Vor der Körperwerkstatt. PP197, 27. Juli 2014: Sonntag & Prostitution, serviert mit zwei LiternMoviprep.

(9.22 Uhr, Arbeitswohnung.)

Da hab ich offenbar was richtig gemacht, denn >>>> der Text zu Eckers Fahlmann hält sich ganz oben in den >>>> Charts. Für die Rezension eines Romanes ist das ungewöhnlich. So daß dieser Romancier >>>> dort wirklich Chancen haben könnte. Ich wünschte ihm das sehr. Nicht viele Kollegen habe ich, die ich Kollegen nenne.

Bis kurz vor neun geschlafen, abermals was Ungewöhnliches. Vielleicht bin ich wegen der OP doch aufgeregter, als ich hier zugeben werde. Außerdem fängt heute das mit den zwei Litern Abführmitteln an; Vorfreude hab ich da n i c h t drauf. Zur Seite steht mir freilich der Sommer: daß es wieder warm geworden ist und hell. Da paßte es gut, dieses Gespräch über Submission und Dominanz, das ich gestern abend führte, eines, im Prinzip, über Reinszenierung. Dabei war ich kaum erotisiert, wie überhaupt in den letzten Tagen selten. Mein Sexualdruck, gleichsam, schläft, was ich ebenfalls auf die bevorstehende OP zurückführe, bzw. auf den „Radnabenbruch“, wie ich den Leistenbruch nannte. Allerdings kann das auch eine Rationalisierung sein, die von einer ganz anderen möglichen Ursache ablenken will, nämlich meiner Ohnmacht gegenüber der Wirkungslosigkeit >>>> Argos. Daß ich da so hilflos bin, könnte sich im Körper widerspiegeln: Ohnmacht eben. Für einen derart körperlichen Menschen wie mich wäre das kaum überraschend. Schon deshalb ist es wichtig, diese OP endlich hinter mich zu bringen. Danach sehe ich klarer oder überhaupt klar. Und außerdem wird die Löwin mich kurieren und eine körperliche Chronifizierung meines beruflichen Ohnmachtsempfindens wie eine Folie von mir abziehn: wie eine falsche Haut.
Es war aber ein wirklich interessantes, hochspannendes Gespräch da draußen beim Griechen. Wahrscheinlich werden Sie sich, meine Leserin, die Freiheit solch eines Sprechens nicht vorstellen können. Fräulein Amélie jedenfalls, das ist ihr nom de plume, jobt einmal wöchentlich in einem Hurenhaus, und ihre Erfahrung bestätigt, was ich schon >>>>von der Samarkandin hörte und wußte: Es sind nicht etwa Frauen der Unterschicht, bzw. Frauen in Existenznot, die dort arbeiten, sondern vorwiegend Intellektuelle, die so teils ihr Studium finanzieren, teils aber auch und zudem ausleben, was ihnen in der „normalen“ Welt vorenthalten bleibt, und werden dafür überdies ausgezeichnet bezahlt; sie sind, selbst als Devote, ganz Herrinnen ihrer selbst und, notwendigerweise dann, ihrer Kundschaft: >>>> Belles de jour ganz ebenso wie emanzipierte femmes fatales. So daß ich einen weiteren Beleg dafür habe, es seien die anthropologisch-moralischen Kategorien ganz falsch, die öffentlich als gewußte, ja selbstverständliche ausgegeben und vorausgesetzt werden. Daß es gleichzeitig hierzu Zwangsprostitutionen gibt, ist davon unbenommen, ja macht den Sachverhalt geradezu schlimmer, noch s e h r viel schlimmer, als er ist.
Mir kam spontan die Idee, auch darüber ein Hörstück zu schreiben, doch fürchte ich, sowas bei keinem Sender durchzubekommen; die Zensur der Correctness steht dagegen. Die Wahrheit ist ihrethalber nicht durchzubekommen.
„Sie könnten aber einen Roman drüber schreiben“, entgegnete mir Fräulein A. Doch wär der einmal mehr völlig wirkungslos. Er würde genau so ignoriert wie Argo und >>>> die Elegien werden:

Mit Wirkungslosigkeit leben zu müssen, ist halt nicht leicht.
Andererseits, allerdings, dachte bereits während des Gespräches darüber nach, inwieweit sich auf der dominanten Seite solche Reinszenierungen desexualisieren lassen, ob also, um sie auszuspielen und die Traumata zu befrieden, eine Erregung des „Herrn“ überhaupt nötig ist; falls nicht, ließe sich durchaus ein Frauenöffentliches Haus eröffnen, was tatsächlich für den Melusine-Walser-Roman, den ich keineswegs vergessen habe, ein Motiv, ja geradezu grundlegend sein könnte: Ihn erzählte dann ein Herr von >>>> Roissy.

Jetzt aber zurück ins >>>> poetische Hörstück: O-Ton-Protokolle ff.; von achtzig „fili del suono“ habe ich gestern neunzehn fertigbekommen, also etwas weniger als ein Viertel. Mal schaun, wie weit ich heute komme. Ab mittags darf ich nichts mehr essen, was heißt, daß ich bis morgen nach der Spiegelung gar nichts essen werde. Das klärt, wie jeder Schamane weiß, den Geist.

*

(13.37 Uhr.)
Der erste Liter:

Beachten Sie die Schönheit der von mir gewählten Flasche. Jetzt bin ich auf den „Durchschlag“ gespannt.
Vorher kurz noch bei >>>> Broßmann gewesen und auf seinem Balkon Cappucino getrunken, als ein kurzes Farewell der Gastrophilie. Dann bereiten wir uns mal weiterhin vor. Morgen das PP kriegen Sie dann aus der Körperwerkstatt serviert.
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