Man merkte es am kleinen Hubschrauber, der über der Straße deren Kurven folgte, daß nun nach einer dreiviertel Stunde des Wartens die Radfahrer des Giro d’Italia sich endlich näherten. Und dann waren sie auch schon wieder vorüber. Irgendwann am frühen Nachmittag setzte sich das Dorf in Bewegung, einige liefen fast, wovon ich mich anstecken ließ, denn Ruhe war auf der Straße nicht mehr, und somit auch nicht am Schreibtisch, an dem ich schon seit halb sieben gesessen: regelmäßig fuhr ein Schnätterätäng vorbei: Kleintransporter (vierzig, fünfzig?), die dem ganzen Zug mit Ware vorauffuhren und bei den Menschenansammlungen hielten: Ecco la maglietta rosa, a sole 5 Euro. Daß er hier vorbeikommen würde, erfuhr ich erst gestern Abend bei MM. Der hatte eine Radfahrerin aus Holland auf Solo-Radtour von sich zu Haus nach Rom über die Schweiz und den Splügenpaß zu Gast, die das wußte. Allerdings geht dieser Tage einiges wie auf einer Tangente an mir vorüber: die zehn Stunden und darüber, die ich derzeit mit Terminologie-Abgleichungen und Googeln (und am Ende errät man die abstrusesten Abkürzungen wie von selbst: Himi (Varianten HILM, HM, RHM usw.) und bei EßL den Gedanken an Eßlöffel unterdrücken)) verbringe (hinzu kommt heute noch die Aufstellung meiner Einkünfte und Ausgaben für die Steuerberaterin). Fast wurde mir da schon der Theaterbesuch vorgestern zu lang’: die Neffen traten auch auf, jeder in einem anderen Sketch. Es präsentierte die Theaterwerkstatt der Schule. Es soll, wie mir die Mutter sagte, davon sogar schon ein Youtube geben. Kann sich dann evtl. bei facebook angucken, wer mich kennt. Mein erster Besuch im >>> Teatro Sociale von Amelia. Gestern dritter Jahrestag meines Aus- und Umzugs. Sie, die mich bat zu schreiben, auch wenn sie nicht schriebe, schrieb dann doch noch. „Tu credo che….” Nein, das werd’ ich jetzt nicht weiter zitieren. Und ich weiß auch, warum ich mich, wenngleich quasi unbeteiligt, an die Dinge abgebe. Und sei’s an den Giro d’Italia. Oder davon, daß ich sage, daß ich auf der Rückfahrt vom Zigarettenholen in eine Schlange von hupenden Autos geraten bin, aus denen heraus Arme die Fahne von Inter Mailand in den Fahrtwind hielten, sofern die Schlange nicht still stand. Doch, Schlangen stehen immer still, bevor sie zubeißen. Und manch anderes Getier. Mein Vater schickte mich in einer Scham-Zeit, in der er Abstinenz übte, immer zur Kneipe, um ihm Brause zu kaufen, die hieß „Sportsgeist“ oder „Sportgeist“.