Arbeitswohnung, 8.10 Uhr.
Mir gefällt der Entwurf, den die pdf als „final“ bezeichnet, ziemlich gut, besonders die Schriftlösung für den Titel. Ich möchte nur gerne, daß der Autorenname, also meiner, stärker zurückgenommen wird, und hätte auch gerne ein Grün statt des Rots. Mich wundert nur, daß sich meine Lektorin noch nicht geäußert hat, zumal ich ein wenig nervös auf die nächste Lektoratstranche warte, nicht recht weiß, was ich grad tun soll. Auch vom Funk war noch nichts zu hören. Immerhin habe ich mich entschlossen, die ersten neun Triestbriefe wider jede Erwartung und Chance beim Deutschen Literaturfonds einzureichen und innerlich die bei sowas beste Haltung einzunehmen: einreichen und den Antrag – vergessen. Aber auch hierfür muß ich erst noch warten (was solch ein Vergessen schwierig macht), abwarten, wie meine Impresaria auf diesen Text reagiert. Er braucht den fremden Blick, gerade weil er weiterhin noch zu nah an mir ist, trotz der unterdessen eingesetzten künstlerischen, mithin einer formalen, Distanzierung.
Und meine Güte, Liebste! Diese >>>> dummen Menschen! (Oder böswilligen; letztlich läuft‘s auf dasselbe hinaus). Von denen abgesehen, die aber selbstverständlich sofort in ihn hineinspringen, hat eine möglich gewesene Freundschaft einen gewaltigen Riß bekommen, der eben Raum für solches Hineinspringen gibt. Daß Welt komplex ist, muß furchtbar schwer auszuhalten sein, obwohl doch gerade die Komplexität uns die Lust ermöglicht, auch die Hoffnung. Aber >>>> Pfaller hat wohl recht: Lust ist genau das, was viele Menschen scheuen. Gewissermaßen sind sie Banalbuddhisten: Wenig Lust bedeutet wenig Schmerz. Besser also, sich nur in moderierten Klimata aufzuhalten, ein bißchen wie beim Deutschen Schallplattenpreis, der so viele Juroren hat, daß zwar kein Mist ausgezeichnet wird, aber die Höhen werden‘s auch nicht. Beinahe möchte man, wär er nicht so als Fiesling gezeichnet, mit Glaucester ausrufen: „(…) the world is grown so bad,/That wrens make prey where eagles dare not perch“ (oder mit Schlegels Gloster: „Die Welt ist so verderbt,/Zaunkön’ge hausen, wo’s kein Adler wagt“). Aber auch Enzensberger, der Demokrat, hat immer wieder ein Hohelied aufs Mittelmaß gesungen, dem er als Intellekt gar nicht angehört. Dahinter steht wohl die mittlerweile fast realisierte Hoffnung auf eine Konsensgesellschaft als einer, die sich lenken läßt. Das läßt sich als eine Nachwirkung der Hitlererfahrung lesen, ist aber für die Kultur so verheerend wie für die Erfahrung persönlicher Lust. Wohin hat‘s denn geführt? „Eigene Lust erscheint uns (als) schwer zugänglich; die Lust der Anderen aber verfolgen wir mit Argwohn, wenn nicht gar mit neidischer Wut“, >>>> Pfaller S.168; er spricht von einer Kultur des permanenten sichBeklagens. Sie „hat zur Folge, daß unsere politischen Haltungen, Forderungen und Engagements immer mit dem selbstachtungstrunkenen Satz beginnen ‚Wir sehen ein…‘ (daß wir die Umwelt schonen, die Sicherheit gewährleisten, die Gesundheit fördern müssen etc.) und niemals mit dem nüchternen Satz ‚Wir wollen haben…‘ Das Einsehen ist aber keine emanzipatorische Kraft.“ (Hervorherbung von mir). „Auf diese Art von Pseudovernunft trifft vielmehr genau zu, was Gilles Deleuze in anderem Zusammenhang einmal feststellt: ‚Diese Vernunft ist die Gesamtheit der Gründe, die die Menschheit sich gibt, um zu gehorchen.‘“ (Abermals meine Hervorhebung, Pfaller 164:)
