Die letzten Tage 118

Dem Ja sehr viel näher als gestern, als ich schon alles schmeißen wollte. Ein Hängeboden ist nicht notwendig, wäre auch nicht praktikabel, weil die Höhe der beiden langen Regale zu berücksichtigen ist, die 2,60 m beträgt. Oben bliebe ein etwas gedetschter Raum. Außerdem die Frage: was ist, wenn ich nachts mal aufs Klo muß? Zwei Rippen lassen mich den Kopf schütteln. Weil nach dem Essen der Kopf nicht wirklich will, was er tun sollte, nämlich arbeiten, nahm ich Papier, Meterband, einen Kugelschreiber und die DVD mit den 120 Tagen von Sodom (Pasolini) mit, die mir Danilo im August ausgeliehen hatte und die mir, nachdem ich meine De Sade-Bücher gelesen, um sie zu sehen, gestern abend fast schon etwas Vertrautes zeigte (und hocke also nunmehr im Ancien Régime und völlig in der Libertinage, in einer Art Lust an solchen Texten (Crébillon kribbelt ja auch in meiner Bibliothek (armer Vergil!))), um in die Oberstadt zu fahren. Da ich ja tatsächlich seit Tagen keinen Filterkaffee mehr trinke, ließ ich mir einen Espresso in der Bar neben den Zisternen geben. Auf dem Weg über den Platz sah ich L. im Fenster sitzen, die mich gleich winkend erkannte. Ich werde ihr erklären müssen, warum mir einfiel, ihr ein „Loreley!“ zuzurufen, worin schon zur Hälfte ihr Name steckt. Danilo war nicht da, aber ich wußte ja und er hatte es mir nochmal gezeigt, wo der Schlüssel ist. Zunächst ein ungezieltes Dortsein, einfach um die Räume einzuatmen: Bin ich das? Das Zimmer dann mit dem Meterband abschreitend hat sogar 2 Quadratmeter mehr als vordem ventiliert. Die Decke ist sehr schön: Grüngestrichen mit freiliegenden Balken. Blöd, daß ich an der Ehebettgröße festhalten wollte, als ich die neue Matratze und das entsprechende Bettgestell im Mai kaufte. Wird eine Menge Platz einnehmen, diese schlecht verhehlte „Nostalgie“ (dies unverhohlen). Wäre irgendwie mit Farbe zu drapieren oder zu verhängen. Das Wesentliche allerdings paßt hinein. Was übrigbleibt: nunja, verschenken, verscheuern, vorerst in der Kapelle abstellen, wo alles Mögliche herumliegt und -steht, das Marienfresko wird’s gutheißen. Das am Mittwoch noch Beengende und Ausweglose des Raums und seiner Möglichkeiten wurde kompensiert durch die Küche und den Hof, in den zeitweilig Regen fiel. Mir bleibt nichts, als mir eine bessere Zeichnung anzufertigen und zu spielen.

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