Im Kommentar hierunter der Roman, wie er sich bislang liest, wenn er in die „richtige” Reihenfolge gebracht wird.
Das Literarische Weblog, gegründet 2003/04 von den Fiktionären.<BR>Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop.
Im Kommentar hierunter der Roman, wie er sich bislang liest, wenn er in die „richtige” Reihenfolge gebracht wird.
Was bisher geschehen sein wird. (… 27.2.2010, 1.50 Uhr…)
Ich bin müde, habe nicht viel geschlafen. Hier neben mir liegen der Schlüssel und die beiden Briefumschläge mit den Codes. Dass ich heute Chef bin, habe ich daran gemerkt, dass meine Fingerkuppen vom Sicherheitssystem plötzlich an Stellen im Schiff akzeptiert wurden, wo sie bis gestern noch nichts zu suchen hatten. Aber heute muss ich regelrecht aufpassen, wo ich hinfasse. Ich kenne den Plan für den heutigen Tag. In etwa 10 Minuten werde ich damit beginnen, die Sequenz zu autorisieren, die sich dann nicht mehr stoppen lassen wird, von niemandem. Der Käpt‘,n wie gesagt, hat Migräne oder Grippe oder Schiss oder ist plötzlich melancholisch geworden und exisitert heute formal nicht. Nicht im Dienstplan, nicht im Sicherheitssystem. Ein kranker Käpt’n wird für die Dauer seiner Krankheit automatisch zurückgestuft auf den Status eines Küchenjungen…naja wenigstens eine kleine Rache für diesen unfeierlichen Umgang mit mir.
Ich wünschte, ich würde irgend etwas feierliches oder außerordentliches in mir spüren, aber auch dieser Tag fühlt sich für mich an wie irgendein – ja – Donnerstag – eben. Wir haben Donnerstag. Tatsächlich. Auch der Kaffee aus der Maschine schmeckt wie immer beschissen. Ich habe Juli bereits seit heute nacht 4 Uhr in der Leitmatrix unserer biosensorischen Follower großgestellt. Ich habe ihr beinahe ununterbrochen dabei zugesehen, wie sie sich auf den Weg zu unserem Schiff immer weiter annähert. Sie wird die einzige sein, die das Schiff betreten wird. Die anderen werden von der Sequenz in den terminatorischen Radius eingeschlossen, der ihr Gedächtnis langsam auslöscht oder so modifiziert, dass sie ihren halbwegs illusorischen Existenzen wieder nachgehen können. Sie werden sich unmerklich normalisieren und schließich in der Statistik aufgehen. Empfinde ich bei dem Gedanken etwas? Keine Ahnung. Sie waren ja so viel in ihrer Vitalusion. Haben sich hinreissen lassen, sind kriminell geworden, eifersüchtig, unsterblich geil, hoch verliebt, waren eingesperrrte Grafen oder gräfliche Eingesperrte, Orchideenexperten, Kellner, Liebhaber oder… oder… haben sich schließlich sogar genötigt gesehen, manchmal Karrieren zu wecheseln, Wissenschaftler zum Taxifahrer.
Ist es schade um all diese Auserwählten? Ich weiß es nicht. Das Protokoll legt keine Wege fest, nur die Spielräume. Und genau deshalb war das alles kein Spiel, weil es so gespielt wurde. Juli allein wird das Schiff betreten. Wir haben mit einer höheren Quote gerechnet. Dabei könnte ich aber jetzt garnicht sagen, ob es für Juli die „gute“ Lösung ist. Das bleibt alles nicht wirklich entschieden, wie so vieles auf unserer Reise.
Juli kommt. Ich werde jetzt die Sequenz mit dem ersten Code autorisieren und dann die Sekundärrroutine in Gang setzen. Nach dem zweiten Code kann niemand mehr irgendetwas daran ändern.
Herzlich willkommen an Bord, Juli. Der Kaffee schmeckt wirklich beschissen. Log-Eintrag beenden, Afex, danke und stop.
Was ist heute eigentlich für ein Tag? Das sollte ich wissen. Immerhin wurde mir ab heute die Position des ersten Offiziers übertragen.
Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll, ausgerechnet heute diese Position verantworten zu müssen. Der Käpt’n hat Grippe, heißt es. Und ich habe immer gedacht, der Tag, an dem man mich als 1. Offizier einsetzt, beginnt mit einem Liedchen der Mannschaft, einer feierlichen Einführungsrede und vielleicht mit so etwas wie einem Küsschen von Frau Navigator – aber was passiert? – Ich kriege eine läppischen autorisierten Diensteintrag über den maschinellen Dienstplan, auf dem mein Name plötzlich ganz oben steht, dazu einen kurzen Anruf von der zickigen Assistentin, ich müsse das heute mal machen, der Chief fühle sich nicht so. Dafür habe ich also 8 Jahre auf der Akademie gebüffelt.
Wenigstens hatte sie nicht so extrem mit Handfeuerwaffen herumgemacht wie ihre Bekannte Z.
Ich stellte mein Taxi ein paar Häuserblöcke entfernt ab. Ich musste nachdenken. Die ganze Geschichte wurde immer verworrener. LUCKY musste verschwinden. Soviel war klar.
ER hatte ihr den dämlichen Namen verpasst. „My lucky girl.“ Der Idiot. Mit dem konnte keine glücklich werden. You were lucky, green eyed cat lady. Auf der Strasse hatte ich sie aufgelesen. Sie wusste von nichts. Ahnte nicht, wie viel Glück sie gehabt hatte. Dass mein gebrochenes Herz in ihrer Brust schlug.
Als sie die Augen aufgeschlagen hatte, an jenem Tag, der alles änderte, musste sie nach Luft schnappen wie ein Karpfen am Ufer. Meine Schönheit blendete sie. Mich zu zeigen, war mir verboten. Dennoch hatte ich es getan, für Lucky, für mein Herz in ihrer Brust. Die Tarnung als Taxifahrer war perfekt. Sie würde mich nur noch einmal SEHEN, wirklich sehen. Es musste zu Ende gebracht werden. Sie musste verschwinden. Glücklich werden, vergessen. Lucky, mit dem Herzen des Losers in der Brust.
Der Idiot hörte diese bescheuerte Musik öfter. Und es schien in jenen Tagen, als verfolge mich das Lied. Wann immer ich das Radio einstellte, erklang es. Aus allen Fenster schallte es. Lucky loser. Wie passend. Lalala.
Ich musste mich zusammenreißen. Ich musste seine Wohnung durchsuchen. Das Briefpapier musste her und sie würde schreiben nach meinem Diktat. Die Protokolle? Das war mir noch egal. ER sollte sich darum kümmern. Ich könnte ich ihn auch ein drittes Mal im Gewächshaus treffen. Es spielte keine Rolle. Nicht für mich – LUCKY, dessen Herz mit ihr fahren würde. Vorher würde sie mir noch das Säckchen aus Katzenleder geben. Sie würde nichts verstehen, aber alles richtig machen.
