Absage Leipziger Buchmesse 2013.

Berlin, den 12. März 2013.
Liebe Frau S*, lieber Herr L*,
sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit sage ich die mit Ihnen zur Leipziger Buchmesse vereinbarten Lesungen aus dem zweiten Wolfsbuch ab und bitte, die Kurzfristigkeit zu entschuldigen. Mich hat eine starke Melancholie erfaßt, die ich eine Depression nicht nennen will, weil sie bezeichenbare Gründe hat. Jedenfalls sehe ich mich nicht imstande aufzutreten; ich habe auch meine anderen Messetermine abgesagt.
Es tut mir für die Kinder leid, aber ich möchte ihnen nichts vormachen, möchte nicht das üble Spiel mitspielen, für das der Literaturbetrieb insgesamt ein Characterbeispiel ist. Andernfalls würde ich mit ihm handgemein werden.
Zu den bezeichenbaren Gründen gehört, daß ich nicht mehr an das Erscheinen des zweiten Bandes meines Katastrophen-Quartetts glaube, aus dem ich jetzt lesen würde. Das fertig lektorierte Typoskript wurde bereits vor einem Jahr abgegeben, das Buch sollte in diesem Frühjahr erscheinen. Am Anfang dieses Jahres wurde ich, aber auch erst nach mehrmaligem zähen Nachfragen von meinem Verleger C*, dessen D*-Verlag als Imprint des E*-Verlages aufgekauft worden ist, auf ein „irgendwann später“ vertröstet; man arbeite an einer neuen Strategie usw. Über diese aber war bis heute nichts mehr zu hören, es wird nicht auf Nachfragen reagiert, kurz: Ich muß davon ausgehen, daß man die Angelegenheit ausbuchen wird. Jetzt vor den Kindern, die von Herzen engagiert sind und gerne weiteres möchten, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, und sie müßten nur noch ein bißchen warten, käme mir unrecht vor.
Tatsächlich war ich schon im letzten Jahr am E*-Stand nicht erwünscht; man wollte anfangs auch nicht, daß ich überhaupt Lesungen machte, und als ich ankündigte, die Kinder würden gern an einem Buchmessentag zum Stand kommen, um mich zu sehen, wurde ich darüber informiert, daß man so etwas auf keinen Fall haben wolle; man brauche den Platz für anderes. Seitens des E*-Verlages hatte ich also von Anfang an das deutliche Gefühl der Ablehnung. Der D*-Verleger selbst hielt sich dazu bedeckt. Ich fühlte und fühle mich mißachtet.
Könnte ich den Kindern sagen, das Buch erscheine dann und dann, und hätte ich darüber Gewißheit, wäre es ein anderes; dann würde ich trotz meiner schweren Melancholie nach Leipzig kommen. So aber scheint mir das vollkommen sinnlos zu sein, außer, daß ich den Kindern vielleicht eine schöne Geschichte erzähle, aber mich dazu ins Lächeln verheucheln müßte. Ein gutes, ehrliches Beispiel wäre das für sie nicht. Und über den Fortgang der Buchserie müßte ich, vor Kindern, sogar lügen. Das möchte ich nicht.
Sollte der zweite Band dennoch irgendwann herausgekommen und sollten Sie dann nicht mehr allzu böse auf mich sein, würde ich die Lesungen selbstverständlich gerne nachholen, meinethalben zur Messe im kommenden Jahr. Ich glaube aber nicht mehr daran.
Ihr
>>>> Ortnit Karlsson.

10 thoughts on “Absage Leipziger Buchmesse 2013.

  1. Hallo Ich folge Ihrem Blog seit kurzem, sie schreiben wundervoll. Ich habe leider nicht solche Fähigkeiten – eher überhaupt keine-, und beneide Sie darum. Ich weiß nicht ob man unbedingt Buchmessen braucht. In diesen trivialen, vulgären Zeiten fehlen aber Schriftsteller wie Sie. Wünsche mir nur weiter ihre Stimme zu vernehmen und danke dafür!

