[Arbeitswohnung. Magdalena Kožená singt Erwin Schulhoff.]
Nun, heute früh, unterbreche ich mein >>>> Rosenkavaliersfieber mit dem scharfen Einwand der Größe Magdalena Koženás, die zugleich doch sanft das Legato zu Strauss sich lösen läßt. Den Schulhoff singt sie, wie zu erwarten, eindringlich, Alban Bergs Sieben frühe Lieder auf das Innigste, indessen ich auf den Anruf warte, der mich wieder zur Familie hinüberrufen wird. An Arbeit werde ich, wenn überhaupt, erst nachmittags kommen. Auch ist, für Italien, die Rehkeule noch abzuholen, wofür ich bis nach Kreuzberg radeln muß.
Zweiter Latte macchiato.
Wie wir seit heute vor sechs Jahren, mein Junge und ich, es war jeden Tag schwer vereist, wenigstens zweimal täglich bis über Silvester hinaus, mein Junge und ich, zur Charité geradelt sind und wieder heim. Katanga hatte in der Geburtsnacht über den Jungen gewacht, derweil ich das zweite und dritte Wunder meines Lebens erlebte, die zweite und dritte Geburt, und die Kleinen eher sah als die Mama und, während das zweite Kind noch kam, das erste zum Wiegen trug, abgab, zurücklieg, das zweite Kind in Empfang nahm. Unfaßbar kleine Zehen und Finger waren das – und unfaßbar schön war die Zwillingsplazenta. Staunend, selbst staunend, breitete die Ärztin sie aus und strich sie je zu den Seiten.