Ich stieg aus.
Irgendwo musste er die Papiere versteckt haben. Ich durchschritt die Wohnung, Zimmer für Zimmer, hob Teller an, Teppiche, Sofakissen, öffnete Dosen, durchblätterte Bücher und Zeitschriften. Nichts. Im Bad befühlte ich Ober-und Rückseite des Schranks, schob Handtücher und Rasierzeug zur Seite, löste den Deckel des Wasserkastens der Toilette. Auch dort war nichts zu finden.
Im Arbeitszimmer drehte ich den rostigen Schreibtischschlüssel nach links und die Tür sprang auf. In den Schubladen war alles sortiert, mein Glück. Er würde vorerst nicht heimkommen. Ich hatte Zeit. Ins Gewächshaus wollte ich zuletzt gehen.
Lucky Loser, Lucky Loser. Werde ich diese Stimme je wieder los? Lullabee. Lange, lange ist das her. Luckyla Loser.
„Bitte! Schalten Sie das Radio aus.“
Die Pflanzendämmerung, immer wieder das umgekehrte Gewächshaus. Dreimal getroffen. Dreimal.
Dieses umgekehrte Gewächshaus war so dunkel, dass in ihm auch tagsüber eine Glühbirne leuchtete. Sein Glasbau, von außen mit knorrigem Wildwein völlig zugewachsen. An einigen Stellen die Scheiben von der wachsenden Last bereits eingedrückt.
Wie er mit mir spricht. Ich höre ihn. Er geht unter der Glühlampe darin herum, ich höre die Scherben unter seinen Füßen knischen, während er auf mich einredet. Ich höre immer noch, wie er umherläuft auf dem alten Glas. Ich sitze auf dem Stuhl, er simuliert einen sportlichen Plauderton, aber ich spüre, dass er mich eigentlich anfleht, weil ihm die Scheiße bis zum Hals steht. Im umgekehrten Gewächshaus. Er hat eine Hand in der Hosentasche, um Lässigkeit bemüht, aber ich weiß, dass ihm die Scheiße bis zum Hals steht. Und genieße es. Ich weiß, dass er hier die Pläne aufbewahrt, die er mir so dringend geben will, geben muss, damit ich sie an Juli und ihre Arbeitsgruppe weiterleite. Aber er muss sicher sein, dass ich auf seiner Seite bin. Wie er mich im Knirschgang über den alten Scherben auf meinem Stuhl umrundet. Beim letzten, dem dritten Treffen. Ich habe es gewittert. Er musste sicher sein. Aber er ist nicht sicher, und ich tue nichts, ihm Vertrauen zu vermitteln. Ich hatte Gründe, ihn zappeln zu lassen. Sehr sehr dumme Gründe.
Ich weiß es, dort, in einem Schrank, muss er die Pläne aufbewahrt haben, die er mir geben wollte. Die Protokolle.
Er hat sie mir nicht gegeben. Nach dem dritten Gespräch hatte ich gehofft, er würde sich noch einmal bei mir melden, als mir klar geworden war, warum er mich brauchte, aber er hatte sich nicht mehr gemeldet. Es war mein Fehler. Solche Fehler kommen vor. Mein verdammter Fehler. Dort.
So erinnerte ich mich: Zwanghaft, in überzogenen Bildern, schwarz-weiß, wie an einen alten Film. Der Mann, an den ich mich, in meinem Taxi sitzend erinnerte war jünger und ich war es ihm gleich. Die ganze Sache lag schon Jahre zurück. Und doch kam diese Erinnerung in der Einsamkeit des Taxistandes wieder hoch.
Nicht jedes Mal, wenn ich hier oder anderwo stand und auf eine Durchsage im Funk oder zusteigende Gäste wartete, aber es wäre falsch gewesen, von ihr zu behaupten, sie sei ein seltener Gast.
Voll Angst war ich gewesen – damals. Voll Angst vor sich häufenden Verlusten. Vor dem Verlust meiner selbst wog die Angst am schwersten, lastete auf mir und hatte, trotz der Erlebnisse, nie aufgehört auf mir zu lasten, wie ein – nunmehr – gelindes Gewicht aus nasser Erde.
Die Furcht des Menschen sich zu verlieren, ist etwas wie eine Ur-Angst. Vielleicht wagen wir deshalb weniger, als uns möglich ist.
Wäre mir nicht passiert, was mir passiert ist, – vielleicht hätte ich mich ebenso diesem lauen Handeln und Denken angeschlossen.
Seit ich knapp dem Tod entronnen war, gab es für mich nur noch diese eine Richtung, dieses eine Ziel, eine Möglichkeit: Dem zu folgen, das mir Leben versprach.
Und dann traf ich ihn. Er erkannte mich nicht. Weder im Außen, noch im Innen. Aber das machte nichts. Es hatte keinen Einfluß auf mein Handeln. Ich war frei, fühlte mich frei und verlor keine Zeit mehr. Ich ging direkt und angstfrei auf ihn zu. Er ahnte nicht, was nun passieren würde. Ich ebenso wenig. Aber es würde etwas Wichtiges passieren, dessen war ich mir sicher.
Danach war sie durch die Straßen gerannt, wie auf der Flucht, nicht vor dem Regen, sondern vor dem Wissen, das ich in sie versenkt hatte. Meine Augen hatten sie bezwungen. Für Sekundenbruchteil glaubte ich in Luckys Augen ein Wiedererkennen aufblitzen zu sehen. Ich senkte den Blick nicht. Betörte sie. Es war leicht: Schönheit und Furcht. Ich hatte ihr das Schreiben diktiert, das sie ihm nicht liegen lassen würde. Das keiner je lesen würde. „Ich werde sein. Die wird es nicht mehr geben.“ Ich sprach die Worte mit weicher Stimme, kein weiblicher, kein männlicher Klang, mechanisch klar, betont, zuletzt herrisch. Draußen donnerte es. Für einen Augenblick umstrahlte ihren Kopf ein Heiligenschein. Wie ein Blitz, schlug dies Gewitter ein. Sie wusste jetzt, dass es vorbei war. Noch wusste sie nicht, wie sie es beenden würde.
Die Entscheidung fortzugehen, für immer und unbemerkt war erstmals aufgekeimt, in jener Nacht im April, als sie allein in einem kleinen vietnamesischen Schnellrestaurant zu Abend gegessen hatte. Pho-Bo, gebracht von einem außergewöhnlich hochwüchsigen Asiaten, einem, der in Deutschland aufgewachsen war, und der sich dann zu ihr gesetzt hatte, weil nichts los war.
