(9.10 Uhr:)
Da man hier statt von Brötchen abbeißen zu können, abreißen von ihnen muß und dabei den Kopf hin- und herschleudern, um Teigfetzen herauszubekommen wie Raubkatzen das Fleisch aus der Beute, war ich früh schon hinaus zum Bäcker, wo es auch einen guten Latte macchiato gab und wo ich den hier nur gelinden Verkehr besann. Meinem neuen Zimmernachbarn, der eine ziemlich schmerzhafte Angelegenheit auf und in seiner Hinterseite zu operieren hatte und bereits gestern spätabends auch hinter sich gebracht, kaufte ich gleich zwei Brötchen mit, die er dann aber noch nicht essen durfte – die Nacht über quälte er sich mit Schmerzen herum; ich wachte davon von Zeit zu Zeit auf, war hilflos, ärgerte mich auch über die eine Schwester, die ihm gegenüber zu ruppig war, man könnte von genervt sprechen, stünde dahinter nicht eine Mitleidlosigkeit, die aus der Routine, wahrscheinlich, stammt. Ich verbiß mir aber eine Bemerkung, um sie nicht – und dann eben gegen ihn – noch weiter aufzubringen, bot ihm nur an zu helfen, wo es gehe, und heute morgen brachte ich auf diese Schwester noch einmal das Gespräch. Ich selbst bin ja in einem Zustand, der Kämpfen nicht ausweichen muß, nach wie vor, aber sowas läßt sich für andere nicht entscheiden. Es kommt hier auch wirklich nur selten vor, daß Schwestern, sagen wir, grantig sind; die meisten sind sehr freundlich und sehr da, und selbst die Grantler lassen sich knacken – siehe >>>> meine Antiarie zur Körperrasur. Mir der Schwester, jetzt, ich bin mir sicher, könnt ich unterdessen Pferde stehlen; zumindest stünde sie Schmiere und haute nicht ab.
Nun merkte allerdings auch ich gestern abend ein bißchen Schwäche, hatte den ganzen Tag draußen auf dem Balkon verbracht, auch, als es regnete und abends kühler wurde, hatte gearbeitet einiges, einiges gelesen; dann war mir nach Schokolade gewesen – eigentlich nach einem Wein. Aber da heute neuerlich Blutwerte bestimmt werden sollten, wollte ich da nix verfälschen oder ungünstig aussehen lassen, und verkniff mir deshalb den Alkohol. Dennoch, runter ins Foyer, „gibt es hier ein Büdchen?“ „Büdchen nein, aber hundert Meter weg einen Aldi. Wenn Sie sich beeilen, kommen Sie noch vor Ladenschluß hin.“ Da merkte ich dann, auf dem Weg, die Wunde doch sehr, und als ich wieder auf meinem Balkonchen saß und es immer kühler wurde, dachte ich, ui, krieg ich Fieber? So daß ich mich klüglicherweise ins Zimmer begab und hinlegte, noch versuchte, einen Film zu sehen, von dem ich aber nur den Anfang, dann eine Mitte mit ziemlich vielen Zombies sowie ein komplett wirres, mir in keiner Weise mehr nachvollziehbares Ende mitbekam, auf das hin ich in den Schlaf nicht fiel, sondern sackte – den halt meines Nachbarn Schmerzen immer wieder mal, nein, nicht störte, so etwas stört mich nicht, sondern bloß minutenlang unterbrach. Heute morgen dann war ich um fünf Uhr quietschfidel, tat schon mal paar Schritte durch die Station, aber es gab ja noch nirgendwo Kaffee, also legte ich mich noch einmal hin. Um sechs aber war es genug.
Um sieben kam der Arzt zur Blutabnahme, um acht frühstückte ich mit meinen frischen Brötchen, um neun wurde das Verbandchen gewechselt. Ich war selbst gespannt darauf, wie die Wunde aussieht, bzw. die Naht. Zur Zufriedenheit des Arztes so:
(Das Foto zeigt eigenlich mehr, aber weil ich da drüber so nackicht jetzt bin,
machte mir ein Hupf übern Jugendschutz keinen wirklichen Spaß.)
