Langes Nachwirken der gestern gesehenen Louise Brooks als Lulu. Der freie Blick, dem alles möglich ist, der aber in die falsche Welt geworfen wird. Also doch noch meine Verheißung vom letzten Sonntag während der Kinoklub-Sitzung eingehalten, nämlich Rezensionen zu den Filmen schreiben zu wollen, die ich jeweils sehe. Erst wollte ich kneifen, aber dann kam doch wieder die Vergangenheit zu Hilfe (No le memorie non restano inutili né le parole. / Senza di loro un mortale cos’è? – Ventre, Verso Itaca), nämlich die Montagsfilme im DDR-Fernsehen, die meine Mutter so sehr liebte, zu denen ich sie oft zur Nachbarin begleitete (wie meinetwegen zu Eiskunstlauf-Übertragungen (ein ganz besonderes Mutter-Sohn-Vergnügen), Quiz-Sendungen, denn bei uns stand noch kein TV): Alte DEFA-Produktionen. Und so kam ich zu Pabsts Kunstwerk tatsächlich zurück im Vergleich zu diesen einlullenden Filmen aus dem Dritten Reich. Sogar scheinbar ganz unscheinbare Details dabei, die wahrscheinlich niemandem aufgefallen sind, darunter eine Barlach-Skulptur in einigen Szenen. Sogar eine Umsetzung des Campe’schen Versuchs, Pistole in “Meuchelpuffer” umzudeutschen, nämlich der Schuß, der dann irgenwann fällt, wird nur dadurch deutlich, daß aus der Pistole ein Wölkchen aufsteigt. Abgesehen von der nachherigen Agonie des späteren Stein-Lehrers Fritz Kortner, dem Dr. Schön des Films. Wie ich dann noch herausfand, war Louise Brooks und ihre Bubikopf-Frisur zum Teil auch verantwortlich für die Comic-Figur Valentina von Guido Crepax. Schön indes, diesen freien Blick mit dem Blick einer wirklichen Person assoziieren zu können, auch wenn das schon ein Weilchen her ist. In diesem Fall hat sich jedoch eine freie Herzlichkeit erhalten. Um Jandl zu zitieren: t-t-t-t-t-t-t-t-t-t. T., aus Fiumicino gebürtig: Up Up and away. Gemeint ist allerdings nicht die ‘Fünfte Dimension’ von Konrad Fialkowski (Prag, im September 1974 im Bruderland-Laden der NDR gekauft), sondern ‘Fifth Dimension’.