Wie hätte sie ihm aber auch erklären k ö n n e n, wie ihm allein die Einladung erklären können, die Reise erklären können? Daß sie zugesagt hatte, war ihr selbst nicht leicht gewesen. „Lucky looser“, sang sie wieder. Was kam? Was lockte? Es würde eine Fahrt, wußte sie, in eine völlig Entscheidungslosigkeit. Sie würde lange, sehr lange schlafen, wußte sie. Die Tragweite der Entdeckung war ihr schon zu Studienzeiten bewußt gewesen. Aber daß man sie auswählen würde, das nicht. Sie hatten darüber gescherzt, er und sie, oft, manchmal lange, doch wenn sie ehrlich war, dann hatte sie an eine solche Möglichkeit, an dieses Unbedingte, so wenig geglaubt wie er.
Sie hatte seinen Blick, als sie mein Taxi bestieg. Auch da sah sie sich schon nicht mehr um. Über mich, der ich es fuhr, ging eine Trauer, die ich mir gar nicht erklären konnte, die ich auch erst gar nicht als eine solche begriff. Dabei hatte sie strahlend grüne Augen. Strahlende Trauer, ich bitte Sie! Heute, da wir alle ihr Gesicht kennen, weil es in den Geräten fast jeden Abend für zehn Minuten sichtbar ist, weil sie berühmt ist unterdessen, – heute empfinden wir das nicht mehr so. Ich glaube, daß ich der letzte Mensch gewesen bin, der sie jemals als einen Menschen sah. Deshalb habe ich begonnen, sie zu vergessen. Sie, von der wir heute sprechen, ist eine andere, als die, die, als sie in mein Taxi stieg, gewesen ist.
Es wäre ein Leichtes gewesen, zur Theke zu gehen, den Brief wie versehentlich darauf liegen zu lassen, und er hätte alles erfahren. Sein Blick war es, der sie davon abhielt. Es war dieser ganz bestimmte Ausdruck der sagte: Ich habe dich längst durchschaut.
Nichts hatte er, gar nichts. Ihr Bedürfnis ihm etwas zu erklären, war mit genau diesem Blick erloschen.
Sie ließ die Stadt an sich vorbei ziehen. Im Regen Taxifahren, das hatte sie schon immer geliebt, sich Taxis leisten zu können auch. Sie kurbelte das Fenster runter, Regentropfen flogen ihr in die Augen, sie konnte den Hafen schon riechen.
In die Hände des Taxifahrers ließ sie einen Beutel aus Katzenleder voller Münzen plumpsen. „Stimmt so.“ Der staunte, sagte aber nichts und fing an zu zählen.
Lucky war verloren. Verloren gegangen. Sie hatte ihn verloren. Nicht absichtlich, nein. Sondern einfach nur verlegt. Ein großer Verlust, wie sie zugeben musste. Aber ein glücklicher.
„Lucky loser“, summte es in ihrem Kopf. „You´re a lucky loser.“ Sie zog das Cape enger um sich. Alles verloren. Sie ging zum Pier hinunter. „Lucky loooooser.“, sang es. „Lulabee.“ Glücklich ist, wer zuerst geht. Die Wellen schwappten sacht an den Kai. „Lulabee.“ „LaLaLa.“
Die Silben machten La La La. Silberne Silben, die so von innen gegen ihren Mund schwappten und zur Stirn hochspritzten. Das kitzelte. Deshalb öffnete Sie ihren Mund und sang La La La.
Und dann bestieg sie das Schiff.
Sie drehte sich nicht um. Eine Tasche trug sie bei sich, kaum sichtbar, verpackt wie sie selbst. Es sah ihr niemand nach.
kurz mein resumee – ohne die gewächshaus-szene liest sich das für mich stilistisch noch homogener – erstaunlich (! >) homogen dann.
( bis auf den heutigen – erfrischenden – cut oder break von condor )
klink mich demzufolge wohl aus ( seh da bei mir doch stilistische anpassungsschwierigkeiten sowohl richtung condor wie auch den anderen )
4 U no loss, I guess.
good luck !
in der Tat, Herbst, wenn Sie hier nicht korrekt übertragen und die Namen der Avatare nicht kenntlich machen, werde ich von einem weiteren Engagement abstand nehmen.
@Roman. Ich habe kopiert, ganz einfach, und die Avatarnamen sind h i e r bewußt weggelassen, um nämlich den Erzählfluß nicht zu stocken; dort, >>>> in Der Reise direkt, sind alle Namen erhalten, so daß verglichen werden kann.
Desungeachtet steht es Ihnen völlig frei, Abstand zu nehmen.
nein herbst, das gilt nicht, es ist immer und überall wichtig und interssant (in jeder Fassunf und auf jeder Website) und notwendig die „Abschnittsgefährten“ kenntlich zu machen, und sei es auch nur kursiv und klein. Das ist der Witz dieses Projekts. Und es stört die Lesbarkeit überhaupt nicht. Meine Meinung
@Roman. Ich habe eine andere. Und verfahre nach ihr. Wie gesagt, lesen Sie einfach nur auf der DieReise-Site direkt, dann muß Sie das nicht stören. (Ich hoffe, Sie kommen bei diesem Projekt jetzt nicht mit dem Urheberrechtsunfug; falls doch, würde ich das ignorieren.)
Ich meine aber in der Tat, daß sich die Konsistenz des Textes dann, und nur dann, erweist, wenn er ohne Zuordnungen „auskommt“. Das ist der Maßstab, alles andre Tändelei. Wenn Ihnen mein Maßstab nicht gefällt, bleiben Sie fort – und bauen etwas, das Ihrem Maßstab entspricht. Nun steht es Ihnen auch frei, Ihre Beiträge dort wieder zu löschen; ich weiß nicht, welche es sind, aber wir würden’s dann ja sehen. In einem solchen Fall werden sich sicherlich Autoren finden, klaffende Lücken wieder zu schließen – oder man läßt sie klaffen und nimmt eben das als Formgeschehen, das es aufzufangen gilt. Das Spiel hat eben erst begonnen; was immer jetzt geschieht, ist noch nicht tragisch.
nee, ich lösche Klar, Sie können machen, was sie wollen, aber in zukunft…ohne mich, kein problem. Es geht nicht um Urheberrecht, sondern nur darum, dass die Lässigkeit gegenüber urheberrehtlichen Fragen überall gewahrt bleibt…sprich, dass auch auf allen Seiten klar wird, dass hier „Abschnittspartner“ schreiben – und zweitens, dass Sie hier keine Eingriffe durch Weglassungen, Umstellungen oder Hinzufügungen vornehmen, und das dann als „Was bisher geschehen sein wird“ übertiteln, sofern das nicht höfllichst mit den Abschnittspartnern abgestimmt wird, der andere Grund ist, warum sollen sih potentielle Leser durch die umständlich und unangenehm zu lesende Fassung quälen, wenn sie hier in einem ordentliche Nacheinander lesen können. Damit degradieren Sie die „Schreiber“ zu Spastis im Maschinenraum, während hier die edle Fassung ohne Namen zu lesen ist….etc…aber wie gesagt….kein Anlass zu tieferer Auseinandersetzung, die idee fand ich gut, deshalb hatte ich mich daran beteiligt, aber ich merke, dass ihnen an Urheberschaft mehr gelegen ist, als an urheberrechts-lässigkeit….von daher….verabschiede ich mich und sage nur, war ein versuch wert.
