Stille, abgesehen von einem Rasenmäher,
dessen Röhren durch die Oberlichter dröhnt.)
Sommer.
Seit anderthalb Stunden bin ich wieder >>>> im Hörstück, und jetzt habe ich auch den Klang, um den es mir geht. Einmal die ganze erste Fassung durchgearbeitet, derweil ich auf einen Verleger warte, der herkommen wollte, um mit mir mein Neapelbuch zu besprechen, das ich ihm angeboten habe. Aber er scheint den Termin vergessen zu haben, oder ich habe ihn falsch notiert. Also werde ich gegen elf eine Email schreiben, um nachzufragen, bevor ich mich auf den Weg zum Krankenhaus mache, wo ich für den kommenden Dienstag das OP-Vorgespräch führen werde. Meine Idee ist, daß ich, wenn ich aus der Narkose wieder zu mir gekommen sein werde, die auf der Kreuzfahrt mitgeschnittenen O-Ton-Stunden einfach im Bett, mit Kopfhörern in den Ohren, protokollieren werde. Das ist keine anspruchsvolle Arbeit, man muß nur genau sein. So werde ich die zweidrei Tage sinnvoll füllen. Ich hoffe nur, daß meine Zimmernachbarn das Getippe nicht stört.
Noch ist das Hörstück zu lang, hat zu viele Seiten; aber über das hinaus, was ich bereits jetzt gekürzt habe, will ich erst während der Produktion selbst kürzen, so daß mir während der Schnitt Freiheit bleibt. Ich brauche, auch das ist jetzt klar, drei Profi-Sprecher, dazu noch drei deutliche Laien, vor allem für Lanmeisters Part: die Stimme eines alten Mannes. Die darf nicht geschmeidig sein, muß brüchig sein – anders, übrigens, als im Sterberoman, in dem der „Held“ durchaus kein sehr alter Mann ist, sondern ich stelle ihn mir als um die fünfundsechzig vor; krank eben, nicht alt. Aber das ist dann schon ein neues Kapitel, das ich sofort aufschlagen werde, wenn das Hörstück-Typoskript abgegeben ist. Produktion des Stücks: September, Sendung im Oktober. Die Ausstrahlung ist vom WDR auch bereits eingesetzt.
Gestern, als ich zu einem Treffen die Straße des 17. Junis hinanradelte, lief sehr schnell – schnürte, Löwin, ja, aber für dies Wort viel zu eilig – ein Fuchs über alle zwei mal drei Fahrtspuren von einer Seite des Tierparks in die andere. Das kam mir wie im Märchen vor: ein wunderschönes Tier, schlank, elegant, eigenwillig, die Rute strikt nach hinten gestreckt mit einer schneeweißen Quaste an ihrem Ende. Es war ein Moment, ein klarer Moment, großen Glücks. Ich dachte, so holt sich Natur in die Stadt zurück, besetzt sie, durchwirkt sie in einem Prozeß gegenseitiger Anpassung. Und während ich weiterradelte, dachte ich an ein phantastisches Gespräch, das ein Mann mit einem Fuchs führt, zum Beispiel an einem SBahn-Hang nachts. Indes ich heute morgen denke: ein Gedicht! das wäre ein Gedicht.
Die Maschine macht echt Krach da draußen. Stehe auf, beuge mich zum Fenster, beuge mich weiter vor, meine Stirn am Glas. Aber es ist gar nichts zu sehen.