Wahrscheinlich hatte der Mann ihre Adresse an alle anderen DHL-Männer weitergegeben, mit der kurzen aussagekräftigen Personenbeschreibung: Dummes Miststück! Während die Nachbarschaft weiterhin direkt beliefert wurde.
Nun ja, das war vor weit über einem Jahr, ach was, noch viel länger her, war folgendermaßen: Es war nicht ihr Tag. Sie lag noch im Bett. Verknatscht, verwüstet, verwunschen. Kam nicht hoch. Er. Unter der Dusche. Es klingelte.
Es klingelte zweimal. Nur sie nicht aus dem Bett. Deswegen rief er. Sie heraus an die Sprechanlage zu gehen.
Koordinationsschwierigkeiten auf dem Weg dorthin. Verschwommenes Sehen.
Ja? Hallo?
Guten Tag, DHL, ich habe ein Paket …
Es ist die scheiß Post!
Scheiße! Das hatte er gehört, denn sie hielt ja noch den Hörer in der Hand. Das war ihr so rausgerutscht. Verdammt!
Es tat ihr sofort leid. Sie zog sich ihren Bademantel über, öffnete die Tür und lief die Treppe hinunter. Da stand er, dieser freundlich aussehende und sich auch des Weiteren verdammt freundlich verhaltende Mann mittleren Alters, der sich obendrein auch noch für die Störung entschuldigte.
Ist ja nicht ihre Schuld!
Perfekt!
Zweiter dummer Satz!
Sie würde ihm gerne eine Flasche Whisky schenken, wüsste sie wie er heißt. Manchmal schaut sie genau hin, wenn sie unterwegs ist und einen von ihnen sieht. Sie liebt doch DHL-Postmänner! Würde ihn gerne umarmen. Vielleicht. Irgendwann. Wenn sie ihn dann noch erkennt.
Das ist gut…das ist gut weil es zeigt, dass nuechtern nichts wettzumachen ist.
Vielleicht mit Besonnenheit. Ja, das denke ich oft. Aber ich glaube eigentlich nicht, dass es stimmt. Manchmal ist auch damit nichts gut zu machen. Weil es, obwohl es gar nicht persönlich verstanden werden darf, doch etwas trifft, das eben genau das vermissen lässt. In dieser oder jener Arbeitskleidung. Nicht den eigenen Klamotten.