Da man hier statt von Brötchen abbeißen zu können, abreißen von ihnen muß und dabei den Kopf hin- und herschleudern, um Teigfetzen herauszubekommen wie Raubkatzen das Fleisch aus der Beute, war ich früh schon hinaus zum Bäcker, wo es auch einen guten Latte macchiato gab und wo ich den hier nur gelinden Verkehr besann. Meinem neuen Zimmernachbarn, der eine ziemlich schmerzhafte Angelegenheit auf und in seiner Hinterseite zu operieren hatte und bereits gestern spätabends auch hinter sich gebracht, kaufte ich gleich zwei Brötchen mit, die er dann aber noch nicht essen durfte – die Nacht über quälte er sich mit Schmerzen herum; ich wachte davon von Zeit zu Zeit auf, war hilflos, ärgerte mich auch über die eine Schwester, die ihm gegenüber zu ruppig war, man könnte von genervt sprechen, stünde dahinter nicht eine Mitleidlosigkeit, die aus der Routine, wahrscheinlich, stammt. Ich verbiß mir aber eine Bemerkung, um sie nicht – und dann eben gegen ihn – noch weiter aufzubringen, bot ihm nur an zu helfen, wo es gehe, und heute morgen brachte ich auf diese Schwester noch einmal das Gespräch. Ich selbst bin ja in einem Zustand, der Kämpfen nicht ausweichen muß, nach wie vor, aber sowas läßt sich für andere nicht entscheiden. Es kommt hier auch wirklich nur selten vor, daß Schwestern, sagen wir, grantig sind; die meisten sind sehr freundlich und sehr da, und selbst die Grantler lassen sich knacken – siehe >>>> meine Antiarie zur Körperrasur. Mir der Schwester, jetzt, ich bin mir sicher, könnt ich unterdessen Pferde stehlen; zumindest stünde sie Schmiere und haute nicht ab.
Nun merkte allerdings auch ich gestern abend ein bißchen Schwäche, hatte den ganzen Tag draußen auf dem Balkon verbracht, auch, als es regnete und abends kühler wurde, hatte gearbeitet einiges, einiges gelesen; dann war mir nach Schokolade gewesen – eigentlich nach einem Wein. Aber da heute neuerlich Blutwerte bestimmt werden sollten, wollte ich da nix verfälschen oder ungünstig aussehen lassen, und verkniff mir deshalb den Alkohol. Dennoch, runter ins Foyer, „gibt es hier ein Büdchen?“ „Büdchen nein, aber hundert Meter weg einen Aldi. Wenn Sie sich beeilen, kommen Sie noch vor Ladenschluß hin.“ Da merkte ich dann, auf dem Weg, die Wunde doch sehr, und als ich wieder auf meinem Balkonchen saß und es immer kühler wurde, dachte ich, ui, krieg ich Fieber? So daß ich mich klüglicherweise ins Zimmer begab und hinlegte, noch versuchte, einen Film zu sehen, von dem ich aber nur den Anfang, dann eine Mitte mit ziemlich vielen Zombies sowie ein komplett wirres, mir in keiner Weise mehr nachvollziehbares Ende mitbekam, auf das hin ich in den Schlaf nicht fiel, sondern sackte – den halt meines Nachbarn Schmerzen immer wieder mal, nein, nicht störte, so etwas stört mich nicht, sondern bloß minutenlang unterbrach. Heute morgen dann war ich um fünf Uhr quietschfidel, tat schon mal paar Schritte durch die Station, aber es gab ja noch nirgendwo Kaffee, also legte ich mich noch einmal hin. Um sechs aber war es genug.
Um sieben kam der Arzt zur Blutabnahme, um acht frühstückte ich mit meinen frischen Brötchen, um neun wurde das Verbandchen gewechselt. Ich war selbst gespannt darauf, wie die Wunde aussieht, bzw. die Naht. Zur Zufriedenheit des Arztes so:
(Das Foto zeigt eigenlich mehr, aber weil ich da drüber so nackicht jetzt bin,
machte mir ein Hupf übern Jugendschutz keinen wirklichen Spaß.)
Allerdings, obwohl ich unbedingt morgen schon nachhause wollte, will er, der Arzt, mich erst übermorgen lassen. Dabei hatte ich mir so eine schöne Rede zurechtgelegt: von wegen auf eigene Gefahr; daß das Leben-selbst eine Gefahr sei und auch sein solle, es wär sonst nichts wert usw., halt mein Credo. Aber dann dachte ich: hm, wegen eines einzigen Tages? Was soll’s, ob nun Freitag oder Sonnabend? Zum Übertragen der Kreuzfahrt-Aufnahmen brauch ich die Zeit doch sowieso, und es ist egal, w o ich sie verbringe. Also gut, häng ich halt einen Tag noch dran. Und ich hör ja von verschiedenen Seiten, wie beliebt meine Krankheitserzählungen sind, die ich für Die Dschungel schreibe. Faß ich’s mithin als Leserservice auf. Und kann dann auch noch etwas länger meinen Lieblingsbaum, hiesig, betrachten:
*
Gestern abend schon und wieder heute früh las ich /?p=1575/#948990220„target=“_blank“>>>>>Montale, bin aber zunehmend von Ferbers Übersetzung beärgert; ich muß unbedingt >>>> Parallalie deshalb schreiben. So geht das einfach nicht.
Zum Beispiel:
Ma nulla paga il pianto del bambino
a cui fugge il pallone tra le case. Daraus macht Ferber:Nichts aber zählt wie die Tränen des Kindes,
dem der Ball zwischen den Häusern entschwindet. Bei Montale zählen sie eben gerade n i c h t.