also ich lösche nicht, wollte ich sagen, geschrieben ist geschrieben…
@Roman. An Urheberschaft ist mir bei diesem Projekt in gar keiner Weise gelegen; die Zusammenfassung hat vielmehr die Gründe, die ich hierüber schon aufzählte. Aber ästhetische Fragen interessieren Sie nicht; insofern Sie der Condor sein sollten, muß das auch niemanden verwundern. Es fehlt Ihnen da ganz offensichtlich schlicht das Sensorium. Auch darüber wurde bereits mehrfach gesprochen. Aber Ihr Urheber-Einwand ist selbst schon belanglos, weil von der DieReise-Seite nach hier deutlich verlinkt worden ist. Wenn Sie dennoch zu glauben scheinen, ich wolle mir die Urheberschaft aneignen, dann hat das, Pardon, schon stark neurotische Züge.
herbst, wenn sie leute beim projekt halten wollen, dann müssen sie eben sorgfältiger agieren…sofern hier andere fassungen stehen, als auf der quell-seite, nehmen sie eingriffe an dem text vor. Gestern zum Beispiel haben sie hier meinen Text zu einem Zeitpunkt regelrecht reingeschmissen, als er noch nicht fertig war.
Manchmal muss man aber den eigenen Text dort in den Verlauf stellen, um dann noch mal hier und da zu verbessern, weil man den „Flow“ eben dummerweise nicht in der „Bearbeitenfunktion“ so mitlesen kann. Und schon garnicht kann man ihn dort so bequem lesen wie hier.
Es stellt sich also die Frage, warum man „dort“ so technisch umständlich schreibt, während man „hier“ dann bequem untereinander steht. Die Frage stellt sich ganz unaufgeregt.
Es handelt sich bei den Namen sowieso um Avatare.
Das Projekt ist aber auch eine Art Computerspiel, weil die Schreibenden sich ja nicht absprechen, sondern irgendwo auf interessante Art indirekt miteinander/gegeneinander kooperieren. Jeder verfolgt ein bisschen seinen Film und muss ihn aber auch in die Konsistenz der Geschichte zwingen. Wenn hier nun so getan wird, es handle sich um einen einzigen Erzähler, dann widerspricht das dem Projekt….
Wenn man hier die Namen im Flow mitlesen kann, dann kann man sich besser in die Kooperatoren einfühlen und ihre Intentionen besser mitvervolgen….
Also der umständliche Textstand „dort“ macht eigentlich keinen Sinn mehr, ausser den, die Mitschreibenden mit einer Umständlichkeit zu traktieren…weil die Idee eben noch nicht ganz ausgegoren war.
@Roman. Ich habe gesagt, was ich zu sagen habe, und will das nicht dauernd wiederholen. Wenn Ihnen das nicht gefällt, bleiben Sie weg. So einfach ist das. Sie haben die Möglichkeit, etwas ganz Eigenes aufzumachen, niemand wird Ihnen das verwehren. Wenn das spannend werden sollte, würde ich vielleicht sogar mitmachen und mich dann selbstverständlich an die anderen Regeln halten. Vielleicht würden das andere auch tun. Wenn Sie sowas angehen, annonciere ich das für Sie gern, dann haben Sie ein Maß an Zugriffen von vornherein garantiert.
Im übrigen geht es nicht um die Intentionen der „Kooperatoren“, ich finde so etwas ebenso wurscht, wie ich biografische Interpretationsansätze lächerlich finde. Mir geht es hier allein um den Text, da sind Motivationen gänzlich gleichgültig. Zumal wird überhaupt nicht so getan, als handelte es sich um einen einzelnen Erzähler, sondern was das Projekt i s t, wird sowohl aus den hiesigen Kommentaren als auch aus der Site selbst jedem sofort klar, der auch nur ein Minimum an Intelligenz mitbringt. Poetologisch gesprochen: Der Text generiert seinen einzelnen Erzähler. Wenn das gelingt, dann ist der Roman gelungen (aber, selbstverständlich, deshalb noch lange nicht Kunst).
Mehr dazu aber wirklich nicht. Ich werde dessen müde.
es geht nicht um „eigenes“ oder „uneigenes“ – lediglich um konsistenz von projekten, selbstverständlich hat ja auch jeder Kooperator eine Vorstellung davon, was ein guter Text ist… naja…aber wenigsten die Figuren müssen eine Motivation haben, wenn sie eventuell pschyologisch gezeichnet sind. Und es ist für einen Leser dreimal so spannend, wenn er mitlesen kann, dass zum beispiel eine Figur von drei verschiedenen Autoren „interpretiert“ wird….aber wie gesagt, sie haben Recht – es ist IHRE Idee – und das macht es eben wieder so anstrengend.
Eine Geschichte von hinten aufrollen, hieße doch mehrere, von vorn herein, komplett ausgestattete (Haupt-) Figuren zu etablieren, die durch den noch nicht geschriebenen Handlungsverlauf, der erst erarbeitet werden muss, gezeichnet sind. Will sagen, einige Schreiber können sofort in die Bresche springen und kräftig drauflosphantasieren, so wäre auch das Problem mit den unterschiedlichen Anrissen einer Figur behoben, so meine Vorstellung. Imgrunde das eigentlich Interessante an dieser Reise: Figuren aufzulösen und abzubauen. Das geschieht dann natürlich durch die Handlung. Raum für verschiedene psychologische Interpretationen bleibt durch den jeweiligen Stil der Mitschreibenden ohnehin.
Wobei das bei der Frau, aufgrund der Vorgabe „verpackt“, natürlich auch anders sein kann. Ebenso spannend, eine Figur die sich, im Gegensatz zu den anderen, auf dem Zeitstrahl anders herum entwickelt…
Diese Form des sinnhaft Sätze-Bildens hat m.E. ein unlösbares Problem: viele Köche verderben den Brei.
Satisfaktionsfähiger ausgedrückt: das Oszillieren zwischen Macht und Ohnmacht, das sich sowohl in den krassen Kommentaren als auch in der koketten Regulations-Zaghaftigkeit des Organisators der ganzen Veranstaltung nieder schlägt, schadet dem Textfluss. Braucht also Text doch immer den Autor? Und wollten Sie eben das hiermit womöglich beweisen?
