Dieses Aufzählen der Krankheiten in den Wartesälen der Krankenhäuser gleich hinter der Notaufnahme vor der Röntgenabteilung. Hypochondrisches Nachspiel nun dieser dreiviertel Stunde: der alte Mann mit der sich in den Nasenlöchern gabelnden Plastikkanüle, in der Linken ein Sauerstoffgerät, und dessen vor Wortsprudeln zuweilen nach Luft schnappende Tochter, Schwiegertochter, Enkelin oder was weiß ich. Gegenüber Aneurysmen, Leberzirrhosen und anderes mehr. Einer dozierte ungefragt über Krankenhauserfahrungen, zeigte dabei mehrmals auf seinen Bauch, wobei er auch noch Blickkontakt mit mir suchte. Ließ ich ihn aber nicht finden! Zudem hatte das Betreten des Krankenhauses verheerende Wirkungen auf mein Sprachzentrum. Es brauchte lange, bis ich das Wort „radiologia“ einigermaßen artikuliert hinkriegte. Froh jagte ich die Rampe zum Krankenhaus wieder hinab und bog „Emphysem, Emphysem“ japsend auf dem Platz nach rechts, um im Rathaus meinen Personalausweis verlängern zu lassen. Fünf Minuten. Keine Gebühren. Plötzlich war ich wieder freundlich und meine Sprache wieder da. Die Erfahrungen mit der umbrischen Provinzbürokratie sind eine Labsal im Vergleich zu Rom (wo man wegen einer Bescheinigung anreist, um dann einen Quittungszettel in die Hand gedrückt zu bekommen mit den Worten: „Kommen Sie in einem Monat wieder.“, nachdem der Antrag zweimal ausgefüllt worden, weil den ersten Antrag ein Jemand in die Hand genommen und dieser Jemand nicht mehr aufzufinden und der erste Antrag auch nicht). – Gestern die Definition für Arbeit: Unterbrechung der Arbeitsflaute. Was tatsächlich eingetreten und für die nächsten – damit voll werdenden – Tage gelten wird. Kein Meer also und Sonne nur zuweilen. Ansonsten ist T-Shirt angesagt. S. hatte gestern das Meer herausfordern wollen, mußte es dann aber sein lassen: eine Windhose in der Nähe des Strandes mit Temperatursturz. Gestern nach dem Abendessen bei den Neffen (Vongole) heftigste Phantasien, während ich den apulischen Wein trank, den die Mutter der Neffen mir mitgebracht hatte. Ich bat nämlich in Gedanken O., mich zwei Wochen lang in meinem alten Zimmer einzusperren, ohne Zigaretten, ohne Alkohol. Und mußte dabei an den Anfang von ‚Zeno Cosini’ denken, der sich in eine Klinik einsperren läßt, um das Rauchen aufzugeben. Das hypochondrische Nachspiel, aber nicht nur. Atmen, Herr Lampe! Atmen! (MMs Mitbewohner rief heute endlich zurück: zwar sei er noch nicht fertig mit den Verputzarbeiten im Bad, aber ansonsten gäbe es keine Probleme, was den Abstecher der beiden Olevanesi pro tempore nach Amelia betrifft.)