Eigentlich, Liebste, möchte ich Dich nur in den Arm nehmen. Meine Güte, was wär ich leicht zu befrieden. Schmerz freilich richtet, richtet aus. Auf seine milde, weil gebrechliche Weise hat dies auch Lanmeister erkannt: „Der Schmerz, über den ich aber nichts schreiben will, macht einen für die Wahrheit empfindlich.“ Wir haben mit dem Gedanken gespielt, der Verlag, die Lektorin und ich, diesen Satz für die Vorschau zu nehmen. Allerdings wandte ich ein, daß Schmerz nicht dazu führt, daß gekauft wird – so wenig wie, in der Konsensgesellschaft, die Lust. Für das, was politisch in ihr wirkt, nahm Adorno den Begriff Affirmation: Wir beugen uns dem Mainstream nicht, sondern sind er. Individueller Widerstand gilt als Charakterschwäche oder als eine Privatsache, die in die innere Wunschwelt gehört, auf keinen Fall in die Öffentlichkeit. Dort hat man sich in Meinung und Verhalten Mengen anzuschließen, ob man nun gegen oder für einen Krieg ist, gegen oder für das Rauchen, für oder gegen den Maulkorbzwang .
A.
(Dank ans twoday-Team. Ich hatte ganz vergessen, Die Dschungel verlängern zu lassen. Als ich den heutigen Tagestext einstellen wollte, ging es nicht mehr.
Eine kurze Email aber genügte. Schon… ohne ein weiteres Wort… kaum ein paar Minuten später… Da saß ich längst an einem neuen Gedicht, das als Entwurf auch fertig wurde.
Jedenfalls danke.)
Bei twoday bedanken Sie sich? Was soll denn dieser Quatsch?
Während twoday konsequent die Weiterentwicklung der Plattform verweigert, Moment: sogar die Fehlerbehebung! -, reißt sich derweil ein Mitglied der Bloggergemeinschaft den Arsch auf, um zeitgemäße Funktionalität allgemeinen zur Verfügung zu stellen. Ebenso kostenfrei, wie Ihr Blog hier.
Dass Sie diese Möglichkeiten nicht nutzen, ist allein Ihre Sache. Mit dem Kotau vor twoday weisen Sie sich aber als parasitärer Ignorant, nein, als korruptes Arschloch aus.
@2cents. Ich bin kein Mitglied einer Bloggergemeinschaft, auch keiner sonstigen, die mich, zumal ohne zu fragen, ob mir das recht ist, mal eben so vereinnahmt. Wenn Ihnen nach Gruppe zumute ist, schließen sie sich meinetwegen gern einem Hühnerstall an und rappen mit den Gackrern; ich selbst bleib lieber draußen.
Es hat einen Grund, daß ich mich bei Twoday bedanke, jenseits irgend welcher „Communities“, die mir eh am – um auch einmal Ihre elaborierte Sprache zu verwenden – Arsch vorbeigehn. Freilich besteht kein Grund, diesen Grund hier zu nennen; ich muß mich nicht rechtfertigen.
@2cent Also ich zahle twoday monatlich 5 Euro, obwohl ich das, was ich hier nutze, wohl auch kostenlos nutzen könnte.
Ich finde twoday sollte sich bei mir bedanken.
Wer aber ist „der Andere“ und gibt es eine Mitgliedschaft in einer Bloggergemeinschaft? Fühle mich allerdings auch „abgesondert“ wohl. :-)))
Heheee, „Mitglied der Bloggergemeinschaft“. Cool.
Also Leute, echt… Wer etwas unentgeltlich nutzen darf, hat doch nun wirklich keinen Anspruch, schon gar kein Recht, sich irgendwie zu beschweren; so etwas dennoch zu tun, ist sogar peinlich, wenn nicht schlichtweg unverschämt; in jedem Fall zeigt es eine ziemlich geringe Menschenbildung.
Dank, wenn solche Angebote genutzt werden, ist in jedem Fall geboten – völlig wurscht, ob es vielleicht „bessere“ gibt.