Wenn nicht – machen Sie einmal die einfachere, weil weniger durch (Re-)Präsentationsgehabe gestörte Nagelprobe und versuchen Sie, zwei ausreichend eilfertige und sprachbegabte Menschen dazu zu bringen, das gleiche Realitätskonstrukt parallel zu beschreiben. Juristen kennen das gut aus der Lektüre von Zeugenaussagen heraus. Es ist ungeheuer spannend, wie wenig Realität real zu sein scheint, befragt man die sie grandios Affirmierenden einmal ernsthaft nach ihr.
@sumuze. Prinzipiell bin ich bei dem „unlösbaren Problem“ Ihrer Meinung; tatsächlich arbeite ich selbst literarisch kaum je im Team. Andererseits finde ich jedoch, daß man dem schon entstandenen Text ganz gut ansieht, wie er mit gar nicht so vielen Strichen und ein paar Ergänzungen recht gut in Form gebracht werden kann. Ich bin deshalb so zaghaft, weil ich erst einmal noch mehr Material anlaufen lassen möchte, und dann setzt man sich zusammen, bzw. diskutiert hier, und die einzelnen Teilnehmer können den angelaufenen Text entweder nach eigenem Ermessen oder aber nach meinethalben Gruppendiskussion dann bearbeiten. Es ist, glaube ich, einfach noch zu früh, über Gedeih und Verderb des Projektes zu entscheiden – beides ist drin. Momentan allerdings stockt es; nur daß Z e i t keine Kategorie ist, die sich begründet einwenden läßt: der bisher vorliegende Text entstand innert zweier Tage – was ein selbst für einen nach traditionellem Autorenmuster geschriebenen Romananfang ausgesprochen kurzer Zeitraum ist.
Zeit ist sicher wichtig, auch wenn ich bei solchen Projekten wie diesem befürchten würde, daß sehr viele Teilnehmer absprängen, falls nicht rasch etwas für sie Fühlbares und Verwertbares passierte.
Mich erinnert Ihr Projekt sehr an solche wie das Dogma 95 Projekt. Eben Versuche, Geschwindigkeit und Improvisation als Krücken für das Humpeln zurück zu einer verloren geglaubten ‚Unmittelbarkeit‘ zu verwenden. Etwas, das mir vielen Texten der letzten Jahre ebenfalls zu unterliegen scheint. Welt (= die imaginierte Quelle sinnlich sich auswirkender Inputs meines Verstandes) scheint schneller und detailreicher zu sein oder sich zu verändern als mein Denken. Das verängstigt mich, also suche ich nach Beruhigung. Die kann ich finden in Pillen, Pulvern und Peer Groups, aber eben auch in rationalen Strukturen der Wahrnehmung.
Bei Ihnen etwa sehe ich eine Wiedergeburt positivistischen Denkens (i.e der Rekurs auf eine Basis des Unbezweifelbaren in einem irgendwie ‚Materiellen‘, das auch gut ein ‚Biochemisches‘ sein kann, gegen den endlosen und daher nicht aushaltbaren Zweifel an jedweder Basis eines Begründens überhaupt, wie er der beharrlich bohrenden Frage nach dem Grund unserer Begriffe innewohnt).
Mache ich etwa einen Film, indem ich so wenig ‚artifiziell‘ filme, wie mir aktuell nur möglich ist, ohne lächerlich zu werden, kehre ich damit zurück ins ‚Vorfilmische‘. Eine Bewegung, die der Bewegung des Abstrahierens z.b. in der Malerei entspräche – dem Aufdecken, was sich ‚hinter‘ visuellen Reizen alles befinden kann oder muß.
Für Text nun kann das sehr vielfältig geschehen. Es kann die Sprache auseinander gerissen werden, was wohl eher im Stammeln endete (ein in seine Elemente zerrissener Satz ist kaputt und nicht gegen Verfremdung oder Verfälschung gerettet!). Es kann Sprache generalisiert werden als Form der Kommunikation, was sie langweilig macht wie das Anbiedern an irgend einen gerade angesagten Jargon (mein Unbehagen an Texten wie etwa dem ‚infinite jest‘, der mir eher als ‚extremly limited‘ erscheint). Oder es können die Sprecher in den Fokus geraten. Wie hier in Ihrem Experiment, hoffe oder vermute ich.
Jeder Sprecher redet zunächst drauf los. Aber schon bald erwächst Regulierungsbedarf. „Andererseits finde ich jedoch, daß man dem schon entstandenen Text ganz gut ansieht, wie er mit gar nicht so vielen Strichen und ein paar Ergänzungen recht gut in Form gebracht werden kann. “. Das ist wie in einem Netzwerk. Es gibt da zuerst (im Sinne eines naiven Herangehens) einmal das hemdsärmelige Prinzip der ‚Carrier Sense Multiple Access/Collision Detection‘, dem viele Netztopologien gehorchen. D.h. ein jeder quatscht hemmungslos drauf los und im Falle einer Kollision (zwei quasseln sich gegenseitig zu Tode) muß gestoppt und einfach wieder von vorne angefangen werden. Und dann haben wir organisiertere Formen wie den Token Ring. Der Sprecher, der gerade das Token hat, darf reden, alle anderen hören zu. (Man ahnt das ‚Raunen der Ahnen‘ dahinter, oder?)
Für einen der Absicht nach literarischen Text bedeutet das, es findet eben doch eine autoritäre Regulierung statt (etwa Ihre Vorgaben des Nacheinanders usw.) Dummerweise aber ist eine solche Regulierung eine schrittweise Zurücknahme des an sich angestrebten Chaotischen (meine Annahme jetzt) und Authentischen (um diesen gräßlichen Begriff nun doch noch ins Spiel zu bringen). Wie es den Dogma-Filmen ja dann auch passierte. Als herausragend gelten eben jene, die doch auf klassische Mittel wie ein ausgefeiltes Drehbuch usw. vertrauten.
Und da sind wir endlich am Punkt.
Sprache ist nicht gerade das Neueste unter den Menschen. Manche glauben sogar, sie sei neben der Bestechlichkeit im Amt und dem schlechten Sex im elterlichen Schlafzimmer das Älteste unter ihnen. Und mich beschleicht oft der Verdacht (oder die Hoffnung), daß sich Sprache wie eine Art ‚common sense‘ verhält. Viele würden sie gerne besitzen, sie für sich in Anspruch nehmen, sie dominieren usw. Jedoch. Keiner obsiegt!
