A.D. XVI Kal. Nov. Anno 2762 a.u.c.

Sechzehnter Tag vor den Kalenden. Dies comitialis.
Mißtrauisch die automatische Autowaschanlage angeschaut, als ich vom Volltanken wieder die Kehre zur Straße hin fuhr. Von weitem sieht man, daß dort steht, wie sie funktioniert. Vom Regen allein geht der verschlierte Sommerstaub nicht weg. Und der Scheibenwischer hinten hat einen nach unten gekehrten Halbkreis auf die Rückscheibe gemalt. Lediglich das ital. Wort „lunotto“ hierfür ließe noch halbwegs an Mondiges denken. Wo ist der überhaupt? Aber was soll ich mit dem: Non voglio mica la luna. Die an den Haaren herbeigezogene Frau: „Guck mal!“ Guck-Mal-Stehen und sich stramm staunen…
A.D. XV Kal. Nov. Anno 2762 a.u.c. Fünfzehnter Tag von den Kalenden. Dies comitialis. Lunatisch verprellt lieber die Kurve zum Sofa und schon mal ein paar Leute für sich allein sterben lassen. Also Fallada. Die immer unweigerlich nachgewiesene Lüge. In allem. Und wenn ich sagte, ich hätte in der Zwischenzeit eine Stunden (und den vom Singular sich befreienen Stundenplural korrigiere ich jetzt ich nicht) geschlafen, müßte man das schon so hinnehmen. Schon ist mir kühl. Lange geschlafen habe ich tatsächlich nicht. Und das Essen wird mir den Rest gegeben haben. Bei den Neffen nach langer Zeit mal wieder. Und da die Mutter noch eine Freundin zu Gast hatte, kochten die zu zweit. Gut, daß ich mein Arbeitspensum schon am Vormittag geschafft hatte. Der Wunder auch des Reinemachens gestern und heute. Mich auch der beiden verstaubten, knittrigen Minimalteppiche entledigt, deren Knittrigkeit einmal zu einem Ehekrach geführt, weil sie sauer war, daß die Wäscherei es gewesen, die sie versaut und alles Protestieren nichts geholfen hatte. Alte Schuhe verschwinden dito nach und nach. Heute ein Pantoffel, den noch mein Schwiegervater getragen. Mich schaudert vor all dem. Aufs Thermostat scheint wohl noch die Sonne durchs Badezimmerfenster hindurch. Die Heizung springt noch nicht an. Dumm allerdings das: für die Schreibtischlampe hatte ich mir eine Energiesparbirne besorgt. Nun muß ich den nur durch eine Spannvorrichtung gehaltenen Arm durch einen Stapel Bücher abstützen, sonst lehnt die Lampe ihren Kopf auf die Schreibtischfläche, weil die Birne zu schwer! Selbst Büchner und Kraus mußten dran glauben, das meiste aber Bücher, die ich noch in anderen Ausgaben habe. Storia della lingua italiana. Heimweh des Herzens. Hab’ ich zweimal, ja. Irgendein Rom-Tagebuch. Auch weil der Vorname der Verfasserin etwas mit dem von G.L. zu tun hat. Traun. Fallada aber sucht nach dem Guten im Menschen, das dem Bösen widersteht, hinter dem die Maschine sich verbirgt, deren Öl die Lüge. Es ist kein politisches Buch. Dafür sprechen die beiden Kapitel mit den Idyllen des versöhnlich Guten, das ohne Ansehen der Person stattfindet. Auch der Schweinehirt kann König werden, wenn die Prinzessin entsprechend drauf ist. Oder wenn der menschen- und wortscheue Werkmeister mit dem Dirigenten in Moabit Schach spielt und am Ende sogar besser als sein Gegenüber, der es ihm gerade erst beigebracht. Das Schöne rührt zwar, aber es erschreckt nicht. Was die G.L.ocke sei, will sie wissen. Wie? Was es geschlagen habe? Wer wen? Wie weit wir, der konventionellen Zeitmessung zufolge, jetzt seien. Was für eine Zeit sie meine? Die wie der Berg dahinschwindende. Was solle sie sonst meinen. Ob es mir nicht endlich dämmere. Na, auf jeden Fall der Welt dort draußen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .