PP91: Aus Kiel. Freitag, der 24. Januar 2013.

(10.14 Uhr.)

Einen besseren Blick kann man sich fürs Frühstück gar nicht wünschen:

Dann schob sich, langsam wie ein alter Wal, der Elefantenbulle spielt, die Oslofähre herein. Ich sah ihr leise zu. Kaum jemand war im Speiseraum.
Vorher anderthalb Stunden geschwommen, im Zehnmeterbecken des Souterrains, was zu eigenartigen Figuren führt, die man zieht, um die Bahnen zu verlängern; geht gut, wenn man allein ist, auch wenn es sich nicht so ausholen läßt wie in einem großen Schwimmbad; anfangs war auch ein Krauler noch da; wir zogen eine imaginäre Grenze durchs Wasser. Er war wie eine Robbe schnell, dann wahrscheinlich irgendwann genervt, ständig an den gegenüberliegenden Rand zu stoßen, ohne wirklich Geschwindigkeit bekommen zu haben. Ich meditierte aus dem Dunkel der Nochnacht ins Graue des Schontags, den die Sonne erst vor einer dreiviertel Stunde zum Leuchten brachte.
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Sehr schöne >>>> Lesung gestern, nicht ausverkauft, aber gut gefüllt. Konzentrierte Aufmerksamkeit, offenes Interesse, gerade auch bei den älteren Leuten. Über zwei Stunden ging es, ohne daß Unruhe war. Auch keines Erschöpfung ließ sich spüren. Wir hätten noch lange weitermachen können, ich brach aber ab, zu Sandfuchs‘ Erleichterung, der hier vom Boden Rotwein wischt (noch v o r der Veranstaltung, deshalb sitzt dort niemand)

und einen Tisch im Restaurant reserviert hatte, an den wir uns auf jeden Fall vor 23 Uhr setzen mußten. Mehrere Taxen fuhren dort hin. Die Kieler Nachrichten, Shasharad wird sich freuen, hatte >>>> s o angekündigt, nein, nicht das Essen, sondern die Veranstaltung. „Warum sind die Leute nicht zu Hunderten hier?“ fragte, von Herzen erstaunt, ein ältere Hörerin. Und eine andere alte Dame: „Sie sind vielleicht ein Geschoß!“
>>>> Christopher Ecker getroffen, etwas gesprochen; wir sehen uns nachher, am frühen Nachmittag, wieder. Sofortiges Einvernehmen über das, was Literatur zu sein habe und was sie allzu oft versäumt, bewußt versäumt, um sich Erfolg einzuspielen. Tiefergehende Gespräche werden wir wohl nachher führen, auch bei einem Spaziergang, zu dem das kalte, jetzt aber sonnenhellste Wetter nicht nur verführt, sondern zu dem es fordert. Wind dazu, das Wasser, das ich mit Eckers Stimme auf der Aufnahme amalgamieren will. Vorher aber noch, nachdem ich dies hier eingestellt haben werde, für zweidrei Plauderstündchen >>>> zu Motzek in den Raucherhimmel. Er, leider, war gestern abend n i c h t da.
Kluger Austausch mit Albert Meier. Vielleicht wird mehr daraus. Daß und wie ich die Poetik drehe, war gestern abend allen, wirklich allen, klar. Ich nicht allein, gewiß nicht, aber doch an einer der entscheidenden Relaisstationen, die ich ins tiefe, hätte Achterbusch gesagt, Eis hineingebaut habe und dort, eine Forschungsstation, Raumstation vielleicht, in Einmannbesetzung versorge.

So, auschecken. (Auf der Rückfahrt heute abend nach Berlin dann wieder das beauftragte Lektorat.)

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