bin ich früh auf und die skyline schält sich morgens aus sonnennebel und morgenot, die weißen reiher fliegen vor ihr her zur arbeit in den ibirapuera park, und ich höre pills powders and passion plays oder delay dackel von console, löst sich für einen moment die ganze statik in der ich mich oft wähne. es ist vielleicht wirklich falsch gewesen, dass ich beim schreiben gelandet bin, die innere unruhe, vielleicht rührt sie daher, und das bloggen ist ausdruck davon, wie unkontemplativ ich tatsächlich ticke, und wie wenig ich dafür geeignet bin, mich mit mir selbst auf zwei bis vier jahre zurückzuziehen, um dann mit 250-500 seiten wieder aufzutauchen. gewollt habe ich immer etwas anderes und gebraucht hätte ich ein atelier, was ich kurzfristig hatte, als die sparkassen-zweigstelle aus dem anbau aus- und der kunst-leistungskurs dort einzog, dann baute mein bruder um und duscht heut im tresorraum.
bei goetz: „Denken im strengen Sinn ist auch Irrsinn, darauf hat ein normal aktives Leben den plötzlich in die Hölle der Kontemplation verstoßenen Altersmenschen nicht vorbereitet.“ autoren nehmen ihr altern vorweg. was mich an einen dämlichen titanic-cartoon erinnert, ein verliebtes pärchen, einer sagt, mit dir möchte ich alt werden und eine fee erfüllt umgehend den wunsch. pling.
ja, scheiße, diadorim. Das ist vor allem bei langen Arbeiten genau das Problem. Was soll man Leuten, die sich zwei bis vier Jahre lang kontemplativ zurückziehn, auch glauben? Deshalb h a b ich diesen Vitalismus ja, deshalb liebe ich ihn, auch wenn da dann immer die Naserümpferei auf den ziemlich löchrigen Socken folgt. Ob man’s möchte oder nicht: Sexismus hilft. Jedenfalls mir. *grinst.
(Als ich noch der Idee nachhing, es mit Bildern einmal zu versuchen, scheiterte das rein ebenfalls am Raum: Ich wußte, ich würde die Farben (und nasse Erde und sowas) auf die Leinwand p f e f f e r n wollen, mich in ihnen austoben wollen – auf keinen Fall aber ziselierte Pinselstrichchen ziehen, geschweige denn tupfen.)
‚i drink to all the hopes that i once had, before i go to bed to dream on‘ oh, ich glaube, ich könnte sehr feine, sehr gerade striche ziehen, auf sehr grossen leinwänden, so wie agnes martin es tat.
ich weiss nicht, ob es der mangel an vitalität im kontemplativen ist, wenn ihm dieser mangel denn überhaupt innewohnt, es ist eher die mit sich allein gelassene vitalität, auch wenn sie vielleicht wirklich nicht teilbar ist, aber sie ist synchronisierbar, wie musiker einer band es halten, sie teilen ihre töne ja nicht, die töne sind nicht aufspalt- oder teilbar, aber sie lassen sich mit anderen verketten, und man kann ihnen echo, zeit und wiederholung geben.
@diadorim: synchronisierbar. Ja sicher. Das ist bei a l l e n Körpern so. Instrumente s i n d Körper. Andernfalls würde ich nicht so oft so rasend gern am Cello sitzen. Es gibt Momente, da umarme ich es oder lege sogar meinen Kopf seitlich drauf, wie an eine Schulter. Das ist etwas, das der Literatur völlig abgeht. Sie hat imgrunde zuviel von, bildlich, „Gott“: alles ist monotheistisch Wort. Ein riesiges Manko.
das cello war mir seltsamerweise immer chiffre für etwas vergeistigtes. meine kunstlehrerin war cellistin, und ist es sicher noch. ich bin ein fan von edgar reitzens zweiter heimat, die protagonistin, clarissa lichtblau, cellistin, geht einen weg des leidens und verpasst ihre liebe, hermann, komponist für neue musik, über beinahe alle folgen, sie findet zum schluss zum gesang. meine helden waren eigentlich ansgar und evelyne, ansgar, der zynische medizinstudent, der dichtete, der dr. benn, und evelyne, die waise mit der tiefen stimme. es soll heimat 3 mittlerweile geben, aber ich habe schon so lange keinen fernseher mehr. es ist auch regine in musils schwärmern, die einmal sagt,
Regine: Sie sind also nicht abergläubisch? Sie glauben nicht an geheime persönliche Kräfte?
