Geschichte ist laut Klemperer nicht erlebbar. Man sei mit Gegenwart überschwemmt, es gebe keine Zeitgliederung; Alles sei unendlich lange her, alles ließe unendlich lange auf sich warten, es gebe keine Gestern, kein Morgen, nur eine Ewigkeit: Auch das ein Grund, warum man von erlebter Geschichte nichts weiß: Das Zeitgefühl ist aufgehoben; man ist gleichzeitig zu stumpf und zu überreizt, man ist überfüllt mit Gegenwart. (Klemperer, 14.4.44). Dennoch hält er Geschichte fest, in der Beschreibung der “tausend erlittenen Mückenstiche”, will sagen in tausend kleinen Geschichten. In meinem heutigen Bewußtsein (und wahrscheinlich auch anderer) hieße das wahrscheinlich mutatis mutandis: Ich war dabei. Eine Vorform des Selfie. Wie meinetwegen der eine Tag in Thessaloniki, an dem Frauen in den Straßen gebannt auf Radionachrichten lauschten, zuweilen anfingen zu weinen. Dann auf dem Bahnhof Güterwaggons voller Männer. Kurz, die damalige Militärdiktatur wollte gegen die Türkei mobilisieren und scheiterte kurz darauf und fiel. Ohne daß man wirklich in dem Dabeisein etwas begriff. Ich würde daher sagen, daß die vielen kleinen Geschichten sich erst im nachhinein zu einem ‘Überblick’ zusammenfügen, der aber auch immer dem jeweiligen Jetzt verhaftet ist, eine insofern sich immer anders zusammensetzende Ewigkeit. Denn Leben, solange Leben da ist, ist immer Ewigkeit. – Abgesehen davon immer mehr das Gefühl, meine Garderobe wechseln zu müssen: immer dasselbe, und immer noch halb im Winter. Manch einer lief schon im T-Shirt herum, als ich mich endlich wieder aus der Stadtmauer heraustraute… Quatsch, Zeit dazu fand (auch nicht: kein Bargeld, kein Frühstücksjoghurt mehr, alles, was es hier oben nicht gibt). Ergo: sich das Jetzt zurechtdünken (a new word is born!). Später in eine Sitzung des Bio-Vereins gegenüber geraten (war tatsächlich auch dazu eingeladen worden), man sucht eine neue Location, obwohl er für mich eigentlich nur hier existieren kann, nicht etwa an einer Ausfallstraße, wie erwogen wurde, nur weil da etwas disponibel ist. Ein Text wurde verlesen, der zu benutzen wäre, um eine Art Crowdfounding im Internet zu starten, also um Geldgeber zu motivieren. Ich hörte irgendwann halb weg: Harmonie, Freude die wichtigsten Stichworte… Warum nicht gleich: Freude schöner Götterfunken? [1](Wolfsburg führt in der 77. Minute nach wie vor 2:0 gegen Real Madrid (das war jetzt aber nicht ich (er: Wow!)))
References
↑1 | (Wolfsburg führt in der 77. Minute nach wie vor 2:0 gegen Real Madrid (das war jetzt aber nicht ich (er: Wow! |
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