Duegraz, der Fritzpunkt darinnen – im, also, Arbeitsjournal des Sonnabends, dem 21. November 2015. Mit dücküm Kopf, der sich aber konzentrieren muß nachher. Sehr.


[Wiesler 312, 7.20 Uhr]

Das kann nachher heiter werden – „gleich“ müßte ich eigentlich schreiben, weil die Chose (Schose) um zehn schon losgehen wird. Doch Abendschein, mein >>>> etk-Verleger, und ich nahmen nachts noch, hm, was war‘s denn? auf jeden Fall, nix Phall, einen heftiger Schnaps, mit ziemlich gutem Wein als Grundlage. Bier und Wein im Literaturhaus erst, Wein und Schnaps im Hotel. Der klasse kluge >>>> Christian Benne (sein Vortrag war, zumal voll purer Kenntnisfreude, quasi extemporiert gehalten) zog mit seiner schönen Freundin aufs Zimmer, und wie blieben trinkend zurück. Na gut, nicht nur trinkend. Wir besprachen auch die Welt. Da braucht es eine Grundlage, auf der sie fließen kann.
Jedenfalls.
Mein Kopf.
Erst also morgens, heute, Podium, nachmittags die Traumschifflesung, auf die wohl einige gespannt sind, abends neuerlich Podium. Aber vielleicht ist‘s ja ganz gut, wenn ich etwas gedämpft bin, denn gestern habe ich zum zweiten Mal in eine Diskussion hineingeschossen, bei der ich gar nicht „dran“ war. Da ich niemanden vorführen mag, sage ich nicht, worum es ging, schon gar nicht, wen ich angriff. Nur hinterher, bereits beim vermaledeiten Wein, fragte mich ein Herr: „Sie verraten uns Männer. Warum tun Sie das?“ Ich: „Erstens, es war eine derartig kristalline Dynamik, ein Lehrstück geradezu. Zweitens, weil ich Frauen liebe.“ Da war er sofort, der fragende Herr, versöhnt.
Aber, Christian Bennes Vortrag war ganz ganz ausgezeichnet; deshalb hier auch gleich der >>>> Link auf sein Buch:


Der Nachmittag stand im Zeichen der Archive, quasi „Was wird Literatur (werden)?“ als ein Blick zurück, in unserem Fall an den Beispielen des Vorlasses Gerhard Roths und des Nachlasses Werner Schwabs; ein für großes Publikum eher problematisches Thema, das insofern doch einen erstaunlichen Anklang fand und schließlich ziemlich diskutiert wurde. Da hinein platzte Abendscheins Ankunft aus Bern über Zürich und München, eine insofern der meinen ähnliche Reisegeschichte, als das Flugunternehmen seiner Wahl direkt vor dem Abflug in Konkurs ging. Flug gestrichen, Punkt. Was also tun von heute auf morgen?
Für mich der Höhpunkt, neben Benne, war die Stippvisite in Marianne Fritzens hiesige Zelle des >>>> Fritzpunkts, in der uns eine kleine, an Besuchern restlos desinteressierte Performance verabreicht wurde; die Akteure ins Riesenwerk dieser Prosadichterin versunken, an uns vorbeisprechend, ja, wäre das physisch möglich gewesen, durch uns hindurchschauend und auch -gehend, vielleicht mit der einen und anderen Handbewegung, die lästigen Nebel zerfächelt:


Später standen wir alle beisammen und lachten uns schlapp. Da war die Grundlage für den steirischen Schnaps schon gelegt. Im Hintergrund lief eine Diaschau voll der Arbeitsplätze, inszenierter und tatsächlicher. So stand der Geheime Herr Hofrath sehr aufrecht; sein riesigen Kopf bethronte eine eigentlich peinliche, doch sorgsam giletverschnürte Plautze; man kann ja durchaus sagen, daß damals die Herren ihre Westen als Korsetts getragen haben, wenn auch ohne Fischbein.

Heute nun, auch wenn ich mich jetzt wiederhole, Podium eins, auf dem Don Alphonso mit draufsitzen soll, was gräßlich werden kann mit ihm und mit mir. Wobei mir zu seinen gestrigen, : im doppelten Wortsinn, Spreizungen noch einfiel, daß ich mich auch irren könnte, und all sein Getue ist Rolle, auf die ich hereingefallen bin. Mal sehen. Des weiteren Christ Zintzen-Bader als Moderator/in, Hartmut Abendschein und Ursula Timea Rossel; sowie ich selbst. Um 15 Uhr meine Traumschifflesung, abends abermals Podium. Danach soll „aufgelegt“ werden, wozu ich entweder werde neuerlich besoffen sein müssen, oder ich suche das Weite. Nichts, gar nichts gegen den DJ, es ist halt nur nicht meine Musik, und meine Ohren sind mir zu lieb. Freilich kann ich mir auch Oropax besorgen, auf dem Weg zum Literaturhaus. Wenn man sich zu Housemusik unterhält, versteht man immerhin sowieso nix und greift statt dessen zu weiten Gebärden, die gesprochene Wörter gar nicht mehr brauchen; zum Beispiel sind Küsse eine ziemlich gute Alternative, die in ein gegenseitig höchst intensives Verständnis führen können und, wie ich vernahm, auch Früchte tragen, sagen wir: austragen können.

2 thoughts on “Duegraz, der Fritzpunkt darinnen – im, also, Arbeitsjournal des Sonnabends, dem 21. November 2015. Mit dücküm Kopf, der sich aber konzentrieren muß nachher. Sehr.

  1. Don Alphonso ist einer der besten, freilich auch umstrittenen FAZ-Blogger. Auch sein Blog „Rebellen ohne Markt“ birgt manche Perle. Oft muß man freilich zwischen den Zeilen suchen und lesen, zudem hat sich dort leider ein zunehmend rechtes oder blöd-konservatives Kommentariat eingefunden. (Nichts gegen Konservative freilich, wenn sie subtil sind und sich nicht in den Rechts-links-Binärsystem-Schubladen verorten lassen.) Was Don Alphonso zu Kindern sagt, kann man so oder so sehen. Hängt immer von den Kindern ab, denen man begegnet. So ganz unrichtig kommen mir seine despektierlichen Äußerungen sowohl zu Kindern wie auch über Berlin und Gendertröten nicht vor, wenn ich mir diese oder jene Ausprägung von Exemplaren betrachte. Don Alphonso ist provokant. Er spitz zu – was eben der Sinn von Polemik ist.

    Ansonsten: Don Alphonso ist eine Kunstfigur, sie stammt aus Mozarts „Così fan tutte“ und ist ein zynischer, manipulativer Beobachter. Man muß und wird ihn nicht mögen. Aber dafür ist der Don nicht auf der Welt.

    Was Don Alphonso allerdings mit Literatur zu tun hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Weder ist er ein literarischer Blogger noch schreibt er über Literatur. Solche Art von Einladungen funktionieren, wie alles im Betrieb, vermutlich nur über Beziehungsnetzwerke. Genausogut hätte man auch Sascha Lobo hinzubitten können.

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