Eine Verschärfung des Urheberrechts festigt in jedem Fall die Kapitalkonzentration.

Wie gesagt, ich zaudere und zage mit mir selbst, bin aber an einer öffentlichen Diskussion über diese Belange höchst interessiert.

Ich grüße Sie herzlich aus Berlin:

ANH
http://www.albannikolaiherbst.de

[Urheberrecht.]

70 thoughts on “Appell zum Urheberrecht.

  1. Urheberrecht Wir bräuchten ein Urheberrecht, das u.a. auch ein Grundgehalt für Künstler einschließt (so wie es in Frankreich war – oder vielleicht auch noch ist); welches dem Künstler mehr Geld über Kopiererabgaben etc. zukommen lässt; welches die Nachgebliebenen im Todesfall versorgt, aber ihnen nicht Rechte zur Verhinderung des Gebrauchs der Werke zubilligt. Wir brauchen keine protektonistische Urheberrechtspolitik.

  2. Gunther Nickel, Deutscher Literaturfonds. Antwort an ANH. Lieber Herr Herbst,

    ich kann Ihnen da nicht zustimmen. Das Urheberrecht macht Kunstwerke noch nicht zu Waren. Zu Waren werden sie erst, wenn Urheberrechtsinhaber Nutzungsrechte verkaufen. Das zu tun oder zu lassen stellt das Urheberrecht genauso in deren Belieben wie die Entscheidung darüber, mit wem man als Urheberrechtsinhaber Verträge schließen will und mit wem nicht.

    Herzliche Grüße aus dem sonnigen Darmstadt
    Ihr Gunther Nickel

    1. ANH an Gunther Nickel, Deutscher Literaturfonds. Lieber Herr Nickel,

      das verschiebt das Problem nur: „Zu Waren werden sie erst, wenn
      Urheberrechtsinhaber Nutzungsrechte verkaufen.“ Der Hintergrund dieser Verschärfungen ist ja tatsächlich das Internet, und gegen seine A-Reguliertheit gehen vor allem diejenigen vor, die eh enorme Einnahmen haben; es geht um Kapitalinteressen, das sind: die Interessen des Kapitals. Das bisher bestehende Urheberrecht genügt übrigens vollkommen, man muß es nur anwenden, nicht verschärfen.

      Falls Sie mitdiskutieren oder die etwa entstehende Diskussion mitverfolgen mögen, hier der Link: /?p=6510/

      Mit den besten Grüßen

      ANH
      http://www.albannikolaiherbst.de

    2. Gunther Nickel, Deutscher Literaturfonds, an ANH. Lieber Herr Herbst,

      diesmal ist die Antwort gemixt: Nein, den Aufruf haben auch viele
      Schriftsteller und Literaturwissenschaftler unterschrieben, die
      keine „enormen Einnahmen“ aus Ihren Veröffentlichungen beziehen. Und
      ja, das bestehende Urheberrecht genügt völlig und man muß es nur
      anwenden. Daß genau das geschehen soll, darin und in nichts
      anderem besteht die mit dem „Heidelberger Appell“ verbundene
      Forderung. Vielleicht >>>> lesen Sie es nochmals nach?

      Schönstens: Ihr G. N.

  3. Ein Kunstwerk oder auch Literatur ist auch immer Ware. Alles andere ist Illusion. Jeder Schriftsteller, der beispielsweise in einem Buch einen Roman, eine Erzählung oder Gedichte veröffentlicht und anbietet macht sein Werk auch zu einer Ware. Dabei spielt der Preis gar keine Rolle, d. h. auch ein kostenloses Buch oder dieses Weblog hier ist eine Ware (im ökonomischen Sinn).

    Im Kapitalismus gilt: Ein hoher Preis ist zunächst einmal synonym mit hoher Qualität bzw. hoher Zuschreibung von Qualität (die sich in vielen Variationen äussern kann). Für das Kunstwerk hat das >>>>>Isabelle Graw neulich – m. E. nicht ganz überzeugend – analysiert.

    Für mich steht fest: 1. Es gibt so etwas wie „geistiges Eigentum“. 2. Es kann daher – wie jedes andere Eigentum auch – weitergegeben bzw, verfügt und vererbt werden. 3. „Eigentum verpflichtet“ allerdings, d .h. das ein Erbe eine Neuübersetzung eines schriftstellerischen Werkes nicht zulässt, obwohl sie an den Vermarktungsrechten beteiligt wäre, geht nicht. Patente laufen in der Regel nach 20 Jahren aus; Urheberrechte können m. E. nicht länger als Pharmapatente gelten.

    Das Internet greift fundamental in das gängige Urheberrecht ein, weil die Sanktionierungsmöglichkeiten nicht gegeben sind. Wenn ich von einem Server aus Übersee „Meere“ abschreibe und online stelle, kann der Autor dagegen so gut wie nichts ausrichten. Noch schlimmer ist es, dass sich multinationale Konzerne nonchalant über gängiges Recht hinwegsetzen (Google). Das führt gelegentlich zu idiosynkratischen Vorgehensweisen (vgl. Hürlimann/FAZ/Perlentaucher-„Affäre“).

    Was hier schon angesprochen wurde (Abgabe etc) halte ich für klug, es wird aber anders kommen. Wasser, welches durch das Dach eines Hauses kommt, kann man nicht mehr kanalisieren; es gibt keine Möglichkeit eines geordneten Sanktionssystems, es sei denn, die Freiheiten des Netzes werden extrem eingeschränkt.

    1. @Keuschnig. es gibt keine Möglichkeit eines geordneten Sanktionssystems, es sei denn, die Freiheiten des Netzes werden extrem eingeschränkt. 1) Das müßte g l o b a l geschehen. Unter wessen Protektorat? Ich meine diesen Begriff genau so, wie er in der kolonialen Nachfolge angewandt wurde.
      2) Was verlieren wir alle, wenn wir die Freiheiten „extrem“ einschränken? Um welchen Gewinn zumal – also um w e s s e n?
      3) Kommt Ihnen Ihre Formulierung nicht selbst wie der Ruf nach einer internationalen Notstandsgesetzgebung vor? Mit allen Konsequenzen, die Notstandsgesetzgebungen haben?
      4) Ich werde gegen den Warencharacter von Kunstwerken rebellieren, so lange ich lebe. Bei einer Notstandsgesetzgebung sowieso. Es nicht hinnehmen. (Steht nicht bei Bloch: „Es gibt ein Gewaltrecht des Guten“?)

    2. @Herbst Ich verstehe das richtig? Sie meinen die Unterwerfung der Menschen unter die Freiheit des Netzes, also die Unterwerfung der Menschen unter die von ihnen selbst geschaffene Technik? Sie erheben mit anderen Worten die Technik in den Status eines Subjekts, das über die Menschen als Objekte gebietet? Und Sie glauben ernsthaft, das sei kritisches Denken?

    3. @Zehrer. Ihre Interpretation entspricht in keinem Punkt dem, was ich da geschrieben habe. Die Freiheit des Netzes ist eben auch die Freiheit der Menschen; sie haben sich das an sich militärisch/machtpolitisch gegründete Netz erobert oder doch weite Arbeitsfelder darin erorbert. Eine internationale Notstandsgesetzgebung, die pekuniär ohnedies nur den Multis zugute käme, nähme das Emanzipative des Netzes restlos zurück und führte des weiteren zu einem rigiden internationalen System der Überwachung: in eine D i k t a t u r des Kapitals.
      Im übrigen unterwirft nicht die Technik hier den Menschen, da sie selbst gar kein Subjekt i s t, sondern ein Raum, den man mit Inhalten und ihrer Kommunzierung füllt. Wird diese von ökonomischen Interessen abhängig gemacht, werden es abermals die der Mächtigen sein.

    4. @Herbst Ich habe nirgendwo geschrieben, dass ich FÜR eine Einschränkung der Freiheiten des Netzes bin. Ich habe nur BESCHRIEBEN, dass dies m. E: nicht geht (zum Teil aus dem Grund, den Sie in 1 und 2 erwähnen).

      Sie können gerne gegen den Warencharakter von Kunstwerken rebellieren – ich halte das für eine arg infantile Einschätzung, die auch ein bisschen widersprüchlich ist: Wäre es Ihnen Ernst, würden Sie auf den Verkauf Ihrer Bücher verzichten. Durch einige Erweiterungen (bespw. Signierungen) forcieren Sie den Warencharakter ja noch. Wie gesagt: Ich mache Ihnen das nicht etwa zum Vorwurf. Aber es kommt mir ein bisschen vor, als beschwere sich ein Gourmetkoch, dass seine Zubereitung zu schön sei um einfach nur aufgegessen zu werden.

