Das Arbeitsjournal des Sonnabends, dem 11. Juli 2015.


[Arbeitswohnung
Noch im Hausmantel um 10.48 Uhr
Bach 548 e-moll]

Habe seit vergangenem Montag kein Arbeitsjournal geführt, um mich auf die neue Erzählung, die zweite in drei Wochen, zu konzentrierten. Leicht mühsames Schreiben, was heißt: ohne treibende poetische Hitze, aber vorgestern wachte ich aus dem Mittagsschlaf auf und wußte unmittelbar, worauf die Geschichte hinauslaufen müsse. Danach ging‘s sehr viel leichter von den Fingern, zumal ich meinem Handwerk vertrauen kann. Heute morgen dann die vorläufig letzten, nur noch kleine, Änderungen, die aber Wertungsverschiebungen implizieren. Einen großen Schub gab mir Amélies, der ich den Entwurf vorlas, für mich restlos überraschende Begeisterung. Wie bei dem Nußbaum-Text war ich unsicher, ob ich nicht nur Müll produzierte, fades, sinnenloses Zeug.
Jetzt kam das Okay noch von der Löwin, die allerdings auf einen einzelnen Begriff höchst rüde reagierte; den habe ich vorhin ersetzt – woraufhin mir, als wollte mir meine Inspiration einen Dank erstatten, das Wort Galakterie einfiel, das nun so, allerdings in der französischen Form, auch im Text steht. Erstaunlich, wie ein einzelnes Wort die Wahrnehmung eines ganzen Charakters verändert. – >>>> Dort ein kleiner Auszug aus dem Anfang der Erzählung.
Jetzt will ich sie ausdrucken, bis morgen etwas abhängen lassen und dann noch einmal drübergehen, bevor ich sie abgebe. Auch meiner Wiener Lektorin habe ich sie geschickt und hoffe, daß sie die Zeit findet, sie sich anzusehen.

Nun aber an den Auftrag von S..Fischer, die von mir sogenannte Fleißarbeit, auch wenn die Löwein gegen den Begriff protestiert und es deutlich vorzöge, wenn ich von „Auftragsarbeit“ spräche. Doch Auftragsarbeiten sind für mich beauftragte direkt-poetische Arbeiten, nicht nur Erzählungen, sondern auch manche Hörstücke – also jederlei literarische Tätigkeit, die nicht unmittelbar aus mir selbst kommt. Die Zusammenstellung von Anthologien fällt darunter nicht.
Die Zeit ist eng. Denn überdies trudelte ein Liebesbrief des Finanzamts herein: Einkommens- und Umsatzsteuererklärung bis zum 3. August, was just der Tag ist, an dem ich in aller Frouwegöttinsfrühe nach Paris fliegen werde, und von dort nach Rom; Rückkehr erst am 31. 8.; es wäre also sinnlos, eine Fristverlängerung zu beantragen, weil im September quasi sofort die >>>> Traumschifflesungen losgehn.
Na gut. Bis zum Augustende muß das jetzt alles geschafft sein. An die Brüste der Béart kann ich sicher auch noch in Paris gehen, und erst Amelia wird mir erlauben, es aber auch ermöglichen, die Triestbriefe zumindest als Rohling fertigzustellen.

Am Dienstag war Mathias Bothor hier und hat, in >>>> mares Auftrag, die wohl schönsten Bilder fotografiert, die jemals von mir aufgenommen wurden. Ich werde ihn fragen, ob ich einzwei davon in Der Dschungel zeigen darf. Mit selbstverständlich Link auf >>>> seine Site.

Seit Anfang der nun vergehenden Woche höre ich mich durch Bachs gesamtes Orgelwerk. Und ah jà! – un pane di paese toscano, um sechs Uhr in der Frühe auf den Backstein in den Ofen eingeschossen:


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