4.50 Uhr:
[Arbeitswohnung. Beethoven, Streichquartett op. 59 „Rasumowsky“ Nr. 1 (Amadeus-Quartett).]
Nein, diese Stücke muß ich mir neu besorgen, Beethovens drei Rasumowskis. Amadeus hat zu wenig Testosteron, tändelt vor den Dunkelheiten zu viel herum; ich erinnere mich, daß mir das früher schon aufgefallen war. Nun habe ich allerdings noch die alte Mono-Aufnahme aus den, wahrscheinlich, später 50ern, frühen 60ern; weder Hülle noch Vinylpressung selbst tragen eine Jahresbenennung. Diese Einspielung ist vorzüglich, ebenfalls wie das op. 59er des Leonardo-Quartetts, nach dessen Verbleib ich immer mal wieder ergebnislos geschaut habe, leider; auf der anderen Plattenseite haben die vier Musiker damals ein vorzügliches Zweites von Alfred Schnittke vorgelegt.
Latte macchiato, erste Morgenpfeife.
Wenn ich bereits vor fünf Uhr in der Frühe ein Arbeitsjournal beginne, kann ich beruhigt feststellen, daß ich wieder gesund bin. Weniger beruhigend ist, daß ich eben konstatieren mußte, meine gesamte Abendarbeit von gestern sei zum Teufel: Die Neufassung aller Verse von 92 bis 104, der Erissohn-Rede, sind verlorengegangen. Habe ich zu speichern vergessen? Was ich weiß, ist, daß ich eben glaubte, die Speicherung der automatischen Dateiwiederherstellung überspringen zu können. Müll. Herbst, echt. Reine Bequemlichkeit. Du weißt doch, wie gefährlich sie, in sämtlichen Lebensbereichen, ist! Aber nein, hältst dich an deine eigene Erfahrung nicht – selbst schuld, kann ich da nur sagen. Also klag jetzt nicht herum, sondern setz dich neu daran, stoisch und zäh. Vielleicht war, meldet sich sofort ein zweites Ich, auch nicht sehr gut, was du da gestern fabriziert hast, vielleicht solltest du noch einmal drüber. Ein knapper Hinweis Polyhymnias, die so früh am Tag nicht diskutieren mochte; jede Langschläferin und jeder Morgenmuffel werden das verstehen. So habe denn auch ich Verständnis und füge mich drein. In viereinhalb Stunden geht‘s mit dem USB-Stick in den Kopierladen… (fast hätt ich schon selbst wieder „Copyshop“ geschrieben, unnötig die eigene Sprache hinweggebend, wo dafür keine Not ist; Einschleichung ist ebenso gefährlich wie Bequemlichkeit, sie sogar ist ursächlich politisch).
Ans Verseschmiedewerk.
[Arbeitswohnung. Beethoven, Streichquartett op. 59 „Rasumowsky“ Nr. 1 (Amadeus-Quartett).]
Nein, diese Stücke muß ich mir neu besorgen, Beethovens drei Rasumowskis. Amadeus hat zu wenig Testosteron, tändelt vor den Dunkelheiten zu viel herum; ich erinnere mich, daß mir das früher schon aufgefallen war. Nun habe ich allerdings noch die alte Mono-Aufnahme aus den, wahrscheinlich, später 50ern, frühen 60ern; weder Hülle noch Vinylpressung selbst tragen eine Jahresbenennung. Diese Einspielung ist vorzüglich, ebenfalls wie das op. 59er des Leonardo-Quartetts, nach dessen Verbleib ich immer mal wieder ergebnislos geschaut habe, leider; auf der anderen Plattenseite haben die vier Musiker damals ein vorzügliches Zweites von Alfred Schnittke vorgelegt.
Latte macchiato, erste Morgenpfeife.
Wenn ich bereits vor fünf Uhr in der Frühe ein Arbeitsjournal beginne, kann ich beruhigt feststellen, daß ich wieder gesund bin. Weniger beruhigend ist, daß ich eben konstatieren mußte, meine gesamte Abendarbeit von gestern sei zum Teufel: Die Neufassung aller Verse von 92 bis 104, der Erissohn-Rede, sind verlorengegangen. Habe ich zu speichern vergessen? Was ich weiß, ist, daß ich eben glaubte, die Speicherung der automatischen Dateiwiederherstellung überspringen zu können. Müll. Herbst, echt. Reine Bequemlichkeit. Du weißt doch, wie gefährlich sie, in sämtlichen Lebensbereichen, ist! Aber nein, hältst dich an deine eigene Erfahrung nicht – selbst schuld, kann ich da nur sagen. Also klag jetzt nicht herum, sondern setz dich neu daran, stoisch und zäh. Vielleicht war, meldet sich sofort ein zweites Ich, auch nicht sehr gut, was du da gestern fabriziert hast, vielleicht solltest du noch einmal drüber. Ein knapper Hinweis Polyhymnias, die so früh am Tag nicht diskutieren mochte; jede Langschläferin und jeder Morgenmuffel werden das verstehen. So habe denn auch ich Verständnis und füge mich drein. In viereinhalb Stunden geht‘s mit dem USB-Stick in den Kopierladen… (fast hätt ich schon selbst wieder „Copyshop“ geschrieben, unnötig die eigene Sprache hinweggebend, wo dafür keine Not ist; Einschleichung ist ebenso gefährlich wie Bequemlichkeit, sie sogar ist ursächlich politisch).
Ans Verseschmiedewerk.
19.20 Uhr: [Beethoven, Große Fuge aus dem Streichquarett op. 133. Quatuor Vegh, Paris 1977.]
Sehr gutes Beisammensitzen mit dem Lektor mittags im >>>> Chez Maurice, Boudin auf Kartoffelmus unter Rotkraut, geschmorte Birnen dabei. 630 TS-Seiten Argü übergeben. Parallel lektoriert er, nach den großen Büchern Èsterhazys und Nádas‘ den neuen Littell; dazu jetzt also Anderswelt III. Bis Mai haben wir gut Zeit. Immer, wenn wir zusammenkommen und sprechen, eint uns eine ausgesprochen nahe Ferne oder ferne Nähe, wie Sie nun wollen. Ich zeigte ihm ein paar Achillëis-Stellen und erklärte, was ich da gemacht hätte. „Das braucht Erläuterungen, ein Beiheft, sowas, sonst ist der Spaß rein für Dich.“ Zu wissen, daß es Platin ist. Selbst Klassiker seien längst aus dem Bewußtsein der Fachpresse. Witzigerweise habe er eine ganz ähnliche Auseinandersetzung mit Ésterhazy geführt – dem sei man aber allgemein sehr gewogen, was von mir ja nun nicht gesagt werden könne. Also kurz abgerissen, was an tatsächlichen oder möglichen Pastiches durch den Roman geistert. „Ist aber viel auf der Seite.“ Er überschlug seine Zeit. „Einen Monat intensiv.“ „Bis Januar spätestens hast Du den ganzen Rest.“
Jetzt liegt‘s nur noch an mir. Und dann an den ersten Gesprächen. Bin enorm gespannt.
So, ich mach mich ab in die Nacht. Hatte keinen Mittagsschlaf trotz des frühen Aufstehens. Mal sehen.
Beethoven-Streichquartett-Fieber, ab op. 59, Quartetto Italiano, Quatuor Vegh (groß!), Alban-Berg-Quartett, Koeckert-Quartett, Leonardo – irre.
Gute Nacht. Heute wird nicht mehr gearbeitet.