      Den Einwurf von Hans Zehrer finde ich äusserst belebend. Tatsächlich darf es nicht dazu führen, dass technische Möglichkeiten die menschlichen Umgangsformen bzw. Regeln bestimmen. Ich habe, was das Urheberrecht angeht, hierzu keine Lösung, warne jedoch vor der pseudo-revolutionären Attitüden.

      Mit dem „Gewaltrecht des Guten“ werden immer wunderbar Kriege geführt. Jeder meint nämlich, er sei der Gute,

    5. @Keuschnig ff. Mit dem „Gewaltrecht des Guten“ werden immer wunderbar Kriege geführt. Jeder meint nämlich, er sei der Gute, Das ist wahr; ohne es hätten wir aber weder ein BGB noch ein StGB; es hätte nämlich die Französische Revolution nicht gegeben. Die für Deutschland traumatischerweise verlorenen Bauernkriege hätten nicht geführt werden dürfen, und k e i n Volk könnte sich seiner Usurpatoren erwehren, gäbe es das nicht. Auch der Stauffenbergkreis hat, und mit Recht, es auszuüben versucht. Es ist damit, wie mit allem, ambivalent. Es kann nicht angehn, daß nur der Stärkere – gegenwärtig ist das noch die USA – völlig uneingeschränkt Gewaltmaßnahmen verhängen und durchführen darf und nicht einmal unter ein Völkerrecht zu beugen ist.

      Mit der >>>> signierten, also der autografierten Ausgabe, wenn schon, fördere ich nicht den Warencharacter – der nämlich Verfielfältigung bedeutete -, sondern spiele allenfalls den Fetischcharacter von Kunstwerken aus; es geht ja um Originale – etwas was dem Warencharacter strikt entgegensteht. Dazu ist erhellend, nach wie vor, Marx zu lesen. Im Gegensatz zum Warencharacter würde ich einen Fetischcharacter von Kunst nie bestreiten.

    6. @Herbst Man könnte jetzt darüber streiten, ob die Usurpatoren nicht gerade durch das Gewaltrecht des (scheinbar) Guten an die Macht gekommen sind und danach irgendwann wieder (gewaltsam) weichen mussten. Ich bin (natürlich) kein Pazifist, aber mir geht das Argument, man diene dem „Guten“, wenn man das „Böse“ vertilge im allgemeinen Diskurs ein bisschen zu schnell von der Hand. Natürlich kann ich einem Neo-Nazi auch mit Schlägern auflauern – überzeugen werde ich ihn dadurch nicht (im Gegenteil).

      Das was Sie (und andere) Völkerrecht nennen ist deshalb zahnlos, weil es nicht sanktionsfähig ist (womit wir wieder beim Anfang wären). Das wäre in etwa so als würde ein Teil der Bevölkerung Deutschlands die Gesetze zwar theoretisch anerkennen, aber die Gerichte nicht.

      Es ist ja auch nicht so, dass sich nur der Stärkere dem Völkerrecht nicht unterwirft (die Bush-Regierung der USA), sondern auch Länder wie der Sudan oder Israel nicht – gegen sie werden Resolutionen und/oder Sanktionen beschlossen, die allesamt ohne Reaktion bleiben. Dieses Ignorieren wiederum hat auch keinerlei Folgen.

      Kunstwerke sind auch Originale, dennoch sind sie Waren und Gesetzmässigkeiten der Ökonomie unterworfen. Gerade dadurch, dass sie den Charakter des Originals (häufig sogar der Singularität) haben, erhalten sie einen Symbolwert zugesprochen, der ihren Marktwert und somit einen Preis konstituiert.

      Und auch der Fetischcharakter eines Produktes zeigt sich im Marktwert (man nehme die ganze Markenartikel-Hype).

    7. @Keuschnig (fff). Auflachend:Das wäre in etwa so als würde ein Teil der Bevölkerung Deutschlands die Gesetze zwar theoretisch anerkennen, aber die Gerichte nicht.Großartig formuliert.

      (Ich möchte mit einer Erwiderung ein wenig abwarten, ob sich auch noch andere Stimmen melden, werde den Faden aber ganz sicher noch aufnehmen.)

    8. es wird sich meiner einschäztung nach nicht viel ändern wenn das buch frei im netz kursiert ausser dass es mehr leute lesen.
      ich selbst hab mir schon des öfteren überlegt ob ich meine paar feinen bücher,
      die ich besitze ( und sonst keine ) nicht ordentlich scanne und über e-mule erstmal rauslasse.
      es ist doch so :
      versuchen sie mal, selbst in einer musikbibliothek was von stockhausen auszuleihen – sie werden überrascht sein wie wenig von ihm da überhaupt ausleihbar ist.
      im netz bekommen sie fast den gesamten lichtzyklus.
      ich möchte nicht wissen, wo ich alban herbsts buch kybernetisher realismus bekäme ausser für 34 € im spezialgeschäft.
      die unis hätten schon längst ihren bestand an videomaterial und teuren büchern
      digitalisieren und ins netz stellen sollen.
      und da beklagt man sich allgemein über bildungsmangel.
      soweit ich weiss finanzieren sich spybot und seine macher ausschliesslich über spenden – funktioniert wohl auch.
      ansonsten zieht doch jeder eigentlich das buch vor – schon alleine als tapetenersatz/prestigeobjekt aber auch aufgrund des haptischen, des sinnlichen.
      vielleicht isses auch besser für die augen.
      ich denke es müssten erstmal die finanziell schon abgesicherten künstler ausprobieren was eigentlich passiert wenn :
      das entweder über sowas wie gema läuft
      oder über abo-seiten
      oder als teilveröffentlichungen.
      ich stimme keuschnig irgendwie zu dass bald entweder google den betrieb aufreisst oder booksharer.

    9. pop pupser artsy Ich finde auch, dass pop pupser artsy irgendwie Recht hat. Die Leser wollen lesen. Und die Autoren wollen gelesen werden. Das Netz bringt beide zusammen, und zwar ganz umsonst. Das ist doch toll!

    10. @ppa und Keuschnig. Auch hier bin ich Ihrer Meinung. Das betrifft auch Keuschnigs Einwand weiter oben, was >>>> Meere anbelangt. Ich fand hier in der damals noch jungen Dschungel einen Kommentar, der den Link auf einen rumänischen Server einstellte, über welchen das durchgescannte Buch komplett erhältlich gewesen ist; aus rechtlichen Gründen – ich stand unter einer mit 250.000 Euro bewehrten Strafdrohung – habe ich den Link entfernt, aber einen „Computerfreund“ die Sache beobachten lassen. Das Buch wanderte von dem rumänischen Server nach enormen Zugriffen erst auf einen russischen, dann einen japanischen, schließlich auf einen türkischen Server. „Das kannst du nicht mehr aufhalten“, sagte M. Von da an haben wir seine Beobachtung eingestellt; die letzten Zugriffszahlen lagen bei etwas unter einer Million. Ich kann netzhalber davon ausgehen, daß ganz sicher keines meiner Bücher so verbreitet wie dieses ist; es ist ein gutes Fundament dafür, daß jetzt die neue Buchausgabe eben n i c h t untergeht. Die Erfahrung zeigt fast durchweg, daß Netzpublikationen den Verkauf gerade von Büchern befördern, die, sagen wir, am Rande geschrieben werden und die der Betrieb eigentlich weghaben will. Insofern steckt in der Raubkopiererei ein enormes Potential an Widerstand, gegen den vor allem jene vorgehen, die eh Riesensummen verdienen. Dazu gehört vor allem die Film- und Musikindustrie.
      Des weiteren habe ich überhaupt kein Problem damit, wenn jemand aus meinen Büchern abschreibt. Denn es verbreitet den Gedanken, und man kann sicher sein, es finden sich Forscher, die auf die Urtexte zurückgehen. Clauren würde kein Mensch heute mehr lesen, hätte nicht Edgar Poe bei ihm abgekupfert (in diesem Fall zu Claurens Glück, weil das Ergebnis so viel besser ist – ein Risiko, das ich ebenfalls eingehen würde und eingehe). Umgekehrt werden aus Werken, weil man die Quellentexte ausgräbt, plötzlich Kunstwerke entdeckt, die ganz zu Unrecht vergessen waren und ohne die Abkupferei vergessen geblieben wären. Das ist das, was ich als antikünstlerisch am Urheberrecht empfinde, daß es so etwas verhindert.
      Noch ein Beispiel: Anthony Burgess, der schon als Schriftsteller enorm produktiv gewesen ist, hat weit mehr komponiert als geschrieben; von seiner Musik ist aber rein gar nichts bekannt, man bekommt sie auch nicht. Und zwar, weil die Joyce- und Burgess-Gesellschaft, die die Rechte an den bei der BBC lagernden Aufnahmen hat, pro Sendeminute etwa 300 englische Pfund verlangt – für den Öffentlich Rechtlichen Rundfunk völlig unerschwinglich. Das führte dazu, daß ich für >>>> meine seinerzeitige Burgess-Sendung auf Musik von Burgess verzichten mußte. Sein musikalisches Werk wird derart verschüttet, daß man dahinter schon Absicht vermuten muß. Irgendwann wird der Sender seine Aufnahmen digitalisieren; dann wird es Piraten geben, die die Aufnahmen „knacken“, und das Werk wird befreit werden. Man könnte von einer KRIMINALITÄT DER BEFREIUNG sprechen. Das betrifft auch viele meiner eigenen Rundfunksendungen, die, nachdem sie einmal ausgestrahlt wurden, für alle Zeiten in den Archiven verschwinden. Mir hat das gefallen, daß es offenbar Hörer gab, die mitgeschnitten hatten und die Aufnahmen dann bei >>>> emule eingestellt haben und vielleicht auch bei anderen filesharing-Servers. Auf diese Weise bleibt mein Werk präsent. Etwas, worauf es mir sehr viel mehr ankommt als darauf, für meine Arbeit entlohnt zu werden. Werde ich nicht entlohnt, ist das sehr bitter; das Werk selber aber ist wichtiger.

