in einem Haus zu gehen, das sehr groß ist und überdies eine Halle hat. Imgrunde habe ich gestern außer dem gar nichts getan, und außer zu lesen, selbstverständlich. Wie ich‘s mir vorgenommen hatte. (In dieser Halle schlafe ich auch, wie unter freiem Himmel. So hoch scheint sie hinaufzureichen.)
>>>> Den Peixoto ausgelesen, dunkles Buch, bei dem ich immer mal wieder dachte, zu düster, zu düster, dann aber doch von manchen Formulierungen zu bestrickt war, um abzubrechen. Die Stimmung des Buches ist insgesamt stark, hat einen eigenen sprachlichen Duft, einen zwar aus Vergeblichkeit gewirkten, aber doch auch der intensiven Zartheit, deren indessen Ergebenheit mein Temperament zuwiderläuft, das sich wehren möchte, immer wehren. „Es gab Frieden, geschützt von Leichen“ (Peixoto, S. 288): Dies ist so ein Satz, der in mir nachzittert. Außerdem entwickelt Peixoto nebenhin eine feinsinnige Rezeptions-Poetologie:
>>>> Das Haus im Dunkel, S. 270/271
Danach nahm ich mir >>>> Bernd Rauschenbachs amüsante Kurzgeschichten her, las auch dieses Buch ganz durch, lachte einige Male, das schönste Stück ist ganz sicher der deiviertels konkrete, einviertels indes semisatirische, Jörg Gronius gewidmete Erinnerungstext „Feste“, gleich gefolgt von der buchtitelgebenden Geschichte „Applausordnung“ – doch insgesamt ist es eine Sammlung mehr oder minder locker endender Divertimenti, deren Stärke vor allem in quasi-neologistischen Wortfindungen und schrägblitzenden Formulierungen besteht. Zu einer eigenen Ästhetik hingegen kommt es nicht, also auch nicht zu Poesie. Man kann sagen sehr gut gemacht, doch bleibt mir ein Ungenügen, das ich auch bei kabarettistischen wie agitativen Texten fast prinzipiell habe.
Und h e u t e, Geliebte, morgens und wieder auf der Treppenstufe vor der Tür, fing ich endlich Frank Witzels Roman >>>> „Die Erfindung der RAF durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969“ an, gerade erschienen bei Matthes & Seitz, gleich bei mir um die Ecke, 817 Seiten, ich habe für Volltext den Rezensionsauftrag. Die nichtkorrigierten Fahnen liegen als pdf in meinem iPad, das seit vorgestern leider einen Glasbruch hat. Mit starken transparenten Klebebandsteifen ließ es sich zwar vorübergehend reparieren, aber nun laufen mir schwarze Linien durch das Bild. Woran man sich gewöhnen kann; es ist nur nicht heraus, ob ich ich nicht doch, um weitere – tiefere – Schäden zu verhindern, das Gerät reparieren lassen sollte. Das hat nun freilich mit diesem Roman nichts zu tun, der ganz wunderbar in einer Art Jugendsprache beginnt. Bei einem Verlagsempfang im Januar habe ich den Autor auch selbst selbst aus ihm lesen hören; genau das hatte mein Interesse geweckt.
Gut. Soeben höre ich den Freund herunterkommen. Ich werde nachher mit ihm zurück in die Stadt fahren und spätestens ab Mittag wieder an meinem Schreibtisch sitzen. Dann melde ich mich wahrscheinlich noch mal, vielleicht, nachdem ich meine Laudatio auf Ecker eingestellt haben werde. Der Tag immerhin will sich abermals vom Licht fluten lassen, und ich
flute D i c h –
A.