Aufbruch und ein Untergang, vorher. PP79, 8 gennaio 2014: Mercoledì.

Mir träumte, daß die Welt unterging. Ich versuchte, mich an ihr mit Magneten zu halten, die die Form von großen Schraubenschlüsseln hatten. Ich telefonierte, da ich nicht in Berlin war, mit der Mama meines Sohns, auch mit den beiden Zwillingskleinen. Ich entschuldigte mich bei ihnen und meinem Sohn, dafür, daß wir ihnen kein längeres Leben geben konnten. Die Mama sagte, aber ohne Vorwurf, es sei falsch, daß ich nicht bei ihnen sei; eine Familie gehöre am Ende zusammen. Ich entgegnete nicht, daß wir keine mehr seien, dachte es aber, weil zur Frau der Mann gehört, nicht nur das eine Elternteil zum andern. Ich lauschte. Ich hörte eine Art Rauschen. Dann war alles vorüber, aufgegangen in Energie ohne Willen.
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(10.34 Uhr.)

Gepackt, fast schon alles beisammen. Um 13.05 Uhr geht mein Zug nach Tiburtina, dort umsteigen, Viertel vor drei am Aeroporto Fiumicino, das läßt genügend Luft, auch zum Lesen, wenn der Rucksack bereits aufgegeben. Mögliche Verspätungen mit einkalkuliert. Ist mir lieber, als auf die Enge zu fahren, nervös dabei, so daß der Handke mir unter den Blicken zerbröselte. Um 17 Uhr schließt das Gate.
Aber als nahezu erstes, direkt nach dem Aufstehen, trieb es mich wieder >>>> an die Kammermusik und setzte ein Stück fort, das, wirklich diffizil, ich gestern nacht dann abgebrochen hatte. Der eigenwillige Traum scheint es mir ergänzt zu haben, unbewußt, ohne Wissen, das aber nun wurde. Wo Es war, ward das Gedicht. Noch bevor der Freund sich erhob – ein Schnaufen aus seinem Zimmer, ein Husten, ein Protestgrolln aus der Brust dazu, daß des Schlafens Hafen schon erreicht und vom Schlaf gelöscht werden müsse -, war ich fertig. Und bin wirklich ein bißchen stolz auf das Ding, so daß ich mir es ausgesprochen verkneifen muß, den Text bereits jetzt einzustellen. Immerhin die Nummer III der Sammlung und das vierte Gedicht, das ich fertigbekam. Heute abend, nach meiner Ankunft in Berlin, dürfen Sie mit dem zweiten rechnen, oder morgen früh nach dem Training, sowas um halb neun.

Welch schöne Tage waren dies! Und es ging auf: Jetzt bin ich im Gedichtmodus d r i n, darf ihn nur nicht verlieren, wenn neu die Berliner Notwendigkeiten anstehen und weil ich da ohnedies bereits auf dem nächsten Reisesprung bin. (Auch das dritte Neapelgedicht, düstere Langzeilerverse, beginnt, Formen anzunehmen, die sich auch schon mal vorzeigen lassen, vielleicht noch nicht öffentlich, aber den Freunden).

Nächste Meldung STOP aus Berlin. GO.

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