    11. Bei raubkopierter Software (ohne das generell gut heißen zu wollen) verhält das sich u.U. ähnlich: Wenn sich ein Student oder Schüler ein Programm illegal besorgt, das er sich ohnehin nicht leisten kann und in der Anwendung gute Erfahrungen macht, wird er es später auch verwenden und selbst kaufen, oder anschaffen lassen (in der Firma etwa). Durchaus ein Werbeeffekt.

    12. Internet und Notstandsgesetzgebung. Die Regelung sieht vor, dass der US-Präsident im Falle einer sogenannten cybersecurity emergency die Kontrolle über das Internet erlangen und Teile davon für die US-Bürger sperren kann. Sensible Einrichtungen wie Stromerzeuger oder wichtige Datenbanken sollen dann vom Datennetz getrennt werden, um die Gefahr von Hacker-Angriffen abzuwenden oder laufende Attacken zu unterbrechen. (…) Der Vorstoß der Obama-Administration würde der US-Regierung nun das Recht geben, eine Art Notstand für das Internet zu erklären.
      [>>>> Spiegel online, 16. April. Also es geht bereits los.]

  4. Alles ganz umsonst! Ja, der Computer ist umsonst. Der Strom ist umsonst. ANHs Miete sowieso. Und das Fressen für seine Kinder erst recht. Wenn man es nur lange genug dreht und wendet, dann bedeutet die Abschaffung des Urheberrechts endlich die Verwirklichung kommunistischer Ideale. Warum Marx, Lenin, Stalin & Co. darauf nicht gekommen sind, wo es doch so einfach ist!

    1. Im Gegenteil: Die Linke will das „bedingungslose Grundeinkommen“. Man bekommt also für die blosse Existenz Geld. Dann noch die Abschaffung des Urheberrechts – und das Paradies ist vollkommen.

      (Das ist ironisch gemeint)

  5. Ich glaube das nicht dass jemand nicht ins kino geht, weil man den film runtergeladen hat. Nur für musik kann das stimmen. aber geht es nicht um was anderes? wenn filme so verbreitet werden kann die filmindustrie die verbreitung nicht kontrollieren und deshalb den markt nur viel schlechter analysieren. es geht um kommende produktionen wahrscheinlich die man absichern will. man will bedürfnisse befriedigen, die man geschaffen hat indem sie schon vorher immer bedient und davor schon erzeugt worden sind. die piraterei nimmt den firmen die möglichkeit weg den markt so weiter zu lenken. darum geht es, oder? – zu lenken
    haben verlage von romanen wirklich diese probleme mit ihren büchern? Was ist denn das für ein aufwand wenn man ein buch scannt. Rechnet das mal auf zeit gegen das geld um das ein buch kostet. Das betrifft doch wirklich nur die, die sowieso millionäre sind

    1. also wenn ein verlag die hälfte eines buches ins netz stellt, so hätte man die möglichkeit sich in das buch einzulesen, es auf sich wirken zu lassen – das wäre für mich schon mal ein fortschritt ( also ein bisschen rumblättern in einer buchhandlung
      ist meins irgendwie nicht und rezensionen sind oft etwas subjektiv )
      das wird piraterie vielleicht ein wenig fördern weil man nur die andere hälfte scannen muss aber es führt eben noch nicht zu einem ordentlich oder liebevoll gemachten buch – bestenfalls zu einem haufen zusammengetackerter blätter.
      würde man seinen verlag ausschliesslich in einen netz-verlag umwandeln müsste
      man irgendwie auf abobasis arbeiten und würde das buch desavouieren zum leidwesen sicherlich vieler bücherfreunde ( ich tippe mal fast aller ).
      mit so etwas wie gema koppeln – für arme leute sicherlich interessant oder
      für fachspezifische bücher an denen womöglich nur ausschnitte interessieren.
      weiter kann ich gerade nicht spekulieren.

    2. liebevoll pop pupser artsy hat das irgendwie liebevoll durchdacht. ich verstehe auch nicht warum die verleger nicht einsehen wollen, dass es im netz für uns alle viel besser ist die bücher zu bekommen. die denken halt nur an kohle und nicht wirklich an die kultur.

    3. die denken halt nur an kohle und nicht wirklich an die kultur.
      Das eine gibt es ohne das andere nicht. Wenigstens nicht dauerhaft. Weil Verleger (ein Verlag) auch Selektionsbetrieb ist.

      Die Leute die für die totale Freiheit im Netz sind gerieren meist keine Einkommen aus ihrer geistigen Arbeit. Würden sie davon leben, müssten sie anders denken (auch Herbst würde anders denken, wenn er Einnahmeverluste zu befürchten hätte).

    4. @Keuschnig. Einnahmeverluste fürchten. auch Herbst würde anders denken, wenn er Einnahmeverluste zu befürchten hätte. Ich h a b e sie ja zu befürchten, da die Bücher auf dem Markt sind. Gerade bei Meere wären sie zu fürchten. Ich denke aber, wie ich oben ausgeführt habe, daß Einnahmen über die freie Verfügung im Netz überhaupt erst generiert werden, und zwar u.a. aus den Gründen, die der Mann von der Straße gerade genannt hat. Ich stelle auch hier in Der Dschungel bekanntlich immer wieder Texte ein, die dann in Buchform erscheinen, zuletzt etwa >>>> DER ENGEL ORDNUNGEN. Wer auch nur einige der Gedichte liebt, wird sich das Buch kaufen; da bin ich mir völlig sicher. Und es werden signifikant mehr sein, als hätte es die Publikationen in Der Dschungel nicht gegeben. Das wird im übrigen auch und gerade für >>>> ARGO gelten. Man muß nur eine Form finden, die beides aufeinander abstimmt. Daran, ebenfalls bekanntlich, arbeite ich seit nunmehr fünf Jahren.

      Die Leute die für die totale Freiheit im Netz sind gerieren meist keine Einkommen aus ihrer geistigen Arbeit.Auch das ist in dieser Normation sicher nicht richtig. Sie erzielen ihr Einkommen allenfalls anders, aber auch das ist für die Mehrzahl der Buchautoren ohnehin schon der Fall: sie leben von Lesungen, Vorträgen, Rundfunkarbeit usw., wofür wiederum das Buch die Eintrittskarte ist.

    5. Ranking Herr Herbst!
      Da Sie ja die Rankingzahlen Ihres Blogs so lieben und schon des öfteren hier feil geboten haben, nun von mir das Ranking zweier aktueller Bücher bei amazon.de:

      Meere……………………………Amazon.de Verkaufsrang: Nr. 508.420 in Bücher

      Der Engel Ordnungen: Gedichte (Taschenbuch)……….: Derzeit nicht verfügbar.
      Uups, wie geht das denn? Nicht verfügbar??

