9.36 Uhr:
[Am Terrarium.]
Seit halb sechs auf. Alles läuft anders als geplant. लक ist derart krank, daß ich nicht in die Arbeitswohnung kann, sondern hierbleiben werde, um Sorge zu tragen; vor allem muß sie nachher zum Arzt, auch wegen eines Attestes. Ich selbst arbeite hier am Terrarium weiter. Ich muß der Möglichkeit ins Auge sehen, mit der >>>> Danz -Produktion nicht fertigzuwerden, vor allem, den Studiotermin am 8.12., zumindest für diese eine Sprecherin, verschieben zu müssen. Das wiederum bedeutet, daß ich die fertige Produktion nicht bis zm 15. werde abgeben können, was dann auch bedeutet, daß das Honorar nicht mehr vor Weihnachten gezahlt werden kann. Das hätte dann Folgen fürs Weihnachtsfest, zumindest, wenn ich nicht anderswo Geld auftreibe, so daß wir wenigstens Baum, Essen, vor allem die Geschenke für die Kinder besorgen können. Insgesamt eines d e r Probleme, die auch dann auftreten, wenn man eigentlich (plötzlich) ganz gut durchzu kommen scheint, aber man hat ja keinerlei Rücklagen und ist deshalb völlig aufgeschmissen, kommt so etwas wie diese Krankheit jetzt. Ich selber, übrigens, werde ich nicht krank, oder sehr selten, und w e n n , dann steh ich’s in einem Tag durch oder ignoriere es. Diese Haltung hab ich aber nicht für andere im Griff, und es wäre auch nicht sehr menschlich, sie von anderen zu verlangen oder auch nur zu erwarten.
Also sehen, wie ich jetzt mit der Arbeit durchkomme. Immerhin wußte ich heute früh, als ich an dem Danz-Typoskript saß und auch, während die Kinder wachwurden und als ich ihnen den Kakao machte, mich für Dich, mein Sohn, um das Frühstück kümmerte, Deine kleinen Geschwister wickelte usw., – als ich also auch dann parallel weiterarbeitete, immer mal einen nächsten Satz in die Datei tippte, ein Zitat verschob oder duplizierte… jedenfalls dabei wußte ich plötzlich, welche Musik ich als Grundmusik nehmen werde… Vogelrufe brachten mich darauf, Vogelrufe, die Ferne und Land bedeuten… mit einem Mal war das da. So etwas ist für meine Hörstücke immer schon die halbe Konstruktion.
Schön war’s, auf dem Balkon zu stehen und mit der Löwin zu telefonieren, gestern zur Nacht, heute zu ihrem Erwachen. Sie denkt noch, daß ich gleich in die Arbeitswohnung abziehen werde, aber ahnt vielleicht schon, daß es nicht möglich sein wird. Man braucht einen sehr entschiedenen Kopf. Den hab ich. Denn parallel ist auch noch die üble Sache mit dem Cover für den Erzählband zu lösen, auch der vorgelegte Vertrag, gegen den der Profi Einspruch erhob. Zum Cover wiederum UF: „Ich hab gedacht, es geht um irgendwelche Vampirgeschichten. Wenn aber der Azred da mit drin ist, wenn Clara Grosz da mit drin ist… nein, dann geht das entschieden n i c h t. Da hat der Profi recht.” Ich schrieb also an die >>>> Kulturmaschinen:Zusammengenommen mit meinem eigenen ersten Schock möchte ich ein solches Bild nicht mit meinen Texten zusammenhaben. Nehmt es mir nicht übel, aber unterm Strich ist das Bild nichts als Trash – und ich lehne ja schon Taratino grundsätzlich ab. Nein, ich fühle mich gar nicht wohl damit, und wenn ich in mich jetzt weiter hineindenke, dann wäre mir ein solches Cover ganz furchtbar peinlich.
Bitte, können wir nicht ein ganz anderes Motiv nehmen, eines das nicht so offenbar Trash-Pop ist? Das vorsichtiger, jedenfalls geschmackvoller ist und auch mehr meinem Stil – meinen Stilformen – entspricht? Der Blick in eine Mundhöhle tut das jedenfalls nicht.Und dann kann es jetzt nicht mehr zu dem Gespräch mit >>>> Matthes & Seitz kommen, jedenfalls nicht mehr in dieser Woche, weil ich ja eben hier nicht wegkann.
Ich versuche, was geht.
In der U zum und vom >>>> Musikkindergarten die schönen Novellen Cervantes’ weitergelesen:Doch das Glück stand so gegen ihn, daß er in vier aufeinanderfolgenden Spielen alle vier Viertel des Esels verlor, und zwar hatte gerade der Bursche, der ihm den Esel verkauft hatte, ihm demselben auch wieder abgewonnen. Als dieser aber aufstand, um sich seinen Esel zu holen, erklärte der Asturier, die dürften nicht vergessen, daß er ja nur die vier Viertel des Tieres verspielt habe; den Schwanz jedoch müßten sie ihm herausgeben, dann könnten sie in Gottes Namen mit dem Esel abziehen.Woraus sich dann eine hübsche juristische Diskussion ergibt, zu deren nicht geringster Verwirrung die Frage beiträgt, zu welcher Hinterbacke der Schwanz denn gehöre, ob zu linken, ob zur rechten oder ob eben zu gar keiner, so daß er zu den vier Vierteln eines ganzen (1/1) Esels eben nicht mit hinzuzurechnen sein.