Untriest 88. Freitag, der 15. Mai 2015.


Arbeitswohnung, 9.04 Uhr
Das wohl >>>> letzte Zitat aus Witzels Roman, das ich, Liebste,

in Der Dschungel einstellen werde. Denn die Lektüre ist abgeschlossen, und ich kann die Rezension beginnen. Mit etwas Inspiration werde ich sie am Abend fertighaben und morgen, nach neuer Durchsicht, an >>>> Volltext abschicken können, wobei diese, die Inspiration, Ergebnis eines etwas mühsamen Arbeitsprozesses ist, dem ich mich bei umfangreichen Bücher eigentlich immer unterwerfe, nämlich der nicht so schönen Abtipperei meiner Unterstreichungen und Anmerkungen. Zum Beispiel sieht die erste Doppelseite von mir zu besprechender Bücher nach der Lektüre so aus:



Einen Ansatz für den Text habe ich freilich noch nicht, was auch daran liegen mag, daß der Roman gegen Ende ein bißchen ausfasert; bei Teiglingen würde man sagen, das Klebegerüst sei nicht ganz entwickelt. Andererseits kann dieser mein Eindruck in dem Umstand begründet liegen, daß ich nicht wirklich am Stück, sondern mit Unterbrechungen gelesen habe; deshalb möchte ich mein, nun ja, Urteil hier relativieren, bzw. in der Rezension gar nichts dazu schreiben. Denn auch die Formen, mit denen Witzel arbeitet, variieren; sie tendieren im letzten Romanviertel zu philosophischen Kleinexkursen, bzw. Betrachtungen, die nicht mehr eng in die Handlung eingelassen sind, sondern sich quasi selbständig machen, über ihr schweben, doch zunehmend, wie Wolken, schwerer werden, so daß die Balance unausgeglichen wirkt. Zwar ist ebendas, also die permanente Reflektion, von großem Reiz, weil es tolle, teils fast schockierende, jedenfalls ergreifende Übergänge gibt, erlaubt allerdings kein „klassisches“ Romanfinale, schon gar keinen Showdown; „Handlung“ wird fast völlig verlassen, stellt sich still – was andererseits zu der Klinik gut paßt, in der ein Erzählstrang spielt. Aber stop, mein Herz, ich sollte nicht zuviel Pulver hier schon verschießen. Doch weißt ja, daß meine Briefe an Dich auch die Funktion meiner früheren Arbeitsjournale übernommen haben, die wiederum meiner eigenen Durch- und Draufsicht auf sozusagen freilaufende, noch nicht fixierte Gedankengänge dienen, insofern recht provisorisch sind, sie gleichsam ausprobierend; manche werden später verworfen, andere kristallisieren sich aus. Diesen Prozeß hat Die Dschungel schon immer dokumentieren wollen; daran möchte ich festhalten, auch wenn die Journale seit nunmehr fünfeinviertel Monaten zu einem Gespräch geworden sind, das ich mit Dir ganz alleine führe – kein Monolog, nein, aber ein Dialog ohne Du, nur Wispern bisweilen und Sehnsuchtsrufe zu anderen Malen, sogar Sichanerbietungen, dann wieder Beschwörungen von durchaus magischem, wenn wohl auch kindheitsmagischem Charakter: Wenn ich‘s auf dem Bürgersteig schaffe, nicht auf die Lücken und Ritzen zwischen den Steinen zu treten, werde ich Antwort bekommen. Bin ich an der Einfahrtspforte, noch bevor sie zufällt, wird der Weltlauf sich drehen, mir sich zu, meinem Hoffen. – Glaub nur, ich werd’s wieder ausprobieren! nachher, wenn ich zum schwimmen radle…

Alban

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