    6. Wahrscheinlich haben sie nicht richtig geguckt oder Sie
      sind neidisch, weil sie keine richtige Frau haben

    7. @amazone.de auflachend: nicht jeder kauft bei amazon, Amazone. Aber falls Sie es nun tun sollten, hätt ich a) eine Leserin mehr (auch wenn sie vermutlich verkappt und bloß das Schwänzerl, um unerkannt zu bleiben, zurückgebunden hat), und b) wär das dann schon mal Verkaufsrang 508.419 – ein Schritt ganz weit nach vorn.
      Was DER ENGEL ORDNUNGEN anbelangt, so irrt Amazon, es ein Taschenbuch zu nennen; im übrigen bestellt man bei >>>> Dielmann am besten gleich direkt; ihm spart das den Buchhandelsrabatt, Ihnen lange Wartezeiten.
      Es tut mir leid, wenn Sie die Rankingzahlen meines Weblogs n i c h t so lieben wie ich; aber ich mag es herzlichsten Herzens nicht ändern.

    8. Supertief Mann, das ist hier ja alles superinformativ und supertiefschüfrend. Alles supernah an der Ausgangsfrage dran. Herr Herbst, ich gratuliere Ihnen zu Ihren supertollen Lesern. Aber sind sind ja auch selbst ein Superstar! Mehr als 1 Million Leser von Meere, wer hätte das gedacht! Allerding sind sie trotzdem pleite. Wie paßt das zusammen? Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Zahl der Leser stimmt doch nicht so ganz, ganz genau, sondern nur so ungefähr genau. Oder sie haben es einfach superdoof angestellt. Wissen Sie worauf ich tippe? Ich glaube, Sie wissen es!

    9. Gern Sie verkennen meine Absichten. Ich wollte Sie a) zum Lachen bringen (was ja geklappt hat), b) eine Antwort provozieren (hat auch funktioniert), c) für trafic auf der Seite sogen, damit Sie armer Kerl auch ja genug Feedback bekommen (war ebenfalls erfolgreich). So bin ich zu Ihnen!

    10. Aber den Amazon-Link legen Sie schon mit Berechnung auf ihre Bücher, nicht wahr, Herr Herbst? 1 Million Raubkopien von Meere? Ihr Wunschdenken legt Nullen auf ihre Augen, mit denen man höchstens Toilettentüren beschriften könnte. Jetzt dürfen Sie gern wieder ausfallend werden, ist ja ihr Blog, ich wurde nur angelockt von ihrer Selbstbeweihräucherung,, als ich vor dem Literaturcafe auf einen Tweet klickte.

    11. Nachhilfe Herr Herbst, Sie schreiben: „Im übrigen unterwirft nicht die Technik hier den Menschen, da sie selbst gar kein Subjekt i s t, sondern ein Raum, den man mit Inhalten und ihrer Kommunzierung füllt.“ Sie verkennen, daß es sich ganz ähnlich mit dem Kapitalverhältnis, das Sie ja zu kritisieren vorgeben, verhält. Das Kapital ist von Menschen gemacht, aber es unterwirft sie als Objekte, und zwar leibhaftig. Wie das konkret aussieht, können Sie sich im nächsten Aldi oder Lidl angucken.
      Das Netz funktioniert ähnlich wie das Kapitalverhältnis. Es suggeriert, daß dort jeder gleich sei, jeder sich zu Wort melden dürfe usw., so wie es ja scheinbar auch den abgeblich freien Subjekten des Wirtschaftslebens jederzeit möglich sein soll, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen.
      Tatsächlich liegt das „Heft des Netzes“ längst in den Händen von börsennotierten Unternehmen wie Google, die den gesamten Input absorbieren und ihren Interessen gewinnbringen dienstbar zu machen verstehen.
      Was Ihnen sehr ernsthaft vorzuwerfen ist: Sie schwadronieren nur kapitalismuskritisch, kapiert haben Sie gar nichts. In der Geschwindigkeit, in der Sie hier Antworten generieren, kann Nachdenken bei Ihnen auch gar nicht stattfinden. Was wir hier lesen, sind lediglich Resultate von Rückmarksreflexen.

    12. Und Der Engel Ordnungen bei Dielmann direkt bestellen? Ist da denn jemand erreichbar? Wo Sie doch alle paar Tage schreiben, der Herr Verleger ist nicht erreichbar, verschollen, geht nicht ans Telefon, macht nur Versprechungen…Der Engel Ordnungen irgendwo in der Negev-Wüste unauffindbar. Wer lange genug im Sand buddelt, findet dann vielleicht ein Exemplar. Erst wird hier im Blog monatelang Werbung für das Buch gemacht und dann bekommt man es weder bei Amazon noch bei Libri und erst recht nicht in der kleinen Buchhandlung im Viertel. Und der Herr Verleger sitzt auf den Exemplaren und geht nicht ans Telefon, geschweige denn tütet er auch nur eine Direktbestellung so schnell ein, wie es vielleicht angebracht wäre. Da verpufft doch ihr Dauerwerbegeschreibsel für ihre Bücher hier im Blog (oder die ihres Kumpels beim Buchmarkt.de).

    13. @Lupfer Aber, aber Lupfer! Nun mal sacht. Wir wollen dem armen Irren doch helfen. Wir glauben doch, sonst würden wir uns hier ja nicht tummeln, daß dem Mann noch ein kleines Fünkchen – – okay, okay: ein sehr kleines Fünkchen – – Verstand innewohnt. Also sollten wir ihn nicht allzu hart mit der Realität konfrontieren, sondern schonend, sanft.

  6. Zitat: Das Urheberrecht schreibt Kunstwerke als Waren fest, als Gegenstände, als vererbbares Eigentum zumal. // Ende

    Ich möchte kaum die anschließend auf diese Bemerkung in der Wirrnis verlaufende Diskussion kommentieren, aber sie ist typisch wenn Menschen über Dinge reden von denen sie zwar eine Meinung haben, aber keine Ahnung.

    Das Urheberrecht zwingt niemanden dazu, sein Werk als Ware zu betrachten. Dem Schöpfer ist es unbenommen, zu Lebzeiten oder von Todes wegen sein Werk gemeinfrei ( also jedermann frei zugänglich) zu machen. Wirtschaftliche Notwendigkeit hindert, wie zu allen Zeiten, den allzu großzügigen Umgang mit diesem Recht und so komme ich auf das eingangs Zitierte zurück:

    Soweit der Urheber künstlerische UND/ODER wirtschaftliche Anerkennung oder Bewahrung seines Werkes begehrt, wird er das Instrumentarium des Urheberrechts zu schätzen wissen.

    Es mag sein, dass die normative Kraft des Faktischen ( Google seit Jahren) manch einen bewegt, das Settlement, welches auch die VG Wort, nun, vorschlägt, auch für sich anzunehmen. Es hat ja auch vielleicht Vorteile für jene, die ihr Werk bislang mißachtet sehen, denn so kann wenigstens ein bisschen was in die Portokasse kommen. Für mehr wird es nicht reichen.

    Das Eindringen von Google in das eingangs geschmähte Recht des Urhebers auf Eigenverwertung / eigene Bestimmung darüber was mit seinem Werk passiert, kann verhindert werden. Bis zum 5. Mai ist dafür Zeit.
    Was ist die Alternative?
    Der Untergang der Wahrnehmung durch eine Vielzahl von Menschen. Für einige Künstler entsteht so ein Dilemma: Man will wahrgenommen werden (warum auch immer) und wird es vielleicht nicht. Es bleibt, die eigene wirtschaftliche Ausbeutung durch freie Vergabe (erhöhte Wahrnehmung durch andere) oder das Settlement mit Google, obwohl das wäre, als ob der Teufel mit dem Beelzebub… denn es ist ja nicht Googles Werk an dem die Firma verdient.

    Mein Verständnis von Künstlern kennt die Facette, dass das Wort (das Werk) zählt, nicht das Geld. Aber das ist nicht die reine Lehre. Kaum einer kann sich leisten, frei von wirtschaftlichen Zwängen zu agieren. Vorlesungsreisen lohnen sich für jene, die sowieso schon eine gewisse Bekanntheit haben, für den Rest heißt es, in Buchhandlungen tingeln zu gehen und 5-15 Exemplare des aktuellen Werks loszuwerden.
    Daran ist nichts auszusetzen, denn die Anerkennung des Werks muss oder soll, je nach Intention, nichts mit monetären Aspekten zu tun haben. Wer das anstrebt, sollte sich mit Simmel (im Ernst) auseinandersetzen, denn der wusste, was die Leute wollen. (Nur keine Aufregung die über den angenehmen Schauder unter der Nachttischlampe hinausgeht)
    Ich vertrete Autoren, die wirtschaftlich u n d künstlerisch denken, sie haben zwar keine Millionenauflage, kennen und treffen aber ihren Markt und können recht ordentlich davon leben.
    Es gibt also einen Mittelweg und keineswegs das S/W Szenario, welches hier und anderswo dargestellt wird.

