ABBO-64-APCA

Ob ich Stunneck kennte, mich mit meinem Vornamen anredend eine Stimme aus der Vergangenheit, eine Nebenfigur aus dem Dorf, die eben die paar Jahre jünger war, daß man sich nicht allzusehr mit ihm abgab, wie etwa auch nicht mit dem einen Cousin, den ich nie wirklich kennengelernt, und den ich zuletzt auf dessen Hochzeit gesehen, aber auch nur gesehen (wichtiger war der andere fast gleichaltrige Cousin, dessen Bruder). Der mir das schrieb über Facebook, wurde später Polizist. Seinem kleinen Bruder, dessen Namen ich nicht mal mehr weiß, stand ich Pate (seit der Taufe nie wieder gesehen). Der Vater war ein Arbeitskollege meines Vaters, wohnte auch lange bei meinem Onkel in der Wohnung im oberen Stockwerk des Bauernhauses: Flüchtlingsschicksale (sie spricht immer noch astrein sächsisch). Sofern ich mal im Dorf bin (selten) und ich ihn sehe (er wohnt gleich neben dem Friedhof, zu dem ich dann pilgere, die Eltern aufzusuchen), gibt’s ein Schwätzchen. Nun, Stunneck war ein Spitzname, den mir manche eine lange Zeit gaben und manchmal noch geben, wenn ich im Dorf bin (vielleicht im Grunde nur noch einer). Warum, habe ich nie verstanden, er solle auf eine Familie dieses Namens zurückgehen, die (auch mal wieder durchgangshalber – das Dorf lag an der Grenze zum Osten) zeitweilig dort gelebt habe, an die ich aber keine Erinnerung habe. Sie sollen etwas begriffsstutzig gewesen sein, erklärte man mir, was ich natürlich nicht wirklich auf mich beziehen konnte bzw. wollte. Es gab auch Leute, die nicht weitergezogen wie die Kinder, die Mädchen, mit denen ich einst spielte, und ihre Familien (in der Erinnerung eine Fahrt nach Wolfsburg, um eine solche weitergezogene Familie zu besuchen: da gab es Spielgerüste in Form von Flugzeugen vor der Mietskaserne, die einen Fahrstuhl hatte, an deren Knöpfe ich noch nicht heranreichte, so daß ich mir helfen lassen mußte, zum VW-Werk führten noch Brücken über den Mittellandkanal, nicht wie dann die Tunnel darunter), einer von diesen, die nicht weiterkamen, war ein Herr Sallawitz, bei dem ich Zeitungsgeld einkassierte, denn meine Mutter teilte im Dorf das Isenhagener Kreisblatt aus, das er abonniert hatte, und ich half ihr dann dabei, der wohnte unter dem Dach der einen Dorfkneipe. Alt war er nach meinem Empfinden, sprach einen ostpreußischen Tonfall, nach dem, was ich später davon mitbekam im Nebenbei. Einen gewissen Respekt flößte er mir ein in der Einsamkeit seiner Wohnung, von der mir keine Einzelheiten parat sind. Einfach ein großer Raum. Später, in der Jugend, lag ich auf halber Treppe während eines Festes halbverborgen mit einer anderen S. im Clinch. Der Stunneck verzweigt sich, aber ich bin’s nicht mehr und wundere mich.

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