Fräulein Mertens: Wie denken Sie sich das eigentlich?
Regine: Gar nicht. Als Kind und noch als Mädchen hatte ich eine häßliche Stimme, sobald ich nur laut sprach; aber ich wußte, daß ich eines Tages alle Leute durch einen wunderbaren Gesang überraschen würde.
Frl. Mertens: Und haben sie dieses Organ bekommen?
Regine: Nein.
Frl. Mertens: Nun also.
Regine: Ich weiß nicht, was ich Ihnen antworten soll. Hatten Sie nie so ein unerklärliches Gefühl von sich? So geheimnisvoll, daß man die Schuhe ausziehen muß und durch die Zimmer segeln wie eine Wolke?
(…)
Frl. Mertens: Ja aber um Himmelswillen, wozu?
(…)
Regine: Oh, ich werde Ihnen etwas sagen: Jeder Mensch kommt auf die Welt mit Kräften für die unerhörtesten Erlebnisse. Die Gesetze binden ihn nicht. Aber dann läßt ihn das Leben immer zwischen zwei Möglichkeiten wählen, und immer fühlt er: eine ist nicht darunter; immer eine, die unerfundene dritte Möglichkeit. Und man tut alles, was man will, und hat nie getan, was man gewollt hat. Schließlich wird man talentlos.
manchmal frage ich mich, wie ein christian klar einen solchen text wohl liest.
Hm. Vielleicht sind Cellistinnen anders als Cellisten. Na ja sowieso, aber ich meine: unstatthaft generalisiert. Wenn ich das Cello nehme, ist es immer wie ein Frauenkörper. Eigenartig. Und eine mir sehr liebe Leserin schrieb mir einmal: „Nichts klingt mit geschlossenem Beckenboden.“ Das hatte ihr i h r e Lehrerin beigebracht. Mir ganz unmittelbar nah.
nein, nur persönlich assoziiert. ja, klar, wer kennt sie nicht, die man ray,
http://www.kultur-online.net/files/exhibition/04_397.jpg und hatte sie mal überm bett hängen, wenngleich mir frau oppenheim an der druckerpresse immer mais sexy erschien: http://sceopellen.files.wordpress.com/2008/02/manray2.jpg
was mit geschlossenem beckenboden klingt oder nicht klingt, weiss ich nicht so genau, ich singe ja nicht und beim gitarre spielen war ich mehr mit den händen beschäftigt, glaube ich.
Die Frau an der Druckerpresse. Ist zweifelsfrei schöner. Aber Eros der Arbeitswelt (wie „Literatur der Arbeitswelt“) geht an mir eher vorbei. Bei Man Ray ist seltsam, daß die Einschnitzungen (die dem Holz die Schwingung erleichtern: es ist das g a n z e Cello, das schwingt) auf dem Rücken sind – körperlich seltsam, meine ich. Ich habe aber eben erst begriffen, weshalb. Irgend etwas an dem Bild fand ich immer falsch. Das ist es. Der Vergleich, so, stimmt nicht, denn er hat nicht einmal – was es w e r t wäre – Ähnlichkeit. Die Vorstellung des Cellos als weiblichen Körper gewinnt daraus seine Kraft, daß sie sich nicht konkretisieren läßt.
Ach so, zu Meese schrieb ich gestern nacht >>>> h i e r noch. Und >>>>M.? Sie (?) ist neu in Der Dschungel, oder?
na ja, mit m verständigte ich mich beinahe zufällig über diesen blog, hieß also, sie liest ihn auch, vermutlich kennt sie ihn auch schon länger als ich. das ist nicht zu viel verraten.
ich finde, was sie sagt und schreibt oft sehr erhellend und, ja, gut.