„Ein niedrig Wesen voller Trotz und Gift,
grausam und stolz, das nach Verrat nur trachtet,
vernunftlos nicht Gesetz noch Glauben achtet…
unstet und flatterhaft, gemein und ränkisch,
ein böses Schandmaul, gleißnerisch (heuchlerisch) und zänkisch,
voll Mißgunst, Ungeduld, voll Lug und Trug
und leicht betört, hat es an nichts genug.
Ihr höhnisch kecker Gier- und Lästermund
macht stets die freche Kuppelhexe kund.“
Papst Pius II. (1464 über Frauen)
Aus Zeitgründen erspare ich mir über die letzten 10 Tage zu berichten, deren erste Hälfte, ich wage es gar nicht zu schreiben, vom Verlauf einer Grippe bestimmt wurde. Die restliche Zeit sah mich am Tage um den Chiemsee radeln und an den Abenden über Büchern sitzen. Galt es doch neben der Eroberung einer Landschaft, die uns vielleicht schon im nächsten Jahr neue Heimat werden soll (eine Wohnung, nahe dem See, hatten wir schon vor 15 Jahren gekauft), sich mit feministischen Utopien zu beschäftigen. Ein Hinweisgeber war mir Rilke, indessen Tagebuchroman „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ sich eine Hommage an Christine de Pizan findet, einer Autorin aus dem fernen frühen 15. Jahrhundert, die gut als erster „Blaustrumpf“ verstanden werden kann. „La Cité des Dames“ ist z. B. der Titel eines Buches von ihr, das ein „Königreich Fémenie“ vorstellt und in dem sie schreibt: …„Ich weiß wirklich nicht, weshalb die Männer von weiblichem Wankelmut und Launenhaftigkeit sprechen. Sie sollten sich schämen, so etwas zu verbreiten, vor allem angesichts der großen Unentschlossenheit und Beliebigkeit, die in den von ihnen – und nicht etwa von den Frauen! – betreuten wichtigen Angelegenheiten waltet; das ganze gleicht den Spielen kleiner Kinder, und von entsprechender Qualität sind dann auch die Reden und Beschlüsse auf ihren Ratssitzungen.“… Schreibende Frauen waren verdächtig bis ins 19. Jahrhundert hinein. So kann man z.B. im Vorwort des 1826 in Nürnberg erschienenen Buches „Charitas Pirckheimer, ihre Schwestern und Nichten“ über schreibende Frauen lesen: „Der Mangel an reiner Weiblichkeit hat die erste Schriftstellerin erzeugt. Vernachlässigt von den Grazien vielleicht, die sie nicht suchte, und verschmäht von der Liebe, der sie nicht fähig war, suchte sie die Musen auf, um als Repräsentant der ganzen künftigen Zunft und als Karrikatur, mit den Zügen jenes fabelhaften Gorgonidenbildes, auf dem Schilde der Minerva zu prangen.“