Das Reise-, Arbeits- und Opernjournal des Mittwochs, dem 12. Juni 2013. Darinnen noch ein paar kleine Korrekturen in den korrigierten Fahnen von Argo. Sowie spätnachmittags mit Jorge Bucay.

5.18 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Latte macchiato, erste Morgenpfeife.
Gepackt ist schon fast alles, aber der Laptop fehlt noch, sonst könnt ich dies schlecht tippen. Heute ist aber mit Serengeti die Lüneburger Heide gemeint, was sich nicht zuletzt aus dem Umstand rechtfertigt, daß auch sie eine Art Steppenlandschaft ist. Vorher allerdings >>>> La Fanciulla del West in Loys Inszenierung unter Weigle, dessen Position, als ehemals Zögling Barenboims, immerhin die eines Nachfolgers von Georg Solti ist – eines der Lieblingsdirigenten meiner jungen Jahre, bevor er wirklich berühmt, weil er das Chicago Symphony Orchstra besonders mit seinen Mahler-Interpretationen zu einem der führenden Klangkörper der Welt gemacht hat. Auf der Fahrt in die Heide werde ich von dem Puccini-Abend erzählen.
Gestern nacht kamen aus dem Verlag noch ein paar Fahnenfragen zurück: ein paar Unsicherheiten usw. wegen meiner Korrekturen; das soll bis mittags geklärt sein, um rechtzeitig eingearbeitet werden zu können. Denn es drängt ein Abgabetermin für etwas, woran sich der Verlag mit diesem Buch beteiligen will. Wir rechnen uns aber Chancen nicht aus. Dennoch ist es wichtig, den Finger zu heben. Serengeti aber auch deshalb, weil die Löwin in die Heide kommen wird; sie hat gerad ein paar Tage frei und kenne diesen Landstrich noch nicht, der wiederum mir aus der Kindheit vertraut ist. Hier sah ich meine erste Kreuzotter. Da muß ich um die zwölf gewesen sein. Hier spielt auch Svend Fleurons schöne Erzählung von Tyss und Tuff, die ich Ihnen bereits einmal >>>> dort ans Herz gelegt habe – worauf es zu dieser seltsamen Diskussion um „Langsamkeit“ gekommen ist. Aber: Wenn Schlangen lieben… (Und ich dachte grad, es wär dann vielleicht der Zeitpunkt gekommen, der Trollheide 1 eine 2 beizugeben).
Anlaß meiner Reise ist allerdings etwas anderes, – ein Seminar nämlich, an dem ich mitzuwirken gebeten wurde. Argo wird da mit im Vordergrund stehen. Weshalb ich nun auch einige Verlagsprospekte im Gepäck habe, was dieses Gepäck ziemlich schwer macht. Fast drückt er ein Paradox aus, aber der Satz ist wahr: Hochglanz hat Gewicht. – Einige Prospekte sind auch für >>>> das Literaturforum bestimmt, um dort am Bloomsday ausgelegt zu werden, wenn ich zum ersten Mal >>>> Schulzes http://parallalie.twoday.net und meine „Aneignungen“, die nunmehr fertig sind, des Giacomo Joyce öffentlich vorstellen werde; die korrigierten Fahnen dafür lassen jetzt nur noch Formatierungsfragen offen, um die sich nur noch Schulze selbst und >>>> Abendschein kümmern. Meine eigenen Vorschläge sind gemacht; darüber letztzuentscheiden dafür überlasse ich den beiden. Ui, ein Reim.
Je mehr von Saviano ich lese, desto schwerer liegt mir das Neapel-Hörstück auf der Seele, weshalb, abgesehen von den Fahnenarbeiten, mir dieses Ding nicht so leicht von der Hand geht, wie ich gedacht habe; es ist eine Frage der Verantwortung, ja der Verantwortlichkeit, sowohl gegenüber den Menschen dort und ihrer Stadt – eigentlich: ihres gesamten Umlands -, wie auch gegenüber mir selbst, gegenüber meinem Anspruch, der auch einer gegenüber der Freude ist. Ich möchte sie nicht schief. Was hier zu bewältigen ist, ist tatsächlich wieder einmal die Amivalenz, und zwar diesmal in einer untergründig scharfen Weise; auf ganz andere Weise, als ich schwärmerisch meinte, verlangt der Titel des Stückes sein Recht. Immerhin „steht“ der Ansatz. Wie in der Mathematik, wenn wir einen Lösungsweg suchen, der aber elegant sein soll, bedarf es nun besonderer Konzentration; alles weitere, nach dem Ansatz, wird sich finden. Des‘ bin ich gewiß.