    1. @ A. Reichhardt Sie versuchen es mit vernünftiger Rede. Das ist bewundernswert, weil sich hier so unglaublich viele Spinner tummeln. Natürlich ist alles was Sie sagen richtig. Aber war, was Sie sagen nicht schon weiter oben gesagt, nur etwas kürzer gefaßt?

  7. Das überrascht? @ Hans Zehrer

    Wenn Sie meinen 🙂

    Das aus aller Kapitalismuskritik und Usurpationstheorie herauszufiltern wäre eine Leistung, die ich mir zu dieser späten Stunde nicht mehr anmaßen möchte.
    Sei’s drum.

    „Die Wahrheit kann nicht oft genug wiederholt werden“

    Kürzer habe ich meine Aussage(n) hier nicht gefunden, darum ging es mir auch nicht: Welche Beziehung man zu seinem Werk pflegt – als Urheber -, da läßt einem das deutsche Urheberrecht alle Freiheit. Und das ist beachtenswert, anscheinend aber wenig bekannt.

    1. Nick? Tja, so ein Nick wie Hans Zehrer ist durchaus, hm, merkwürdig.
      Aber Attribute sind nicht wichtig, die Aussagen und Handlungen sinds.

      Ich bin gespannt auf Ihre Antwort, Herr Herbst 🙂

    2. Hans Zehrer Ja, wenn ein Herbst in Wahrheit v. Ribbentrop heißt, dann ist ein Hans Zehrer — Achtung: uMKEHRSCHLUSS — in Wahrheit?, na? —– jedenfalls kein Nazi.

    3. @Zehrer (ff). Es ist schon etwas widerlich, was Sie da unterstellen. Ich habe einen Geburtsnamen (den Ihren halten Sie zurück), was bedeutet, daß ich ihn mir sicher nicht ausgesucht habe. Ich habe mir aber auch den Künstlernamen nicht ausgesucht, sondern ihn 1981 von den Freunden bekommen, deren einer seine Eltern in Auschwitz verlor. Was also bedeutet hier „in Wahrheit“? Ich bin 1955 geboren. Da Sie insofern ein Anhänger der „Sippen“haft zu sein scheinen (ich gehöre nicht mal in Joachim von Ribbentrops, eines Adoptierten nämlich, Sippe , möchte ich Sie zwar sicher nicht einen „Nazi“ nennen – auch schon, weil ich dieses diminutive „Nazi“ ganz entsetzlich finde, aber doch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Sie Ihre Ahnungslosigkeit zum Motor Ihrer denunziativen, ich hoffe: unbewußten Dynamik werden lassen. Es ist aber schon viel zuviel, alleine das zu schreiben. Bloß verführte mich Ihr „jedenfalls“ dazu. Das geb ich zu.

    4. @Reichhardt. Soweit der Urheber künstlerische UND/ODER wirtschaftliche Anerkennung oder Bewahrung seines Werkes begehrt, wird er das Instrumentarium des Urheberrechts zu schätzen wissen.Zu diesen Urheberschaften gehören auch die Markenzeichen (oder Themen eines Musikwerks usw). Deshalb mein Beispiel mit Mercedes Benz. Wenn das Urheberrecht den Mercedes-Stern schützt, kann ein Künstler, wie Wolf Vostell es war, den Stern nicht mehr ungefragt seinen Werken integrieren. Die Gefahr ist definitiv, etwa in der Musik, auch in der Literatur, wenn man sich anschaut, was noch ungefragt, und wie weit- besser: kurzgehend, zitiert werden darf. Das gegenwärtige Urheberrecht macht einen Strich durch den Barock, also durch Bach.…denn so kann wenigstens ein bisschen was in die Portokasse kommen. Für mehr wird es nicht reichen.Hat es nie. Es ist aber auch nicht wichtig. Es geht darum, etwas durchzusetzen, dazu ist letztlich auch das Mittel recht, ein Opernhaus in Brand zu stecken. Wie Wagner tat.Es bleibt, die eigene wirtschaftliche Ausbeutung durch freie Vergabe (erhöhte Wahrnehmung durch andere)Wenn das der Preis dafür ist, eine künstlerische Vision durchzusetzen, weshalb dann nicht?oder das Settlement mit Google, obwohl das wäre, als ob der Teufel mit dem BeelzebubSie tun so, als wären die Gefahren nicht ganz woanders z u e r s t: etwa in der Verlagskonzentration, etwa in der Andienerung der meisten Verlage an Vertriebsmultis wie Thalia, Meyersche usw; der Weg geht Richtung Barnes & Nobel; und etwa in der Verfilzung der Juries, die über Preise, ja sogar Übersetzungen bestimmen; in den Gremien immer dieselben Namen, deren Träger ausgesprochen gerne bei Bunderkanzlers und -kanzelerinnen essen gehen…denn es ist ja nicht Googles Werk an dem die Firma verdient.Welche Firma meinen Sie? Google, das nicht an Google verdient? Ja woran verdient, quasi-dikatorisch über Marktkraft bestimmend, Thalia? Die Dichter erhalten ungefähr, was ein Kaffeepflücker erhält, rechnet man mal Arbeit auf Zeitaufwand.Kaum einer kann sich leisten, frei von wirtschaftlichen Zwängen zu agieren.Keiner kann das. Es ist aber Zeit, es zu tun. Auch auf die Gefahr hin, unterzugehen. Wer Kunst schafft, arbeitet an Existenz; arbeitet er nicht an ihr, schafft er keine Kunst.Vorlesungsreisen lohnen sich für jene, die sowieso schon eine gewisse Bekanntheit haben, für den Rest heißt es, in Buchhandlungen tingeln zu gehen und 5-15 Exemplare des aktuellen Werks loszuwerden.Wie? Die Autoren selbst? Ganz gewiß nicht; es wäre auch ein verschwindend kleiner Teil, der da überhaupt gehört würde. Der Buchhandel insgesamt ist ein sterbendes Gewerbe, von den Multis einmal abgesehen, und die verkaufen „Stapeltitel“. Der Buchhandel, als Einzelhandel, ist zu recht ein sterbendes Gewerbe.Daran ist nichts auszusetzen,wäre es nicht, so wenig, wie etwa – was wenige wissen -, daß Thomas Bernhard den alten Unseld geradezu v e r f o l g t hat, um bei ihm verlegt zu werden; er muß wie eine Klette gewesen sein. Es gibt Stimmen die erzählen, er habe bei ihm auf dem Abtreter geschlafen, als er noch jung war. Heute hätte er einen Stalking-Prozeß zu fürchten. Aber letztlich hatte er Erfolg.denn die Anerkennung des Werks muss oder soll, je nach Intention, nichts mit monetären Aspekten zu tun haben.Aber sehr doch! Ein anerkanntes Werk s o l l Gewinn bringen, aber es soll nicht so geschrieben sein, d a ß es Gewinn bringt; das ist der essentielle Unterschied.Wer das anstrebt, sollte sich mit Simmel (im Ernst) auseinandersetzen, denn der wusste, was die Leute wollen.Es ist schnurzpiepe, was die Leute wollen; was die Leute wollen, ist wichtig, wenn man reich werden will; dann gibt man ihnen, was sie wollen; aber auch das klappt oft nicht.(Nur keine Aufregung, die über den angenehmen Schauder unter der Nachttischlampe hinausgeht)Das stimmt vielleicht innerhalb eines bestimmten zeitlichen Bezugssystems; aber auch da nicht, nicht generell; aber wenn es stimmte, wäre (und ist) dagegen anzugehen – wie gesagt, auch auf die Gefahr hin, daß man sich existentiell gefährdet. Hierbei weiß ich ziemlich genau, wovon ich spreche.Ich vertrete Autoren, die wirtschaftlich u n d künstlerisch denken, sie haben zwar keine Millionenauflage, kennen und treffen aber ihren MarktDas ist der Punkt: „treffen ihren Markt“; ich finde künstlerisch nichts uninteressanter, als einen Markt zu treffen, von dem ich auch noch sagen könnte, daß es der „meine“ s e i; ich definiere für meine Arbeit keinen Markt; Überlegungen auf „Markt“ sind mir nicht nur lästig, ich halte sie für kunstfern;und können recht ordentlich davon leben.Seltsame Formulierung, dieses „recht ordentlich“ – verdächtige Formulierung, finden Sie nicht?Es gibt also einen MittelwegDas muß, wenn „also“ stimmen soll, aussagelogisch ein eineindeutiger und notwendiger Schluß sein (conclusio); das hätte ich gern einmal aussagelogisch formalisiert gesehen:

      „Ich vertrete Autoren, die wirtschaftlich u n d künstlerisch denken“
      wäre die erste Prämisse (Präposition)
      „sie treffen ihren Markt“
      die zweite ; –
      es folgt die Conclusio:
      „sie können davon leben“

      hier steckt der aussagelogische Fehler in der zweiten Prämisse, weil sie die Conclusio bereits vorgibt;
      mithin formalisiert:
      „wenn A u n d B dann B“; da aber „wenn B dann B“ als Term völlig genügt, fragt man sich nach der Funktion von A; „wenn B dann B“ ist zumal eine reine Tautologie, aber eben kein aussagelogischer Schluß; aus A u n d B wiederum l ä ß t sich kein logischer Schluß ziehen.

