Nun war alles zusammen, um mich um das Visum für Australien zu kümmern; für u.a. Deutsche gibt es ein kostenloses eVisum; innerhalb einer halben Stunde war die Sache vom Tisch.
Noch keine neue Lektoratstranche. So kann ich sofort am Hörstück weiterschreiben, nachdem ich bereits meine anderthalb Stunden geschwommen bin; das 25-Meter-Becken war fast leer heute früh; die Hälfte der Zeit hatte ich die Schnellschwimmerbahn alleine für mich.Wobei ich nicht wirklich schnell schwimme, aber in langen permanenten Stößen ohne Zwischenpausen. Jetzt sirrt es in den Ohren, und ich spüre mein Blut im Schultergürtel fließen; das hat was von sehr leichter Brandung. Wo war ich mit dem Hörstück stehengeblieben? Ah ja:
Hier nun schreibt er seinen Roman zuende und schreibt ihn in die Wirklichkeit und schreibt ihn seinem Tod entgegen.
Ich sehe mich an dem Kajüten-Schreibtisch sitzen.
Mein Laptop (zwei Tastensegmente halten bereits nur noch mit drübergebacktem Tesafilm).
Die Bleistifte.
Das neue Notizbuch, das ich, habe ich mir vorgenommen, auf dieser Reise beginnen werde. Bis dahin wird das alte fast vollgeschrieben sein.
Das Rauchverbot an Bord muß mich nicht scheren. Wieder einmal erweist sich die Anschaffung der eCigarillos als segensreich. Pfeife und Cigarillos sind dann fürs Außendeck.
Gelassenheit. Meine übliche Vorreise-Nervosität wird mich erst in der letzten Märzwoche befallen, zweidrei Tage vor dem weiten Flug. (Ich muß mich um ein Tablet kümmern, muß entscheiden: iPad oder nicht? An Bord, ohne Internet, also ohne Cloud, müssen Tablet und Laptop kommunizieren können.)
Ich bin nicht bereit, dieses Unrecht hinzunehmen.
(16.12 Uhr.)
An Sabine Scho. Traumschiff (8). Bei Facebook.
Traumschiff 7 <<<<
herje, es wird frühling und du muss ausgerechnet einen sterberoman schreiben, noch dazu in einer geilen außenkabine auf ner super seereise, dich werden delphinschwärme begleiten und du denkst über auszuleihende gehstöcke nach, ich bin die melancholikerin, schon vergessen? du musst dich ja eigentlich nur durch die kabinen der nettesten melancholikerinnen an bord vögeln, drüber schreiben, damit den eh schon von dir verärgerten betrieb noch ein bisschen mehr ärgern und es dir gut gehen lassen. aber, ich binmir ja auch sicher, dass du beides hinkriegst.
Sterben@diadorim. Das Projekt eines Sterberomans – einer Utopie angenommenen, weil menschwürdigen Sterbens – ist nicht neu, wurde in Der Dschungel seit über einem Jahr erzählt. Um es realisieren zu können, habe ich eine neue Kreuzfahrt gebraucht. Das Buch soll auf dem Schiff während der Fahrt entstehen: das war mein Gedanke. Also brauchte ich etwas, das Kreuzfahrt-Unternehmen reizt, daß es an Bord entsteht. Ein solcher Roman ist das gewiß nicht. So kam es zu dem neuen großen WDR-Auftrag und damit zu dieser Reise.
Auch meine Melancholie ist gewiß nicht neu und wird immer wieder durch >>>> so etwas – das, was diesem Beitrag zugrundeliegt – entschieden bis an den Rand der Depresson getrieben. Möglicherweise ist das beabsichtigt. Womit aber nun immer ich den Berieb „verärgert“ haben mag (bitte, man möge mir das einmal s a g e n, ich weiß es ja nicht), – daß ich nun ein Sterbebuch schreibe, müßte ihn eigentlich befriedigen, und zwar tief. Nicht anders als meine Anfälle von – der Begriff ist klinisch hier nicht korrekt, das stimmt – „Depression“. Daß ich es mir, allerdings, auf dem Weg hin zum Tod werde wohlgehn lassen, hoffe ich sehr, nicht in Abrede stellen zu müssen.
Ein anderer, dem die Wohlfühlbegabung wohl ab ging, schrieb zu seiner Seereise dieses: „A Supposedly Fun Thing I’ll Never Do Again.“ Empfehlenswert, sozusagen als Kontrastmittel.
@tom zur Lebensfreude. Oh, die geht mir nicht ab. Ich lebe sehr sehr gerne und weiß zu genießen. Das wird auch an Bord so sein. Es gehört zu dem, was meine „Kritiker“ so hassen, daß sie zu >>>> solchen Mitteln greifen. Ich werde das Leben nach wie vor preisen, ich werde nach wie vor, >>>> wie diadorim vorschlug, sehr oft vögeln, und nach wie vor werden Frauen genau das lieben an mir. Da kann ich siebzig werden und achtzig, völlig egal. Und hundert. Da kann ich sogar impotent sein; sie werden sich immer noch zu mir legen und g e r n e dort liegen.
Eine sehr nahe Freundin von mir, als ich sie vor zwei Jahren wiedertraf, bemerkte, als sie mich sah: „Wer nicht altert, ist ein Verräter.“ Selbstverständlich w a r ich gealtert, aber auf eine andere Weise, als der common sense das für den Lauf der Dinge hält. Deshalb hält man sich selbst für betrogen, in diesem Fall von mir.
Ein vitales Surplus ist Ihnen zweifellos eigen. Diese starke physiologische Disposition mag Ihnen noch mindestens 15 Jahre erhalten bleiben. Alle anderen sollen froh sein, dass ab und an noch ein gutes Buch dabei heraus kommt.