Was anfangs eine peinliche Situation erschien, erwies sich im Nachhinein als heilsam. Stellen Sie sich vor, Sie führen mit ihrer lieben Freundin und einer 75jährigen („alta borghesia, ma bizzarra“) und ihrem Winzig-Terrier Nuri (Nur sei Licht auf arabisch, und gefunden habe sie ihn in der Nähe einer der sardischen Nuraghi) in Richtung Tyrrhenisches Meer, also zunächst liegender Berührungspunkt Montalto di Castro, und zuvor wolle man noch die WWF-Oase des vom Meer sich einst abgesumpften Burano-Sees besuchen, wo tatsächlich ein junger Mann in WWF-Uniform bereitwillig Auskunft erteilt in seinem schon toskanischen Einschlag (man befindet sich bereits in der Toskana), der einem angenehm das Ohr kitzelt, denn er hat etwas besonders Weiches, da all die ‚k‘ zu einem ‚h‘ tendieren, wobei allerdings die Führung zeitlich doch etwas viel leere Zeit ließe, so daß lediglich ein Gang ans Ufer möglich ist, wo aus der sumpfigen und schilfüberwachsenen Brühe faulig-satte Gerüche steigen, in die beim Vorübergehen die sich sonnenden Frösche furchtsam wieder hineinspringen (erst in rascher Serie, dann vereinzelte Nachzügler: die „mutigeren“), und dann am Steg vor der Wasseroberfläche Möwen ein Greinen ertönen lassen, das dem Wind gehört, der einem in die Haut fährt, während das Hündchen an Gerüchen sich aufreibt mit Geräuschen, die eine innere Erregung ahnen lassen, und die Gedanken immer mehr in Richtung Fisch treiben, weil es schon auf eins geht, so daß nur noch übrigbleibt das wahrscheinlich offene Restaurant an der Straße nach Capalbio aufzusuchen, da wohl unsicher sei, daß die am Strand liegenden um diese Zeit schon offen sind, und dann dort angelangt etwas bestellen, daß sich gut anhört, nach Ohr bestellen, wie ich’s nenne, nämlich „astice alla catalana“. Ich, der ich mit Heringen aufgewachsen. Das Wort selbst gehört nicht zu meinem Wortschatz. Die Damen warnten mich mitnichten. Warum sollten sie? Redeten stattdessen über die Fischfauna von Salerno und Sanbenedetto del Tronto (Adria), den jeweiligen Herkunftsorten. Es kam ein Hummer mit einem Meer von Kirschtomaten und Rucola. Wie ißt man sowas? Und überhaupt das Ganze. Die letzte Erfahrung geht lang zurück. Isola di Ponza. Irgendein Ostern mit Zwangspause in Formia wegen des schlechten Wetters, so daß der Fährenverkehr unterbrochen werden mußte. Was „uns“ eine Karfreitagsprozession in Formia einbrachte. „Sie“, als ich auch damals nach „Ohr“ bestellte, gab der Peinlichkeit durch ihre zweifelnden Blicke auf mich und ringsum Vorschub, so daß ich am Ende mit tomatenroten Flecken am Zeug das Restaurant verließ. Auf die Frage, wie’s gewesen, konnte ich dann gestern antworten: „Non mi fa più paura.“ Die beiden teilten sich einen Riesen-Steinbutt. Mich konzentrierend schnappte ich die Windverhältnisse auf den hinter-indonesischen Inseln, irgendwelche Streitigkeiten zwischen einem Uranio und seiner „Frau“, ohne wirklich die Hintergründe zu begreifen, und die Zugfahr-Usancen in Indien auf. Und noch andere Tuscania-Interna. Endlich dann doch noch am Strand und Zeit nicht mehr Messendes.