Sprache spielt einfach nicht mit! Sie ist langsam (weil ihr technische Mittel wie Buchdruck und Web und Telepathie – und was weiß ich noch alles – am bräsigen Arsch vorbei gehen) und sie ist gelassen (weil sie am Ende ja doch bestimmt, was wir überhaupt alles er-leben können). Sie erlaubt in Seelenruhe die wildesten Eskapaden (das sind die hunderttausend Experimente, die die Zeitgenossen jeweils gewaltig echauffierten und bald danach keinen müden Knochen mehr aus der Pfanne hieven konnten) und sie schnappt sich je nach Gusto Winzigkeiten, die alle übersehen hatten (wer z.b. hat den Konjunktiv erfunden? Ich sehe wenig Gründe, ihn zu erfinden, wäre Sprache nur Abbild und Anleitung für den Alltag).
Nun endlich komme ich zum Schluß. Meine Frage wäre, ob ein sprachliches Konstrukt tatsächlich ein auf der Seite der Sprecher Geteiltes sein kann.
D.h. können mehrere Autoren einen Text, der nach den meisten gängigen Kriterien eine sprachliche Einheit darstellt, verursachen, was bedeutet: sagen? Ist nicht vielmehr ein solches Konstrukt (Laut, Wort, Satz, Argument, Gedicht, Roman usw.) überhaupt nur ein sprachliches, insofern und weil seine Empfänger es einer Autorin (in Ermangelung einer Dame von mir aus dann auch einem Autor) zuordnen können?
Ich selbst liebe es zum Beispiel, Aussagen als Emmanationen genau eines Alter Ego (und sei es eines Verallgemeinerten) zu behandeln. Das macht sie mir (neben anderen Eigenheiten) spannend, aufregend, erregend, bunt und vielschichtig. Ein Autoren-loser (oder wegen der Unzahl der Autoren nur so erscheinender) Text kommt mir dagegen kastriert vor. Ich lausche nicht Maschinen, Geräten oder Anonymae. Ich möchte mir zuhörend immer eine Gestalt einbilden (selbst wenn ich dabei spinnen sollte), die durch die Worte hindurch zu mir spricht.
Damit meine ich nun nicht den im Literaturbetrieb gebauchpinselten Autor (i.e. der Dummkopf, der sich mit ein paar Silberlingen abspeisen läßt, weil man ihm den Schein der Ewigkeit im Stehen mit einem Glas Moet für lau unterjubeln kann), sondern ganz simpel meine Idee eines anderen Menschen, deren Stimme ich zu hören meine, wenn ich ihre Worte lese (oder seine, auch Männer spielen hier in der gleichen Liga). Das gehört für mich untrennbar zum Lesevergnügen hinzu. Ein Haufen Leute aber, die simultan auf mich einreden, schüchtert mich eher ein. Oder langweilt mich. Und das ist nun wirklich nicht das, was ich mir von Texten erhoffe.
@ liebes sumuzchen denken sie eigentlich manchmal auch nach, bevor sie schreiben? Bitte lassen sie sich einmal diese Sentenz durch den Kopf gehen:
„Welt (= die imaginierte Quelle sinnlich sich auswirkender Inputs meines Verstandes) scheint schneller und detailreicher zu sein oder sich zu verändern als mein Denken.“
Hää?
Oben noch sagen Sie, das Sprache niemandem gehört und unten wiederum fordern Sie die singuläre Autorschaft….hmmm….also bei vielem, was sie so bloggen, habe ich immer den Eindruck, dass sie genau einmal im Kreis gehen und dann nichts gesagt haben.
@Romanski & sumuze. Weshalb reden Sie sumuze derart despektierlich an? Das ist so ein Kommentarfall, bei dem ich gerne löschen würde; andererseits sollte auf Ihre inhaltliche Entgegnung aber eingegangen werden, die auf den ersten Blick durchaus etwas für sich hat. Wobei ich meinerseits, sumuze, gern entgegnen will, das aber aus Arbeitsgründen nach hinten schieben muß. Ich habe mir dazu Ihren Text mitsamt dem Link herauskopiert, um mich zu einem anderen Zeitpunkt daranzusetzen.
@romanski , dann sumuze sumuze’s kernaussagen aus den 2 letzten absätzen ihres leidenschaftlichen literaturbetrffenden synoptischen ….
„Ich möchte mir zuhörend immer eine Gestalt einbilden (selbst wenn ich dabei spinnen sollte), die durch die Worte hindurch zu mir spricht.“
&
„Ein Haufen Leute aber, die simultan auf mich einreden, schüchtert mich eher ein. Oder langweilt mich. Und das ist nun wirklich nicht das, was ich mir von Texten erhoffe.“
&
„Ich selbst liebe es zum Beispiel, Aussagen als Emmanationen genau eines Alter Ego (und sei es eines Verallgemeinerten) zu behandeln.“
das hätte doch gereicht um eine meinung ausgedrückt zu haben ohne komische
optiken auf z.b. dogma 95 dabei bequem vorinstalliert zu haben.
@sumuze
wobei leute die simultan auf jemanden einreden, sicherlich wo anders sind als
in einem thead – wie soll bitte in einem thread ( oder blog ) simultaneität von aussagen einzulösen sein?
@sumuze ich lese bei Ihnen eigentlich nur zweierlei –
sie kommen mit einer „schnelllebigkeit“ der zeit nicht mit und sie haben etwas gegen szene-jargons.
diesem versuchen sie wertigkeit und nachhaltigkeit unterzujubeln mit bisweilen schäumendem pathos, welches aber nicht davor zurückschreckt, von der sprache als eigenständigem oder vom menschen losgezurrtem unabhängigen wesen – so interpretiere ich zumindest einen teil ihres kommentars – zu sprechen ( wohl als matrialität per se ), welches sie wiederum als leserin dann innerhalb ihres leseakts überfordert.
was das dann jedoch mit singulärer autorenschaft vs multipolar hybridisierter autorenschaft zu tun haben soll ist mir momentan etwas schleierhaft.
dogma 95 hat doch nur ganz entfernt etwas mit Literatur zu tun, also dogma95 hier
aufgeführt zu haben, ist für mich so gut wie völlig an den Haaren herbeigezerrt.
verdorbener brei (?), umgerührt ohne autorsubjekt geht´s nicht, oder doch? – ich habe mal – auf die schnelle – weitergekocht, damit der brei nicht völlig anbrennt, weil ihn keiner mehr anrührt. schreibe ich gerne alles um oder weg, wenn jemand logische fehler entdeckt. vielleicht gibt´s bei dem experiment ja doch noch was zu entdecken.
Rasch eine Sammelantwort: @romanski
„Oben noch sagen Sie, das Sprache niemandem gehört und unten wiederum fordern Sie die singuläre Autorschaft.“ mokieren Sie. Ich fordere das zwar nicht (von wem? in wessen Namen? zu welchen Zwecken? sollte ich das auch tun), aber unabhängig davon: sehen Sie in den beiden von Ihnen angeführten Aussagen („Sprache gehört niemandem“ und „singuläre Autorenschaft“) einen zum Argument taugenden Gegensatz?