      Dennoch interessiert mich der Mittelweg, den Sie denken. Darüber wüßte ich gern mehr.

    5. Ribbentrop My dear, Sie haben angefangen über die Bedeutung von Namen zu reden, nicht ich. Und, um auf das Substanzielle nochmals zu sprechen zu kommen: Da Sie im übrigen grade über einen Mittelweg nachdenken, mag ich Ihnen nur mit einem Leider-Nicht-Klassiker zurufen: In Gefahr und höchster Not bringt der Mittelweg den Tod.

    6. mann goltz, das riecht hier nach freiheit !
      – nach einer infantilen welt, die aber um die illusion weiss – früher nannte man das täuschung, alles in allem.
      mensch – urheberrechtliche fragen !
      und kontrafaktische und nicht kontradiktorische resentiments am laufen.
      die wüste wächst, weh dem der das nicht mitbekommt …
      brauch jetzt was für die nase, goltz.

    7. @ungefugger. – nach einer infantilen welt, die aber um die illusion weissDas genau, Ungefugger, ist der Gedanke.

      Goltz,übrigens, in >>>> ARGO, ging. Klug, weil er es vorher wußte. Nur nicht wußte, daß Brem es war.

      (Anders als Zehrer weiß hier einer Bescheid,)

    8. in gefahr und grösster not stellt man sich tot.
      früher.
      heute stellt man sich dumm.
      morgen ist man auf dem mittelweg, der synthese, die eine opportunistische kopfgeburt ist, von leuten, die symmetrie argumentativ nicht schätzen.
      in wahrheit ist die armut die mitte und der geist kündet davon aus der mitte heraus.

    9. „in wahrheit ist die armut die mitte“ Das läßt sich mindestens doppelsinnig lesen, je nach Betonung. Borkenbrod wußte schon, weshalb er es schätzte, Wörter zu sperren.

    10. doe pop wir machen halt die folge von gedanken aus.
      sollten.
      und deshalb brauchen wir freien zugang zu gedanken.
      oder wenigstens zu medialen verbreitungsformen.
      huch ist das jetzt wichtig.

    11. bin dafür einen taxifahrer und jetsetterstaat auszurufen und später zu kreiren.
      freie sexualität und vegatarismus nebst einem augenmerk auf solartechnologie und
      so weiter inbegriffen.
      urheber ist die nature.

    12. ich erzähle euch mal diesen sachverhalt, der sich in deutschen landen abspielt :
      da kursiert eine meinung a die mit einer anderen meinug b konkurriert.
      es wäre gegebenfalls eine meineung c unter der prämisse einer anerkennung der meinung d auszumachen, swenn nicht e die entscheidende meinungf eigebracht hätte, die zu der frage hätte führen kommen, um was es eigentlich geht.

    13. // Deshalb mein Beispiel mit Mercedes Benz. Wenn das Urheberrecht den Mercedes-Stern schützt, kann ein Künstler, wie Wolf Vostell es war, den Stern nicht mehr ungefragt seinen Werken integrieren. //
      Könnte er, wenn es von der Kunstfreiheit gedeckt ist. Es kommt eben darauf an.

      //Das gegenwärtige Urheberrecht macht einen Strich durch den Barock, also durch Bach. //

      Nein. Sie dürfen Bach jederzeit nachspielen und für sich verwenden, auch publizieren. Sie dürfen (ohne genauere Prüfung) aber keine <> von Bach verwenden. Werkschaffen, so das Urheberrecht, ist nicht nur die Komposition, sondern auch ihr konkreter Ausdruck ( Rechte der aufführenden Künstler).
      Sie haben vielleicht die Diskussion um den Vorschlag der EU-Kommission über die Verlängerung eben dieser Schutzrechte auf 95 Jahre mitbekommen. Das ist erst einmal vom Tisch, zum Glück, da hiervon nur die Verwerter profitieren, nicht aber die aufführenden Künstler.

      //Sie tun so, als wären die Gefahren nicht ganz woanders z u e r s t: etwa in der Verlagskonzentration, ….. //
      Ich tue gar nichts, das heißt, ich habe diesen Punkt bewußt ausgespart. Mir ist klar, dass ein tatsächliches Ungleichgewicht besteht. Aber Gesetze sind meist kein taugliches Mittel zur Marktregulierung. Eine Diskussion hierüber wäre ausserhalb des Themas Ihres Blogbeitrags.

      // Welche Firma meinen Sie? Google, das nicht an Google verdient? //

      Ich meinte Google als „Zwangsagent“. Google drängt sich auf ( wie weiland Bernard…). Man sollte in der ganzen Diskussion aber nicht übersehen, dass darin auch eine Chance für diejenigen liegen mag, deren Werke aufgrund Erfolglosigkeit oder Interesse nicht mehr verlegt werden, das heißt, vergriffen sind. Die Erfolgsaussichten sind marginal, zugegeben, denn vielen Werken ist nicht grundlos wenig Erfolg beschieden. Andererseits ist der Umkehrschluß nicht zulässig, dass nur gute Kunst Erfolg hat.

      // Keiner kann das. Es ist aber Zeit, es zu tun. Auch auf die Gefahr hin, unterzugehen. Wer Kunst schafft, arbeitet an Existenz; arbeitet er nicht an ihr, schafft er keine Kunst. //
      Dieser Kunstbegriff hat was für sich, ist aber nicht abschließend. Er mag auf Sie zutreffen, aber nicht auf alle Autoren oder Werkschaffende. Nicht jeder hat diese Schwierigkeiten. Schafft der Künstler sich selbst im Ringen um Kunst?

      // Aber sehr doch! Ein anerkanntes Werk s o l l Gewinn bringen, aber es soll nicht so geschrieben sein, d a ß es Gewinn bringt; das ist der essentielle Unterschied. //

      Ich halte das nicht für unvereinbar, aber das berührt wieder die Frage des Kunstbegriffs. Ein Kunstwerk, dass sich nicht vermittelt, hat in diesem Sinne ein Problem.

      // Das ist der Punkt: „treffen ihren Markt“; ich finde künstlerisch nichts uninteressanter, als einen Markt zu treffen, von dem ich auch noch sagen könnte, daß es der „meine“ s e i; ich definiere für meine Arbeit keinen Markt; Überlegungen auf „Markt“ sind mir nicht nur lästig, ich halte sie für kunstfern; //

      Diese Einstellung sei Ihnen gegönnt. Aber Kunst ohne Menschen die sie wahrnehmen (können) ist wie Wasser ohne Gefäß. Sie versickert, verdunstet, folgenlos. Sie können hoffen, dass es Menschen gibt, die Ihre Kunst erkennen und gut finden, aber rechnen darf man damit nicht. Ist das so, ist die Frage nach der wirtschaftlichen Relevanz unwichtig.

      // Seltsame Formulierung, dieses „recht ordentlich“ – verdächtige Formulierung, finden Sie nicht? //
      Nein. *lachend* Wer sein Brot alleine mit seinem Werkschaffen verdienen will, muss wirtschaftlich denken. Meine Autoren können das, aber das alleinige Standbein „Buch“ oder „Bild“ reicht manchmal nicht aus, so dass auch Selbstvermarktung /Auftragsarbeiten eine Rolle spielen können. Ich halte das für normal (Ausnahmen gibt es immer). Kunst hat -für mich als Rezipienten- keinen Selbstwert, sondern ist eingebunden und angewiesen auf ihre Wahrnehmung. Kunst wird von Menschen für Menschen gemacht.
      Wie Sie wissen, ist oft auch die Ausdrucksform entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg: Ein Roman verkauft sich besser als ein Gedichtband ( meistens jedenfalls) ein Film besser als ein Skizzenbuch. Größere Objekte oder Installationen passen nicht ins Wohnzimmer, nicht jeder hat einen Vorgarten und der öffentliche Raum hat auch schon viel Kunst installiert.