Aber auch schon, im selben Gedicht, darüber, erste Strophe:e dunque non ti tocchi chi più t’ama. Ferber:so rühr es nicht an – und du liebst es am meisten. Nein, eben nicht! sondern es liebt dich am meisten. Ferber okkupiert das fremde Liebende mit dem lyrischen Ich, das bei ihm autonom wird, bei Montale aber eines ist, dem etwas, hier Liebe, geschieht. Und in einem anderen Gedicht macht Ferber aus Montales „l’azzurro tranquillo“, stillem Blau, „Bläue und Stille“.
Es gibt solcher Schrecklichkeiten noch weitaus mehr, aber diese meine Beispiele mögen Ihnen genügen. Ich will jetzt auch mal mit den O-Ton-Protokollen weitermachen. Der Tag verspricht, wieder schön zu werden. Es gibt Sonne, und in den Blättern meines Parkes turtelt der Wind.
„Das ist wohl“, sagte gerade meine entstumpfte Rasierklingenschwester, „eine Art Urlaub für Sie?!“ – da sie mich abermals hier sitzen sieht. „Oh nein“, so nunmehr ich, „sondern ich arbeite. Aber es ist ein Privileg meines Berufes, dies zu tun, wo immer ich mag.“ Und es gehört in der Tat zu meiner Lebensüberzeugung, das nie, nie, niemals wieder zu ändern. Auf keinen Fall mehr angestellt sein: niemals Vorgesetzte haben.
>>>> Bestellen.
Zum Beispiel:
a cui fugge il pallone tra le case.
dem der Ball zwischen den Häusern entschwindet.
Aber auch schon, im selben Gedicht, darüber, erste Strophe:
Es gibt solcher Schrecklichkeiten noch weitaus mehr, aber diese meine Beispiele mögen Ihnen genügen. Ich will jetzt auch mal mit den O-Ton-Protokollen weitermachen. Der Tag verspricht, wieder schön zu werden. Es gibt Sonne, und in den Blättern meines Parkes turtelt der Wind.
„Das ist wohl“, sagte gerade meine entstumpfte Rasierklingenschwester, „eine Art Urlaub für Sie?!“ – da sie mich abermals hier sitzen sieht. „Oh nein“, so nunmehr ich, „sondern ich arbeite. Aber es ist ein Privileg meines Berufes, dies zu tun, wo immer ich mag.“ Und es gehört in der Tat zu meiner Lebensüberzeugung, das nie, nie, niemals wieder zu ändern. Auf keinen Fall mehr angestellt sein: niemals Vorgesetzte haben.
>>>> Bestellen.
du könntest das fäden ziehen versteigern 🙂
@diadorim unter ANHomerischem Lachen: Grandiose Idee! Für die hast Du Dir ein Essen bei mir verdient, wenn nicht sogar zwei oder drei. Magst Du Meeresfrüchte? Den Sascha, wenn er aus München zurück ist, hol ich dazu – schon, weil er gute Lyrik – l i e b t. Und klar, daß Du Deinen Gefährten mitbringst. Vielleicht ist ja dann die Löwin auch da. (Die Fäden nehm ich als Garnierung, lach).
du liegst schon richtig, wenn du sagt, dass ferber falsch liegt:
und daß dich nicht berühre, wer am meisten dich liebt (es gäbe noch eine bedeutungsvariante zu ‚tocchi‘, aber die laß ich mal mangels kontext beiseite)
@parallalie. Laß uns mal unbedingt da drangehen, wenn ich in Amelia bin. Einige dieser Gedichte liegen mir so sehr am Herzen, daß ich Dir ihretwegen eben grad noch eine Email hatte schreiben wollen; aber nun hast Du meine Bemerkungen ja schon gesehen. Wir hatten uns, erinnerst Dich?, bewußt gegen Montale entschieden im Dezember, weil Ferbers Übersetzungen grad frisch herausgekommen waren und man sich dann kollegial zurückhält; aber jetzt kommt mir manches derart ent- und fehlstellend vor, daß Korrekturen eine geradezu poetische Pflicht sind.
Übrigens finde ich bei Pound und Eva Hesse fast noch Schlimmeres, was mir vorgestern auffiel, als ich Röhnerts Thrakienbuch las, worin er Pound bisweilen zitiert und Hesses Übersetzungen ziemlich unkritisch dazustellt.
bring den ferber einfach mit. dann machen uns beim wein über ihn her.
machen wir so, fein! ab nächste woche hab ich wieder mehr zeit, da schauen wir mal, wo wir die ganierung platzieren. mein gefährte hat übrigens auch erfahrung im fäden ziehen augenbraue, bauchnabel, allet, wat die ärzte so gern mal vergessen… biologen ham da n händchen für :). grüß das raubkatz!