Ich kenne nicht ‚die Autorin der Sprache‘, was, gäbe es sie, Ihr trautes Pärchen in der Tat zum Gegensatz machte. Man kann (und tut es sehr gerne) von der Sprache einer Autorin reden (flockig, unbeholfen, zart, originell, hastig usw.) und damit meinen, wie sie sich der Sprache bedient, innerhalb derer sie lebt und spricht. Die hatte ich jedoch oben nicht im Sinn als jenen Gegenstand, der niemandem gehöre.
Statt von der Autorin redete ich womöglich besser von der Sprecherin. Ob diese den jeweiligen Text nun geschöpft oder nur andere geschröpft hat, spielt gar keine Rolle, denn es geht hier nicht darum, wie Geld damit zu verdienen sei. Für mich ist der Wunsch nach genau einer Sprecherin Teil meines Lesevergnügens. Und ein Amalgam mehrerer Sprecher behagt mir nicht.
„bei vielem, was sie so bloggen, habe ich immer den Eindruck, dass sie genau einmal im Kreis gehen und dann nichts gesagt haben.“ schreiben Sie. Der Eindruck täuscht sicherlich nicht. Gespräche, in denen die Sprechenden sich selbst ihres Denkens zu versichern versuchen, werden nicht umsonst Diskurse genannt. Und sollten m.E. nicht das monolithische Um-die-Ohren-Schlagen gehabter Gewißheiten (ich nenne das gerne Podiumsdiskussion) sein. Oder gar das reine Verbreiten derselben in eine nur lauschende Hörerschaft hinein, was ich eher Instruktion nennte.
Ich rede natürlich (wie alle Menschen, und weil ich gerne und viel rede, vielleicht sogar mehr als andere, die sparsamer damit umgehen) viel Unsinn und lese ebenso viel Unsinn. Aber oft ist gerade meine Anstrengung, genauer herauszufinden, warum denn nun ein Unsinn Unsinn sein müsse, eine, die mir die Augen öffnet. Welche dann leider ebenso häufig sehen müssen, daß der ganze Zirkus mich nicht oder nicht viel weiter gebracht hat.
@ the bullet cobra
„wie soll bitte in einem thread ( oder blog ) simultaneität von aussagen einzulösen sein?“ fragen Sie. Ich frage mich, wie das überhaupt einzulösen sein soll. Ich lese Aussagen konsekutiv, schön brav immer eine nach der anderen. Ob man sie mir per Brieftaube in Monatsabständen her schickt oder alle auf einmal in die Ohren zu brüllen versucht, macht da keinen Unterschied. Im ersten Fall brauche ich ein gutes Gedächtnis und im zweiten die Fähigkeit, nur auf das zu hören, dem ich meine Aufmerksamkeit schenken möchte.
@cotton snooper
Daß Sie in dem, was ich schreibe, „schäumendes Pathos“ zu sehen glauben, ist kein Argument gegen das, was ich damit aussagen möchte. Selbst dann nicht, wenn Sie damit Recht hätten. Geflüstert, gebrüllt, rezitiert oder gesungen – das macht aus Unsinn noch lange keinen Sinn und umgekehrt auch nicht.
„was das dann jedoch mit singulärer autorenschaft vs multipolar hybridisierter autorenschaft zu tun haben soll ist mir momentan etwas schleierhaft.“ sagen Sie weiter. Mir auch, gestehe ich gerne. Weil ich erst einmal schon gar nicht weiß, wie eine ‚multipolar hybridisierte Autorenschaft‘ aussähe. Vermutlich meinen Sie damit, daß zwei oder mehr Personen als die gelten, die sich einen einzigen Text zusammen ausgedacht haben. Was nun aber doch kein Gegensatz zu dem Einzelkämpfer sein muß. Aber egal.
Interessant an Ihrer Aussage ist für mich vor allem Eines: Sie beziehen sich, obwohl Sie das mit der Anrede nahelegen, gar nicht auf das, was ich geschrieben habe, sondern nehmen die Worte eines anderen Kommentierenden, die bereits nicht viel mit meinen Worten zu tun hatten, fügen schnell noch ein eigenes Wortungetüm hinzu, und schieben mir eine daraus gebastelte Aussage unter, um dagegen zu polemisieren. Offenbar glauben Sie tatsächlich, damit irgendwie auf meine Worte zu zielen.
Ich nenne das Schattenboxen. Mit allem schäumenden Pathos, der mir zur Verfügung steht.
@Herr Überflieger
Ja, Sie haben vollkommen Recht. Jedoch – Na und?!
Mir hat es gefallen, und ich bin immer noch die singuläre Autorin meiner Kommentare und keineswegs bereits multipolar hybridisiert. Obwohl, so ein seltsam multilaterales Jucken im Rücken in Tateinheit mit einem quälenden Durst auf ein Mischgetränk verspüre ich in diesem Moment schon…
@frau sumuze – sie schrieben soeben bekräftigend > „Für mich ist der Wunsch nach genau einer Sprecherin Teil meines Lesevergnügens. Und ein Amalgam mehrerer Sprecher behagt mir nicht.“
genau das kaperte ich so als das fazit ihres langwierig-schleppend daherkommenden kommentars auf was sich meine antwort ( an romanski, sorry ) bezog, gut sie waren nicht explizit angesprochen.
ich selbst präferiere texte die möglichst brüchig sind – aber idealiter auf grund eines
präferierens von einer vielleicht möglichen korrespondenz von form und inhalt.
trinke selbst höchst ungern nen cocktail aus schnapsgläsern, dies etwas plastisch
in ein konkretes bild reinragend dazu formuliert. 😉
@sumuze ich absorbiere das einmal diese ihrige sequenz in meine thaichi-box ( naja my
rooms )
Ihre worte –
„Gespräche, in denen die Sprechenden sich selbst ihres Denkens zu versichern versuchen, werden nicht umsonst Diskurse genannt. Und sollten m.E. nicht das monolithische Um-die-Ohren-Schlagen gehabter Gewißheiten (ich nenne das gerne Podiumsdiskussion) sein. Oder gar das reine Verbreiten derselben in eine nur lauschende Hörerschaft hinein, was ich eher Instruktion nennte.“
klingen in meinen ohren letzt plötzlich nicht mehr pathetisch sondern nur noch albern pessimistisch, wenn nicht ein wenig sehr überreizt.