      //
      „Ich vertrete Autoren, die wirtschaftlich u n d künstlerisch denken“
      wäre die erste Prämisse (Präposition)
      „sie treffen ihren Markt“
      die zweite ; –
      es folgt die Conclusio:
      „sie können davon leben“ //

      Die Logik ist nicht zwingend, auch wenn Sie das annehmen. Auch der Künstler der seinen Markt trifft, oder, anders ausgedrückt, auf breite Akzeptanz mit seinem Werk stößt, muss davon nicht leben können. Knebeln ihn die Verwerter, wird er endlos kopiert usw. usw. Vieles geht nebenbei verloren. Ein solitärer oder auch nur origineller Gedankengang, gut in Form gebracht, wird wirtschaftlich wertlos wenn sich viele dieses Gedankens bedienen. Ein Bild oder eine Fotografie, ins Internet gestellt und auf -zig Webseiten verwendet, kann nicht oder nicht mehr zu den ursprünglichen Konditionen verkauft werden.

      // Dennoch interessiert mich der Mittelweg, den Sie denken. Darüber wüßte ich gern mehr. //

      Das habe ich in diesem Post ausgedrückt: Man ist nicht alleine auf der Welt und mit seiner Kunst. Wer ein Mitteilungsbedürfnis hat, sollte sich der geeigneten Mittel bedienen um wahrgenommen zu werden. Erst recht, wenn er davon (auch) leben will.

    14. @A.Reichhardt (ff). Könnte er, wenn es von der Kunstfreiheit gedeckt ist. Es kommt eben darauf an.Da liegt das Problem. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Ich wollte schon seit vielen Jahren, und möchte es eigentlich immer noch, eine Hörcollage gestalten, die mit sehr vielen verschiedenen Musikthemen und -aufnahmen operieren soll. Das Konzept steht längst, Titel: „Die Störungen der Salome: Lulu“. Das Problem ist, daß selbstverständlich die verwendeten Musiken nicht ganz neu eingespielt werden können, abgesehen von denjenigen Stücken, die zeitgenössisch sind und ohnedies unters Urherberrecht fallen. In d e n Fällen wäre dann sogar noch das Konzept gegenüber wenigstens zwanzig Komponisten zu verteidigen, mindestens zu erklären. In den anderen Fällen würde natürlich auf bereits existierende Aufnahmen zurückgegriffen werden, mitunter auf mal 3 Minuten, mal kürzer – insgesamt aber tut sich da ein Riesenproblem auf. So reizvoll der bis vor kurzem amtierende Musikredakteur des Senders mein Konzept auch fand und so viel Vertrauen er in meine Kompetenz setzte (wir haben einiges zusammen gemacht), so mußte er, eben aus Urheberrechtsgründen, doch abwinken. Folgte man dem – bereits bestehenden, ganz unnötig, es zu verschärfen – Urheberrecht, kämen irrsinnige Kosten dabei heraus, folgt man ihm nicht, womöglich eine Regreßforderung an den Sender. Mir, als Künstler, bleibt nun nichts, als das Ding, das ich als permanente Vision in mir herumtrage, im rechtsfreien oder sogar widerrechtlichen Raum zu schaffen und auch öffentlich zugänglich zu machen – wie auch immer ich das dann tun werde, um mich nicht über das eh schon heftige Maß hinaus zu gefährden.Sie dürfen Bach jederzeit nachspielen und für sich verwenden, auch publizieren. Sie dürfen (ohne genauere Prüfung) aber keine <> von Bach verwenden. Werkschaffen, so das Urheberrecht, ist nicht nur die Komposition, sondern auch ihr konkreter Ausdruck ( Rechte der aufführenden Künstler).Einerseits selbstverständlich, andererseits wird, siehe oben, genau damit aber das gesamte Konzept der Collage/Montage unterlaufen, ohne das die Moderne doch gar nicht denkbar ist; das hat sich nach Zwischenexerzitiern des „Realismus’“ in der Postmoderne noch verstärkt. Wobei es interessanterweise nie ein Problem war, hierüber mit lebenden Künstlern ins Einvernehmen zu kommen, selbst der sonst für seine Markt-Unerbittlichkeit bekannte Stockhausen hatte da immer ein weites Herz; jedenfalls ist das m e i n e Erfahrung. Anders wird es in dem Moment, in dem Konzerne oder sonstige Rechtevertreter, vor allem sind das die Erben, ins Spiel kommen.
      Ein anderes Beispiel habe ich schon weiter oben gebracht: die Kompositionen Anthony Burgess‘, von denen hierzulande so gut wie keiner überhaupt etwas weiß.Aber Gesetze sind meist kein taugliches Mittel zur Marktregulierung.Da sehe ich ähnlich.Man sollte in der ganzen Diskussion aber nicht übersehen, dass darin auch eine Chance für diejenigen liegen mag, deren Werke aufgrund Erfolglosigkeit oder Interesse nicht mehr verlegt werden, das heißt, vergriffen sind.Sowieso. Ja. Wobei man dann auch immer noch nach den Gründen fragen kann und muß. Kunst ist ein reiner Protektions-Markt, isnbesondere in ihren neuen Ausprägungen, unterdessen meist staatlich geregelt, seit es eigentliche Mäzene kaum noch gibt, wie etwa Reemtsma. Kunst ist zudem nie Massenkunst gewesen, sie arbeitet fast schon so definiert am Markt vorbei. Das hat sich im demoratischen Kapitalismus nur scheinbar geändert, jedenfalls sind es – im Vergleich zur Masse der Künstler – nur wenige Sperrige, die dennoch durchkommen.Die Erfolgsaussichten sind marginal, zugegeben, denn vielen Werken ist nicht grundlos wenig Erfolg beschieden. Andererseits ist der Umkehrschluß nicht zulässig, dass nur gute Kunst Erfolg hat.Eher umgekehrt. Diejenigen Kunstwerke, die schließlich Geschichte schrieben, sind teils bis heute letztlich ohne Markt geblieben; noch in den Dreißern bekam man Cotta’sche Goethe Originalausgaben – außer Faust und Werther – für Butter und Ei.Dieser Kunstbegriff hat was für sich, ist aber nicht abschließend.Einverstanden. Er bezeichnet meine Position; es ist auch eine Kampfaus- und ansage. Gäbe es nicht diesen Schulterschluß aus Markt, Konzernen, Pop und Publikum – sprich: diese internalisierte (und durchaus ansozialisierte) Affirmation des Kapitalinteresses und damit dessen, was man mal romantisch „der Mächtigen“ nennen konnte, aber berechtigt jetzt nicht mehr kann -, wäre ich ganz gewiß weniger radikal in meiner Haltung.Schafft der Künstler sich selbst im Ringen um Kunst?Eine g a n z spannende Frage. Sie hängt mit dieser Diskussion zusammen, aber „nur“ als Voraussetzung. Müßte also ebenfalls anderswo geführt werden. Viele würden sie auch als „romantizistisch“ abtun, verständlicherweise; es wird aber das Widerstandspotential solcher, ich meine: scheinbaren, Romantizismen unterschätzt.Ein Kunstwerk, dass sich nicht vermittelt, hat in diesem Sinne ein Problem.Ganz deutlich, ja. Nur brauchen Kunstwerke Z e i t, denken Sie an die Hölderlin-, vor allem aber auch Kleist-Rezeption. N o c h deutlicher fast in der Musik. Ohne Mendelssohn-Bartholdys Eintreten für Bach wär der Mann wahrscheinlich heute vergessen; Bachs mit Recht unvergleichliche Position in der Musikgeschichte ist ein historisches Ergebnis. Künstler können, auch gegenüber Finanzämtern und sonstigen Den-richtigen-Weg-Weisern mit einigem Recht darauf hinweisen, welches Bruttosozialprodukt ihr Werk posthum erarbeiten wird oder erarbeiten könnte. Kunst ist immer Risiko, sich zu irren.Aber Kunst ohne Menschen die sie wahrnehmen (können) ist wie Wasser ohne Gefäß.Siehe meine Positionierung hierüber. Das Problem entsteht, wenn man Kunstwerke unters Verdikt der quarterly reviews stellt; daran krankt auch bereits unser Buchmarkt, bzw. das Feuilleton. Was nicht in der Saison besprochen wurde, die noch halbjährlich ist, w i r d nicht mehr besprochen oder nur in äußerst seltenen Fällen. Es wird stets auf die Novität geschaut.Sie können hoffen, dass es Menschen gibt, die Ihre Kunst erkennen und gut finden, aber rechnen darf man damit nicht. Ist das so, ist die Frage nach der wirtschaftlichen Relevanz unwichtig.Für die Kunst ist sie das, ja. Für den Künstler, der leben will, selbstverständlich nicht. In den vergangenen Jahrhunderten haben Künstler, vor allem mit Beginn ihrer Autonomisierung, immer wieder Wege gefunden, sich durchzulavieren, auch „unmoralische“; die Riege der Schnorrer hat schon was Grandioses. Was sie hinterließ, aber auch.Wer sein Brot alleine mit seinem Werkschaffen verdienen will, muss wirtschaftlich denken.Glaube ich nicht. Er k a n n das (zum Beispiel Richard Strauss, auch wenn da mehr seine Frau so dachte und pfiffig durchgedrückt hat), muß es aber durchaus nicht. Er kann es allerdings auch nur dann, wenn er einm Marktsegment so bedient, daß der Gewinn dabei herausspringt. Das geht selten ohne künstlerische Verbiegungen ab. Wahrscheinlich ist es aber auch eine Frage des Temperaments.so dass auch Selbstvermarktung/Auftragsarbeiten eine Rolle spielen können.Das ist alles andere als ehrenrührig; nicht wenige Autoren hatten ohnedies einen Brotberuf; ärztliche und juristische überwiegen interessanterweise; ich muß immer etwas lächeln, wenn jemand Germanistik studiert, um Dichter zu werden.ein Film besser als ein Skizzenbuch.Vorsicht aber auch hier: Filme brauchen Produzenten, die ganze Entfremdungsmaschinerie ist daran beteiligt, in aller Regel. Ausnahmen gibt es, keine Frage.nicht jeder hat einen Vorgarten und der öffentliche Raum hat auch schon viel Kunst installiert.Und w a s fürn Zeug oft! Da streifen wir gleich ein anderes Thema des Markt„wert“s: es wird abgestimmt über das, was einen bekomme, und welchen – und dann, je nach Verfilzungsgrad, bekommt er ihn.Ein solitärer oder auch nur origineller Gedankengang, gut in Form gebracht, wird wirtschaftlich wertlos wenn sich viele dieses Gedankens bedienen.Dann aber erst wirkt er. Da sind wir wieder bei etwas, das ich schon weiter oben hierüber ansprach. Deshalb halte ich, w e n n schon, eine Entlohnung der Künstler auf ganz anderen Wegen – die etwa GEMA und VG Wort begonnen haben – für viel sinnvoller. (Von einem Grundeinkommen für alle „bloß für ihre Existenz“ halte ich hingegen nüschts; dazu bin ich einfach zu protestantisch).Wer ein Mitteilungsbedürfnis hat, sollte sich der geeigneten Mittel bedienen um wahrgenommen zu werden.Ganz sicher, nur daß wir über das uneins sind, was die geeigneten Mittel s e i e n. Ein striktes Urheberrecht ist, aus meiner Sicht, k e i n solches Mittel, sondern es tut in die Kunst den Gedanken eines kalkulierbaren Mehrwerts hinein, eines definierten; der Definition aber entzieht sich Kunst gerade. Mit Adorno gesprochen, ist das Nichtidentische ihr Focus. Die Grundgefahr des Urheberrechts in der Warengesellschaft ist, daß sie Kunst pragmatisch rationalisieren will. Sie entfernt sie entfremdend von sich. Was Religionen immer hinkriegen wollten, aber nie schafften, bekommt der Markt alleine deshalb hin, weil der Künstler ihn schon affirmiert.

