Tag vor den Kalenden. Dies comitialis. Spiele. Abends verbirgt sich der Hund. Schlechtes Wetter.
Ich hatte ein (Columella) erwartet, steht da aber nicht. Aber es stand eine Pyramide gestern abend in Rom, die des Cestius. Ohne, daß ich es erwarten konnte, nachdem T. mir am Vormittag bedeutet hatte, sie habe plötzliche Arbeit auf dem Tisch, und man könne sich – wenngleich nicht allzulange – am frühen Abend treffen. Weshalb ich erst den Fünf-Uhr-Zug nahm, was mir Zeit ließ, die heutige Abgabe wenigstens im Rohtext fertigzustellen (was eine gute Idee war, anderfalls wär’s heute brenzlig geworden (es regnet Bindfäden gerade, aber im Vordergrund, der Berg im Hintergrund bleibt)). Da ich es liebe, pünktlich zu sein, schlenderte ich – weil noch Zeit war bis sieben – ein wenig durch das Viertel, in dem sie wohnt, betrat die Kirche San Saba (romanische Simplizität des Raums, ein hohes Offenes, die Apsis das Auge, das auf den Eintretenden schaut, und wahrscheinlich mit erhobenem rechten Unterarm: hey you in the crowd! Jesus lebt! (denn da droht in diesen alten Kirchen ja meist kein Kruzifix)), in der ein Priester im linken Seitenschiff von der hl. Katharina von Siena erzählte, so hatte ich einen Vorwand stehenzubleiben und zuzuhören, so ein Verhältnis zwischen Stimme und Ohr, rein physikalisch. Du redst, und ich hör’ zu. Ohne, daß es um Inhalte ginge. Dann wieder hinaus. Im Vestibül Archäologisches, vermauert in die Wände, Inschriften, D.O.M. Palmen. Pinien. Jasmin. Kramte, den Bettler am Eingangstor von hinten zu überraschen, der beim Eintritt seine Litanei auch mir vortrug, was mir immer unangenehm ist, einen Euro aus dem Portemonnaie. Und rächte mich für die heruntergeleierte Litanei, indem ich ihm, der alles von vorn-Herein fordert, den Euro in die zuerst nicht recht begreifende offene Hand von hinten kommend legte, und beide blieben wir stumm. Das war das eigentlich Gute daran. Die Stummheit der Geste auf beiden Seiten. Wenig entfernt meldete sie sich auf mein Klingeln nicht. Griff zum Handy, wählte die Nummer, nach einmaligen Bimmeln die prompte Antwort. Hatte selber gerade mich anrufen wollen. Kurz, sie saß mit ihrer Freundin an der weiter unten liegenden Hauptstraße bei einem Prosecco. Und zogen, nachdem die Freundin kurz darauf gegangen, von dieser Bar in ein angrenzendes Viertel und verbrachten so einen Prosecco-Abend an irgendeinem Tischchen an irgendeiner Kreuzung, an der die jungen Leute mit ihren Handys und untereinander überlegten: Was tun, wohin, was ist los? Sie wollte dann unbedingt mit mir bis zur Pyramide gehen, die auf dem Weg lag, so Arm in Arm. Dort teilten sich die Wege. Sie links zur Wohnung, ich rechts zur U-Bahn. Ein Weilchen mußte ich noch stehenbleiben, um dorthin zu gelangen. Die Ampel rot und Autos im Anmarsch. Einmal über die Straße, drehte ich mich um, da stand sie noch, als hätte sie darauf gewartet, daß ich die Straße überquere und mich nach ihr umdrehe. Und winkte. Aus dem Dunkel der daneben liegenden Porta Ostiense heraus. Aus der Rubrik: Bleibende Gesten. Heute acht Stunden konzentriert gearbeitet ohne Nebenbeschäftigungen. Also einen 7000-Wörter-Text von hinten bis vorn durcharbeiten. Ich hätte ihn nochmal lesen und anpassen wollen, ging aber nicht. Aber drauf hingewiesen, auf diese Knappheit der Zeit. Rechnungen ausgestellt. Mehr, als ich erhoffte. (Regen ist vorbei: es grünt so grün). Schnell einkaufen gefahren: Fleisch und Wein. Flash Gordon. Aber an der Ampel war der Hobbyradrennfahrer schneller. Wie rasch er da bergauf an mir vorbeihuschte. Der ich stillstehend mich einem „Get Back“ hingebend diesem widersetzte.