Mittwoch 5. August 2009

Heute klingelte der Wecker um fünf, B. muss früh bei der Arbeit sein, also muss ich den Sport vor verlegen. Ich kämpfte ein weinig ob ich tatsächlich gehen sollte, der Tag ist randvoll. Ich ging. Auf dem Weg zur Tartanbahn das erste Hindernis, meine Kontaktlinse verabschiedete sich, ich fummelte sicher fünf Minuten um sie wieder an den Platz zu bringen. Als ich am kleinen Stadion ankomme, sehe ich eine Person mit einem Schäferhund patrouillieren, als ich gerade über den Zaun steigen will, aufgeschlossen wird immer erst kurz nach sechs, also rüber zur Wiese, dort eine Alibirunde drehen und über den Zaun als die Frau wieder weg ist. Meine Zeit ist ganz passabel, ich steigere ich mich. Laufen ist in seiner Schlichtheit als Sport einfach nicht zu toppen.
Wenn es so läuft wie heute und ich ganz bei mir bin und ich nur noch Körper bin, dann ist es gut. Wenn mich aber meine Gedanken quälen, ich abschweife, grüble gar, dann verfalle ich in einen ganz seltsamen Trott, der mit Laufen eigentlich nichts mehr zu tun hat.
Gestern besuchte mich Paul, der unsere Kinder vom Fussballcamp abholte. Ich lud ihn auf einen Kaffee vor dem Haus ein, während die Kinder drinnen spielten. Carolina und Paul sind beide ein wenig älter als wir und haben drei Kinder. Der Mittlere Sohn ist so alt wie mein Sohn, die jüngste Tochter im Alter meiner Tochter. Die Beziehung von Paul und Carolina ist schwierig, unlösbar scheint mir. Ich schaue um mich herum in so viele Abgründe, sehe so viel Verfasstheit dass ich ganz demütig werde ob meins persönlichen Glücks. Wenn das was hinter mir liegt doch eine deutliche Katharsis war, an diesen Menschen erkenne ich wie gut doch meine Beziehung mit B. ist, wie groß doch unsere gemeinsame Ebene ist, wie viel wir uns immer noch zu sagen haben und wie viele Ecken wir noch nicht ausgelotet haben.
Paul nervte mich mit seiner uneloquenten Art, kein Fettnäpfchen auslassend, hier in die Details zu gehen würde zu weit führen, so wie sich Beziehungsprobleme, bringt man sie zu Papier immer irgendwie albern anhören. Paul und Carolina müssen ihre Probleme selber lösen. Ich kann nicht helfen, will es auch nicht. Paul, als Mensch und besonders als Mann und Vater und gerade als Mann neben einer Frau wie Carolina, lässt mich aber nachdenklich werden. Führt meine Gedanken zurück zum Mann an sich.
Ich unterscheide, wohl meiner Natur nachgebend, in dominante und nicht dominante Männer. Ob dominant das Wort ist das es hier trifft weiß ich nicht, vielleicht ist es zu stark sexuell konnotiert, obwohl das ja auch eine Rolle spielt. Jeder Mann, jede Frau die man trifft wird als potentieller Sexualpartner geprüft. Das Programm läuft ab. Jeden Tag, jedes Mal wenn man einer Person gegenüber steht ob bewusst oder unbewusst oder unterdrückt.
Paul ist in diesem Zusammenhang absolut undominant. Es ist deutlich zu spüren, er wäre es gerne, was in einer Art Zickigkeit mündet, die einem Mann einfach nicht steht. Seine Frau ist die deutlich intelligenter von beiden. Warum nur hat sie diesen Mann zum Vater ihrer Kinder gewählt, was nur hat diese Frau, die mit mir doch in so vielen Dingen auf einer Welle schwimmt, zu diesem Mann gezogen? Diese Frage ist so unlösbar wie deren Beziehungsprobleme und vielleicht liegt dort der Schlüssel.

10:27 Uhr Wäsche muss gewaschen werden, um 11:30 Uhr ist ein Kinderarzttermin, um 16 Uhr muss ich die Jungs vom Fußballcamp abholen. Heute Abend Collateral von Michael Mann wenn ich ihn in der Videothek bekomme.