Nur warten so viele vergeblich und hörn nichts; Äonen allein in der Leere. Ungefähres streift manchmal von denen durch Nacht und die klammen Wälder der Straßen, laternenvorbei, an den Hauswänden aufwärts und kann sich nicht fangen. Verirrtes, metallenes Hallen, das irreal angstvoll ist, sinnloses Sehnen vor Leiblosigkeit, daß es wer löse und jemand herbeiruft. Mag sein, daß es das ist, was in Séancen das Medium vernimmt. Uns wiegt’s sich meistens allein in dem Klang. Der Schauer geht daher und rührt uns. Er rinnt mit den unbegradigten Bächen. Aus Baumwipfeln weht er, steht in dem Fensterkreuz, sirrt vor der Wurzel metallener Masten, zu Füßen in Drähten, aus Fernsehgeräten, um Autos und Litfaßsäulen, in Fluren von brüchigen Villen. Die Treppen langen ins Gestern, zersplittert am schrill tätowierten Putz sozialer Brennpunktgebäude, als schluchzende Echos. Oder er fällt wie die Tropfen, die trauernd zu schwer warn, um Wolke zu bleiben: ein Regen, der senkrecht in Schluchten herabstürzt und weint, weil man nicht ist, daß man nicht wurde und wird niemals werden. Nun kommt es als Tränen zur Welt und wird Pfützen, auf denen die weitere Klage minutenlang pladdert. Doch wenigstens so werden die Nichtgeborenen irdisch. Als Schleier, die dicht, dunkelgewoben aus Nässe, die Erde und Straßen, die Häuser und Bäume mit uns und mit ihnen den Himmel verflechten. Noch nachher, sobald sie sich ausgeweint haben und, wie Gardinen vom Nachbarn, der mißtrauisch durchlugt, beiseitegelupft sind, verklingen sie weiter als Lichtbahnen abwärts stadtzu und schräg auf den Fluß und den Rasen des Gartens, auf Busch und auf Staude und Bänke, den Kies – dampfen vom Beet letzte Morendi der stegnah gestrichenen Lamentationes. Noch einmal das Becken, bevor nun, der Bogen entschwebt von den Saiten, sein Boden sich schließt, kurz an den Winter erinnern der Thüringer Weihnacht, das Scheetreiben vom Morgen tagsdrauf, als die Verwehung mich nachrutschend einschloß, schon jenseits der Erdtür: „Den Fahrausweis bitte…“