    15. Etwas spät // Das Problem ist, daß selbstverständlich die verwendeten Musiken nicht ganz neu eingespielt werden können, abgesehen von denjenigen Stücken, die zeitgenössisch sind und ohnedies unters Urherberrecht fallen. //

      Ab nach Osteuropa. Viele sehr gute Orchester und Dirigenten mit breitem Repertoire, die auch mehrere Komponisten am Tag meistern können. Die Crème de la Crème der Tonkunst wird daraus vielleicht nicht entstehen, aber brauchbares durchaus. Was das Zeitgenössische angeht, lebt der Komponist vielleicht noch?
      Pragmatismus hat seine Vorteile. In speziellen Fällen hilft möglicherweise das Zitatrecht weiter.

      //

      Einerseits selbstverständlich, andererseits wird, siehe oben, genau damit aber das gesamte Konzept der Collage/Montage unterlaufen, ohne das die Moderne doch gar nicht denkbar ist;

      //

      Mit den wachsenden Möglichkeiten der Moderne gehen wachsende Anforderungen einher. Das gilt für den Autoren wie für den Autoren/ Bearbeiter (Sie mit Ihrem Projekt). Vielleicht finden Sie ein wenig Trost in der Erkenntnis, dass Kunst zu allen Zeiten immanenten und äußerlichen Beschränkungen unterworfen war.

      //
      Kunst ist zudem nie Massenkunst gewesen, sie arbeitet fast schon so definiert am Markt vorbei.
      //
      Das ist mir zu eng und klingt elitär. Kunst hat für mein Empfinden nichts mit Massen (un) tauglichkeit zu tun. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Sie ist was sie ist. Manchmal Avantgarde oder visionär, manchmal sofort aufgenommen. Nur weil sie unverständlich ist, ist es noch keine Kunst und umgekehrt. Es klingt ein wenig nach USP (Unique selling position): „Gebe ich mir als Künstler oder meinen Kunstwerken ein besonderes Profil, werde ich besser wahrgenommen.“ Aber da die wenigsten Künstler ihre eigenen besten Agenten sind, müssen erstmal die überzeugt werden.

      //
      Das Problem entsteht, wenn man Kunstwerke unters Verdikt der quarterly reviews stellt; daran krankt auch bereits unser Buchmarkt, bzw. das Feuilleton. Was nicht in der Saison besprochen wurde, die noch halbjährlich ist, w i r d nicht mehr besprochen oder nur in äußerst seltenen Fällen. Es wird stets auf die Novität geschaut.
      //
      Wundert Sie das? Bei der Masse, die auf einen einstürmt – 60.000 + Veröffentlichungen im Jahr alleine hier- bedarf es guter Multiplikatoren (Verlage, Werbung, Agenten, Jünger, Überzeugte) um sich durchzusetzen. Keiner der 60.000 Autoren möchte sein Werk als unbedeutend abgetan sehen.
      Wieviele Autoren der deutschen Literatur bis 1900 sind Ihnen geläufig? Wesentlich mehr als den meisten vermutlich, aber im Vergleich zu den heutigen Zahlen ist das ein Witz. Vermutlich gab es aber auch damals eine recht erhebliche Dunkelziffer an publizierten Dichtern und Denkern, die heute vergessen sind.

      Ich möchte mich da wiederholen: Kunst hat keinen Selbstwert (außer für den Schaffenden vielleicht, der aber meist den Impetus des Wahrgenommen-werden-wollens hat), sie muss wahrgenommen werden. Zuvörderste Pflicht des Künstlers scheint also eine gewisse wahnehmbare Selbstdarstellung (nicht zwingend: Selbstvermarktung) zu sein.

      // ich muß immer etwas lächeln, wenn jemand Germanistik studiert, um Dichter zu werden.
      //
      oder Philosophie um….

      //
      ….Entfremdungsmaschinerie ….
      //
      Wird der Künstler wirklich seinem Werk entfremdet, nur weil es für die Zwecke eines anderen Mediums bearbeitet wird? Auch hier darf man nicht vergessen, dass die Verfilmung eines Buches NICHT das Originalwerk ist. Es ist eine zusätzliche Verwertung/Einnahmequelle für Autor und vor allem dem Verlag.

      // Ein striktes Urheberrecht ist, aus meiner Sicht, k e i n solches Mittel, sondern es tut in die Kunst den Gedanken eines kalkulierbaren Mehrwerts hinein, eines definierten; der Definition aber entzieht sich Kunst gerade.

      Die Grundgefahr des Urheberrechts in der Warengesellschaft ist, daß sie Kunst pragmatisch rationalisieren will. //

      Das macht nicht das Urheberrecht, sondern der Vertriebsweg des Künstlers. Dem Künstler steht es -nochmal- frei, sich der monetären Beziehung zu seinem Werk zu entäußern, nur tut er es eher selten. Die Ambivalenz zwischen den Interessen des Künstlers, seiner leeren Kasse und seines Vertriebswegs und dem potentieller Nutzer ( auch andere Künstler) ist gegeben. Hier schafft, nüchtern gesehen, das Urheberrecht einen recht gelungenen Ausgleich, den aber niemand in Anspruch nehmen muss.

      So, das wäre es jetzt für diese Diskussion 🙂

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