Sie stören sich anscheinend an aufführungspraxis generell.
sind sie klaustrophobisch ?
sie sind doch nicht etwa ein ausbund an kommunikationsfreudigkeit und spontaner konversation – also ihre wirklich ja fett und amtlich daherkommenden
kommentare schreien oder lechzen doch geradezu nach einer einzementierung
von gedanklichkeit, oder nicht ?
das mag ja alles irgendwie statthaft sein und stösst hier bestimmt nicht auf taube ohren aber mit kunst hat das für mich irgendwie nix zu tun – kunst braucht
auch manchmal etwas helligkeit etwas ganz ganz leichtes sirrendes schnippisches frivoles usw in so eine richtung – naja, mehr werde ich ihnen an antwort schuldig bleiben weil mich das irgendwie abtörnt, sonst hätte ich mein letztes post auch nicht gesetzt, es erwischte mich sozusagen in meinem bett
kurz vor dem aufstehen.
so stehen sie also auf, naja – hm – schreiben sie literatur ?
ich sage ihnen mal frau sumuze wie ich musik höre.
ich lege mir unter umständen ein schubert lied gleich im anschluss an ein grindcore stück auf – und danach womöglich was von motown.
das machen allerings kaum leute ( oder rezipienten halt ), jedenfalls nicht von den leuten die ich kenne.
die meisten schaffen es noch sich eine scheibe eines songwriters oder einer rockband usw. ganz anzuhören.
so etwas passiert mir äusserst selten.
na gut – jedem tierchen sein pläsierchen, oder etwa nicht ?
was das mit form-inhalt-korrespondenz zu tun haben sollte mögen sie mich noch fragen …
also vielleicht ist das erst einmal banalst – da lebe ich in einer gesellschaft, die heterogen strukturiert ist und nicht nach dem monolithischen auftreten eines einzelnen im diskurs sich ausschliesslich ( und damit sich totalitärem ausliefernd ) ausrichtet – man spräche ja letztlich dann auch nicht mehr von einem diskurs.
ich komme mit dieser heterogenität der gesellschaft klar und ich desavouiere letztlich keinen der darin verwendeten codes, insofern sie eine gewisse qualität haben, welche ich aber in fast allen codifikationen irgendwo erkennen kann.
das ist der unterschied zwischen uns beiden aber wie gesagt – de gustibus non
disputandum.
@ the bullet cobra „ich komme mit dieser heterogenität der gesellschaft klar und ich desavouiere letztlich keinen der darin verwendeten codes, insofern sie eine gewisse qualität haben, welche ich aber in fast allen codifikationen irgendwo erkennen kann“ ist ein Satz, den Sie sich bitte genauer anschauen sollten.
Übersetzt heißt er: ich desavouiere keinen Code, dem ich eine von mir zu spezifizierende Qualität zuschreibe, die ihn eben davor bewahrt.
Das unterscheidet Sie nun keinesfalls von meinem Umgang mit solchen Codes.
Ein Unterschied läge in der je angewandten Spezifikation einer hier differenzierenden Qualität, nicht in der Tatsache, daß wir beide eine solche Selektion durchführen.
Und ob Sie mit einer Heterogenität von Gesellschaft klar kämen, entscheidet sich – wie für mich – an Ihrer Selektionsleistung. Und nicht daran, daß Sie grundsätzlich anders das gleiche Problem wie ich angingen..
Ein passender Satz aus dem Schatzkästlein unserer Altvorderen dazu ist für mich: alter Wein in neuen Schläuchen.
nicht unbedingt – sumuze also die selektion findet im inneren von genretypischen codifikationen statt – was allerdings durchaus etwas mit tradition zu tun haben kann…. in der musik ist mir das allerdings – obwohl ich mich ein wenig mit noten und anderem musikspezifischen kram auskenne – völlig nebulös wo sich in ein und demselben genre „die spreu vom weizen trennt“.
also wenn sie sagen > angewandten spezifikation dann hiesst das ( noch ? ) für mich, dass ich wirklich exakt wissen können müsste wie eine jeweilige für mich fühlbare finesse eines selektierten „kunstobjekts“ auch exakt nachzuzeichnen wäre – allerdings innerhalb der kreativen vorgängigkeit selbst und nicht nur innerhalb eines analysierens von struktur.
also dies originär-kreative wird wohl immer stark umgebungsabhängig sein – individuell lebensweltlich sozusagen verschaltet.
naja – nur noch so ein versuch einer antwort – denke schon dass wir uns in einigen punkten ja verstehen – nur wie gesagt – ich hab da ne grosse geschmacksbreite was z.b. musik anbetrifft – und – ich sags mal frei raus – ich so manche texte aus dem grindcore bereich ich nicht vertehe aber mir die illusion erhalten will es ginge da nur um energie und demzufolge ich mich auch nicht weiter über so manche texte schlau mache …
sorry mir ist da in einer äusserst flüchtigen kurzen zwischenkorrektur im letzten absatz meines comments was verrutscht – hoffe sie verstehen trotzdem so in etwa den sinn
des betr..
nun – ich bin schon stark auf originäre erfahrungen fixiert und auf kreativität wie sie vielleicht – falls ich mich eben für sie verständlich ausdrückte – verstanden, nichtsdestotrotz hab ich mir noch etwas gefühl für poesie und träumereien erhalten
letztlich würde ich mich aber ungern allzu weit von realität entfernen weil ich eben
mein gefühl für menschen überhaupt nicht verlieren will, und da muss ich geade schwer aufpassen vor allem wenn es an hochsprache geht und sogar damit verbundener philosophie, naja – mein momentanes problem, klar – deshalb meine anfänglich etwas unwirsche reizbarkeit, sehn sies mir bitte nach, so im nachhinein.
also sorry sumuze der nun stattfindenden commentreihung was ich konkret sagen will ist, dass es in wirklich gelungenen kunstwerken – und seien es auch nur kurze songs – etwas geben muss ( anscheinend gibt ) was genreunabhängig das jeweilige dann aber eher seltene „objekt“ irgendwo übersteigt und eine art reinheit hat, bei all der harten power die manchmal vielleicht drinnen steckt – und das ist wohl das grosse geheimnis, wenn das mal passiert – also das verweist für mich immer ganz unscharf auf günstige lebensumstände, ganz platt ausgedrückt und demzufolge oder des weiteren auf einen wohl wirklich astreinen spirit, wobei ich nicht gesagt haben will, dass so etwas aus einer isolation heraus stattgefunden haben muss – eher aus einer wirklich geilen interaktion mit was für einer crowd auch immer- hatte sie vielleicht mal so etwas wie ne high time oder so.
ansonsten geht das vielleicht noch über einen „therapeutischen“ ansatz , welcher ein „rein“ deskriptives verlässt und anfängt individuell zu „idealisieren“.
naja – mehr sage ich dann hier nicht mehr – don’t panic, frau mann muss so einen irgendwie kryptisch anmutenden bariss auch nicht verstehen, was den letzten absatz des posts anbetrifft.
( lass ihn trotzdem stehen )