„Rage, rage against the dying of the light!“ Frank Witzels RAF (5).


Und jetzt verstehe ich auch, jetzt, daß wirkliche Erkenntnis nur von Zwanzigjährigen kommen kann und daß diese Erkenntnis nur von Vierzigjährigen begriffen wird, weil sie alle noch die Sprache der Mystiker sprechen, weil sie beseelt sind, weil sie noch glauben, daß der lange Weg, der vor uns liegt, Schritt für Schritt ins Paradies füht, weil sie nicht wissen, was sie erwartet, so wie ich nicht wußte, was mich erwartete, damals auf der Kerb, weil Glaube Liebe Hoffnung noch ungefiltert und unverschnitten das Fühlen bestimmten, noch nicht begradigt waren zum Wahren Schönen Guten, diesem zivilisierten Mist, diesem kleinsten gemeinsamen Nenner, diesem bescheuert biederen Blödsinn, hinter dem nur die Angst steht. Die Angst regiert. Die Angst regiert im Gewand der Vernunft, die Ungeheuer gebiert. Nein: do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. Rage against the Machine. Rage against l‘Homme Machine. Rage against Descartes und gegen jede Aufspaltung in res extensa und res cogitans, weil die denkende Sache in Wirklichkeit die ausgebreitete Sache ist, die sich immer weiter ausbreitet und immer mehr Dichotomien erzeugt, in deren Lücken wir stürzen und untergehen. Und obwohl es Abend ist und der Himmel längst zugezogen, reißen die Wolken noch einmal für einen Moment auf und Schneeflocken wirbeln herab, Schneeflocken, so weiß, daß sie fast schon wieder blau sind.

Frank Witzel, >>>> DEdRAFdem-dTiS1969, S. 766/767



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