[Arbeitswohnung.]
Da hatte ich großes Glück gestern, daß das Wetter so mitgespielt hat: also die Kinder zogen ins Schwimmbad ab, und ich hatte gut Zeit für die Fahnen. Arbeitete allerdings Am Terrarium, um den dreien, wenn sie zurückkämen – halb sieben Uhr abends war ausgemacht – mit Abendessen zu versorgen und die Zwillingskindlein zu Bett zu bringen. Ich las aus Gert Löschütz‘ >>>> schönem Birnbaum-Wiesenbuch vor. Danach ging’s wieder an die Fahnen – bis 23 Uhr, nur von kleinen Rauchpausen auf dem Balkon unterbrochen, mal ein paar Zügen aus der Pfeife, mal vom Cigarillo. Nachdem die Mama dann heimgekommen, schwang ich mich ziemlich gleich aufs Rad und fuhr hierher, um bis etwas nach Mitternacht weiterzuarbeiten.
Heute früh um kurz nach fünf auf, Latte macchiato, die Morgenpfeife, und sofort mit den Fahnen weitergemacht. Um acht Uhr bin ich fertiggeworden. Mein Löwinnen-Weckruf nach Wien, ein paar Minuten geplaudert, dann noch mal über drei kleine Problemfeldchen im Roman und ganz locker die Lösung gefunden; danach Brief an den Verlag und per Internet alles hinaus. Jetzt warten die nächsten Fahnen bereits, die des Giacomo Joyce, aber das ist eine Kleinigkeit, die ich heute lässig fertigbekomme. Und daraufhin wird’s, nunmehr konzentriert, an das Neapel-Hörstück gehen. Allerdings will ich vorher mein Lauf- und Krafttraining absolvieren, jetzt gleich, wenn dieses Arbeitsjournal eingestellt sein wird.
Schön war gestern eine Post, die mir eine Seite aus >>>> Reclams neuer Geschichte des deutschsprachigen Romans geschickt hat; tut gut, so prominent vertreten zu sein, auch wenn ich etwas grummle, weil ich schon meine, daß meine Bücher stringente Handlungsabläufe haben; sie werden nur anders erzählt – dieses „nur“ ist’s freilich gerade, worauf es mir ankommt. Außerdem schickte mir auch Jürgensen noch >>>> einen anderen Link, der ebenfalls zeigt, daß durchaus nicht alles „umsonst“ war.
Ich will, sowie ich die Zeit finde, auch noch ein paar Bilder von der Jugendweihe meines Sohnes einstellen, unterm dentsprechenden Beitrag. Aber gedulden Sie sich. Sowie ich’s getan haben werde, mach ich’s im Arbeitsjournal bekannt und verlink noch mal drauf.
Jetzt aber ab zum Sport.
16.50 Uhr:
Ich bin in Phasen wie diesen immer wieder erstaunt, wie wenig man tatsächlich essen muß, um dennoch hohe Leistung zu bringen. Wieder 75 kg auf der Waage vornhin, das sind sechs weniger als bei Wiederaufnahme meines Trainings vor etwa, glaube ich, vier Wochen. Der kritisch gewordene innere Knopf des einen Anzughosenbunds läßt sich wieder anstandslos ins Knopfloch bringen; ich mußte sogar den neuen Schlangenledergürtel, den ich neulich auf dem Flohmarkt erstand, um sechs Zntimeter enger machen und ein neues Löchlein hineinstanzen.
Das Erstaunliche ist dabei auch, wie sich der Appetit verändert: auf was ich plötzlich, wenn ich ihn habe, Hunger habe: Haferflocken, Joghurt, Obst, sogar rohes Gemüse. Dazu, wegen des Ramadans (heute ist der dreizehnte Tag), Fruchtsäfte, mal auch ein Tee, den aber eher selten; nur morgens der Latte macchiato ist „geblieben“. Wirklich verblüffend aber, wenn man nicht mehr nur aus Appetit ißt, wie wenig man ißt; im Schnitt reicht eine Mahlzeit, und die muß auch nicht warm sein. Eier eß ich fast gar nicht mehr, momentan so gut wie kein Fleisch; auch mein Appetit auf Fisch ist signifikant zurückgegangen. Und es zieht mich (momentan) gar nichts mehr zur Schokolade, während ich Nüsse prima finde. Aber auch nur in einer Mahlzeit einmal am Tag.
Dabei bin ich sogar munter dabei, die alte Muskulatur wieder aufzubauen; ich merk’s bereits in den Hemden und bei den Jacketts: die Schultern beginnen, den Stoff zu spannen. Das sollte ich nicht übertreiben, zumal der linke Ellbogen ein bißchen motzt; Hanteltraining kann Teufelchen sehen. Aber ab übermorgen setz ich damit sowieso aus: Es geht da in die Serengeti wieder. (Nun ja, das hat auch einen Haken: Zwar lief ich heute zum ersten Mal wieder 18 Runden, das sind 7200 Meter, und komme meinem Ziel von täglichen 10 Kilometern deutlich näher, die ich vor etwa zwei Jahren lief, als ich das Taining unterbrach, aber dort, beobachtet von Läufern der Massai, kann selbst das noch peinlich sein. Ich werd also dort in der Dämmerung laufen, dann, wenn man mich nicht erkennt, frühmorgens um Viertel nach fünf oder abends um Viertel nach sechs.)
Nun wieder zurück an die freie, fantasierende Arbeit des Geistes.
Das Buch kostet 99,95 Euro? Na das nenne ich mal einen Preis
@Gucks. Ja, das ist bitter. Ich ärgere mich auch jedes Mal. Es ist leider für wissenschaftliche Publikationen ein absolut typischer Preis. Eine Ausnahme machen Publikationen, die mit Absicht auch auf einen anderen als den akademischen Kreis abzielen, etwa >>> Judith Leiß‘ Heterotopie Buch, in dem neben Murakamis Arbeiten vor allem auch >>>> Thetis eine Rolle spielt.
(Mit „rein“ wissenschaftlichen Publikationen wird, auch wenn die Verlage das sicher nicht gerne sehen, meist so umgegangen: Die Bibliotheken kaufen, und die Student:inn:en kopieren – so, wie man früher „herausgeschrieben“ hat. Anders ist das bei dieser Preisgestaltung gar nicht möglich.)