    1. @Wolfgang. Sehr wahrscheinlich braucht „man“ sie n i c h t. Es könnte sogar sein, daß sie für einige Autor:inn:en kontraproduktiv sind. Mir dienten sie aber immer als Möglichkeit dafür, auch gegen die Widerstände Präsenz zu zeigen, einfach nur durch Anwesenheit. Und, ja, weil man eben auch Freunde trifft und manchen stillen Mitstreiter und manche Amazonin, die einem still den Rücken stärkt. Doch die Maske, die als Show gemeint ist, kann einwachsen in das Gesicht, in es hineintrocknen, und dann wird man sie nicht mehr los, und man verwechselt sie mit ihm. Man selbst. Das ist objektiv eine Gefahr. Seit dem langen Marsch durch die Instanzen kennen wir sie vor allem aus der Politik.

    2. Komisch, Eleonore Gerhaher hat immer einen adligen Coautor und einen finsteren Kommerz-Verlag.

    3. @Spatzenbratz. Erstens: wieso immer? Haben Sie Belege?
      Zweitens: in diesem Fall hatte sie keinen adeligen Mitautor, nicht mal einen bürgerlichen. Meines Wissens ist sie ohnedies nicht Autorin, also schreibt nicht die Texte, sondern illustriert sie.
      Drittens: Wieso ist der Verlag „finster“? Meinen Sie in der Tat, daß da ein Unterschied zu anderen kommerziellen Verlagen besteht? Auch das wäre, wenn Sie das meinen, deutlich zu begründen.

      Ihr Zug.

  2. Warum denn so weinerlich und – vorgegeben ehrlich – entrüstet? ; dazu noch ob der armen, kleinen Kinderlein.
    Zum KOtzen (aus dem großen o fließt es heraus), dieser ganze pathetische Schmuu.

    Wußten Sie nicht, dass Sie sich auf BL einlassen?
    Wenn doch, müßte auch Ihre Intelligenz doch dazu reichen (Fazit nach Lektüre einiger zufälliger Einträge), zu erkennen, dass usw. usw. usf. bla ble bla…
    Dass ausgerechnet IHR Kinderbuch kein großer Erfolg war (Ich kenne es nicht. vermute aber, dass aber (Fazit nach L… s.o.) zu verquast für Kinder etc. usw. usf.)…

    Aber egal. Dass Sie als – selbst angelegter – Großschriftsteller, die vermeintlich durchschauten Strukturen jetzt zum Anlass nehmen, eine strukturbedingte Abfuhr zum Anlaß einer vollkommen Ich-(„Ich kann auch Schwäche! So stark bin ich! ICH!“) – Darstellung machen. Das – meinen Sie – würde selbst BL bewundern. Tun Sie aber nicht. Weil denen Ihre Persönlichkeit/ Befindlichkeit/ schriftstellerischer Ansatz am Arsch vorbei geht.

    Bevor Sie mir jetzt zustimmen oder sich entgegen lehnen („Sie haben recht, lieber.. /aber..)
    Fragen Sie sich lieber mal: Geht es um meine persönliche Fresse, um Erkenntnis, oder vielleicht darum, einen (natürlich/vermeintlich undergroundmäßig usw. usf.) etablierten Lauf am Laufen zu halten.

    Abstoßend hier. Whatever. Egal.

    Mit freundlichsten Grüßen,
    Der Allgemeinrat

    1. ja, andere, kleiner ICHE retten welt oder leben mit literatur, kunst, whatever, nicht vergessen, der der zu oft ich sagt, natürlich nie nicht, hört mir doch auf, wer mit deleuze in deckung geht, hat nicht weniger ich gesagt, nur sich n großen bruder gesucht, ist auch legitim, ich würd auf keinen von beiden schimpfen ;).
      das spiel andersrum geht doch nach dem motto: ICH, der ich mich ausdrücklich nicht um meine eigene fresse kümmere. bei uns zu lande auf dem lande hieß das ergebnis: jacke wie hose.

    2. Das stimmt, recht haben sie!!
      Ich versteh genau, was sie meinen.
      Meinungen wie ihre – es wäre schön, wenn mehr Leute überhaupt meinungen hätten – so wie ihre z.B.

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