6.49 Uhr:
[Ein Balkon über der Brückenstraße.].Das war eine schöne, ruhige und konzentrierte >>>> Lesung gestern abend in der Romanfabrik; man darf von ausgesuchtem Publikum sprechen. Zumal bewährt sich meine Idee, Käufern, die eines meiner Bücher zum Ladenpreis erstehen, ein Restauflagen-Exemplar der NIEDERTRACHT DER MUSIK statt für 22 Euro für 5 Euro dazuzugeben; da das Buch offiziell nicht mehr am Markt ist, darf ich das so tun, ohne gegen die Buchpreisbindung zu verstoßen. Und zu ersten Mal hatte ich jetzt aus den FENSTERN VON SAINTE CHAPELLE eine Auswahl für den Vortrag getroffen, die auch funktionierte; ich werde sie für die weiteren Lesungen aus dem Buch beibehalten. Ganz ebenso funktionierte diesmal die Kombination mit kleineren Erzählungen aus den anderen beiden Erzählbänden. Ziemlich zufrieden fuhr ich mit Freunden nach der Veranstaltung davon; bis gegen Viertel nach ein Uhr nachts saßen wir dann noch zusammen, zum Schluß noch Brossmann, der für einen großen Auftrag derzeit oft in Darmstadt weilt, Leukert und ich bei einigem Wein. Wir zwei Berliner vernichteten dem armen Leukert obendrein einen ziemlich edlen Camembert. Sowas um zwei lag ich im Bett – meinem hiesigen „Vulkanlager”, wie nicht ohne feinen Spott meine Freundin C. es nannte.
Noch schläft hier alles, ich bin seit sechs Uhr auf und habe >>>> das Annoncement für die morgige Elegien-Lesung fertiggemacht und eingestellt, sowie die Einladungen über Facebook verschickt.
Was mich allerdings fuchst:
Aus Alciras hatte mit Werner Fuld wegen der beiden neuen Bücher geschrieben und für die Sainte-Chaüelle-Erzählung Lektorats- und Satzfehler moniert; gestern erst bekam ich mit, was er meint. Tatsächlich sind Fehler in dem Buch, die ich mir nicht erklären kann, weil es sie in den letzten Fahnen, die ich korrigierte, nicht gibt. Außerdem gibt es noch einen tatsächlichen Fehler, den weder ich selbst noch irgend ein anderer Korrektor, den auch die Leser der Netzfassung sowie meine Lektorin völlig übersehen haben: „Le Duchesse” ist nicht „der Gräfin”, sondern „der Herzogin”; „der Gräfin” wäre „Le Comtesse” – was mit einem Mal auch noch eine ganz andere Aura entfaltet. Ob meine Leser und ich mit diesem Fehler leben müssen oder ob ich ihn für die nächste Ausgabe korrigiere, muß ich ich diskutieren, auch mit mir selbst, da die Angelegenheit mit dem „Gräfin” ja noch nicht abgeschlossen ist. Der Geschichte, zwar, nimmt der Fehler nichts; er bleibt aber doch ein Makel. Merde alors, jedenfalls. – Michael Hohmann, der Leiter der Romanfabrik, hat die Mißlichkeit bemerkt und mir später zugeflüstert.
Kurz vor zehn Uhr breche ich wieder nach Berlin auf.
10.25 Uhr:
[ICE Frankfurtmain-Berlin.]
Irre voll der Zug, denn all die Fluggäste nach Berlin, die wegen des ausgebrochenen isländischen Vulkans nicht abheben konnten, sind zum Bahnhof geschleust worden und reisen nun vernünftigerweise mit dem Zug. Zu hören war eben, die Bahn habe keine Reservierungen mehr angenommen, damit die hängengebliebenen Fluggäste noch eine Chance auf Sitzplätze hatten. Mich selbst hatte der Instinkt ganz ans Ende des Bahnsteigs beordert, so daß ich in einem hinteren Waggon sofort noch einen Platz bekam, bevor nun alles alles besetzt ist. Ich hab sogar einen Tisch, an dem ich arbeiten kann.
17.55 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Schriftkram, dann zur Post. Auf dem Weg dahin erwartete mich eine Verführung. Der ich – nachgab. Nun sieht das Arbeitsbrett in der Küche s o aus:Mein Junge bleibt heute bei mir; allerdings muß ich gegen acht Uhr bei >>>> meiner Impresaria in der Agentur sein. Also schon mal sein Bett vorbereiten.
Ansonsten: den Fragenkatalog für Ricarda Junge begonnen. Ich will ihn als Interview in einem Café „abarbeiten”, aber nur Junges Antworten verwenden und auch nur Auszüge darauf: das wird eine der Leitmotiv-Klanglinien in dem Hörstück sein. Ähnlich will ich mit den Originallesungen verfahren, um insgesamt auf Kommentare, Erklärungen usw. verzichten zu können. Keine Pädagogik also, keine Didaktik, sondern allein die Collage. Wieder einmal. Darin eingewoben die Musiken.
ich denke, es handelt sich um einen Tippfehler, dennoch „Le Comtesse“ .
Bonne journée
@UB. Danke sehr. Ich habe das Wort soeben korrigiert.
Fehler Fehler, die in der letzten Druckfahne nicht sind – bei Ihnen also auch. Hm, ich hatte mich bereits darüber zu beruhigen versucht, nun aktualisiert sich das für mich. Was ist da los?
Gruß
PHG