In zwei Stunden muß ich in der SBahn sitzen, die mich zum ICE bringt. Daß ich Ihnen vorher noch weiteres schreiben werde, ist eher unwahrscheinlich. Nur noch das >>>> DTs von gestern eben. Dann ans Rasiermesser.
Guten Morgen, Leserin.

7.11 Uhr:
Zweiter Latte macchiato. (Immerhin das habe ich noch geschafft, Ihnen von dem Fest eine Collage >>>> nachzutragen; Sie müssen aber, um sie ansehn zu können, einen Tuck hinabscrolln. – Und jetzt den Laptop runterfahren, alles gut verschnüren und allmählich zur SBahn abziehn. Freilich bleibt mir noch die Zeit, einige Dateien zu sichern und dann die Löwin zu wecken in Wien: daß die Heide ruft.)

16.50 Uhr:
[Frankfurtmain, Liliengarten.]
Angekommen nach einer ziemlich verwirrenden quasi-Rundfahrt sehr sehr nah über elbeschem Gewässer, das Großseen-character angenommen hat, manchmal kaum zwanzig Zentimerter über versunkenem Land, weshalb bereits in Berlin der ICE ausfiel und der Ersatzzug gleich mit der Ankündigung einfuhr, wir müßten bis Hannover mit mindestens einer Stunde Verspätung rechnen. Dort hatte ich aber Glück und erwischte einen ebenfalls verspäteten ICE nach hier.
Mein Zimmer bezogen: Blick in wildestes Buschwerk, so weit das Auge reicht, aber, nicht eine einzige Lilie. So grübelte ich ein bißchen über den Namen meiner Unterkunft nach, wurde indes durch zwei letzte Fahnentelefonate mit >>>> Elfenbein in das unmittelbare Terminleben zurückgeholt. Dann alles für die Oper nachher herausgelegt und bei Tainted Talents >>>>> einen sehr schönen, ja in seiner poetischen Knappheit geradezu eleganten Text nicht „über“, nein, m i t Jorge Bucay gelesen. Zu Pfeife und Fruchtsaft. Er liest sich auch ohne diese beiden schön. Tun Sie’s. Indessen ich mich dusche, um sinnvoll ein frisches Hemd anzuziehen, zu dem auch eine Krawatte paßt. – Aber da ich nun einmal hier bin… hallooo! Frau Phyllis lebt doch in Frankfurt. Vielleicht hat sie morgen früh, bevor ich wieder in den Zug muß, Lust auf einen gemeinsamen Kaffee.

3 thoughts on “Das Reise-, Arbeits- und Opernjournal des Mittwochs, dem 12. Juni 2013. Darinnen noch ein paar kleine Korrekturen in den korrigierten Fahnen von Argo. Sowie spätnachmittags mit Jorge Bucay.

  1. heiden-serengeti achso, das ist also heuer „AFRIKA!“ (wie robert kempowski, in walters und von eberhard verfilmtem roman schwärmte, dass ja aaaafrikaaaa …). sie schelm, bei dem man nie was böses denkt. allein, es gehen ja auch andere als ihre flüsse gegenwärtig dorten über ihre ufer. unsereiner weiß indes, dass flut wie sünd‘ gut ist, mag sie auch existenz vernichten. ich wünsche ihnen wohlbekomm‘ an von agni dei beweideten deichen, wünschte sie gleichwohl gern sicherer an trockeneren afrikanischen gestaden, wo nur in „tighten“ mündungen das feuchte fließt …

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .