Fünf Kilometer Wald, vorbei an der Einfahrt zum Testgelände eines bekannten niedersächsischen Automobilherstellers (der Vater eines Klassenkameraden war damals durch entsprechende Waldverkäufe zum Millionär geworden, aber man wußte nicht wirklich, was das ist (scheinbar das Privileg, mit Vaters klapprigem Jeep im Alter von grad mal 14 auf der halbfertigen Teststrecke zu fahren, und wir zu Dritt aus dem Nachbardorf mit drin)), im nächsten Dorf rechts und die Allee hinab ins Dorf, automatisch langsamer fahrend: Herz, erhebe dich! Der Aufforderung bedurfte es nicht wirklich, der kleine Emotionskick, den es da gab, kam von selbst. Nach der Ankunft gleich am Nachmittag Waldsehnsucht, bis an den Rand zwar mit dem Rad, aber dann schob ich’s, ging fast wie auf Zehenspitzen, es rauschte, Stimmen waren zu hören, stehenbleiben und weitergehen. Eine Art Schnitt als Übergang zur Sequenz “Ich bin dann mal weg”. Der erste Abend und die Fahrt wurden schon angedeutet, mehr ist dazu nicht zu sagen. Vielleicht nur diese kleine Notiz noch: ‘In der sogenannten Schützenhalle setzte sich einer rechts neben mich, in ordenschwerer Schützenuniform, auf dem mir zugewandten Oberarm das Wappen von Brome (nahegelegener Marktflecken): ‘Hallo, ich bin Gerd, ich bin der Vorsitzende des Bromer Schützenvereins.’ Einer solchen Wichtigkeit (in Begleitung zudem von zwei ebenfalls unifomierten Vasallen, die recht steif taten, und einer weiblichen Begleitung) hatte ich nun nichts entgegenzusetzen als: ich sei hier aufgewachsen und zu Besuch. Somit machte ich mich für ihn uninteressant (hoffte ich jedenfalls, gehörte jedenfalls in den Bedeutungshof der Reziprozität).’ Der Rest taugt etwas für spätere Flashbacks, wenn ich wieder in Amelia bin. Abgesehen vielleicht vom abermaligen Spaziergang gestern, der mich nach dem Verlassen des Waldes auf nunmehr freiem Feld mit einem heftigen Regen überraschte, dem nichts entgegenzusetzen war. Völliges Ausgeliefertsein. Entsprechend klitschnaß kam ich zu meiner Schwester Haus. Und sofort alles ausziehen, abtrocknen, Kleiderwechsel. Angenehm erstaunte mich indes die Frage – ich saß beim Bier am ersten Abend noch – des einen Neffen: Wer denn Bruno Lampe sei? Auch jemand anders fragte nach einer hier (nicht wirklich ‘hier’: die Vermittlung geht in beiden Fällen über das Verlinken bei FB) mal beschriebenen Geschichte, die mit Gardelegen zu tun hat und der damaligen DDR. Er fahre demnächst wieder hin. Ich bat ihn, der dort lebenden Cousine Grüße zu bestellen. Diese Geschichte lebte heute überraschend wieder auf. Eine Schwester von mir hatte sich beim letzten Besuch in Amelia Fotonegative von mir mitgenommen und die mittlerweile entwickeln lassen. Darunter auch die Gardelegenerin, die überaus Hübsche, grad in den Farben, den Gesichtszügen, wie ich sie damals fotografiert habe, aber nicht nur fürs Album. Jedenfalls damals nicht, und es gab ja ein – wenngleich eher unrealistisches – Nachspiel mit Ost-West-Telefonaten (grantiger Nachbar im Osten, über den es dann lief) und dem Besuch dann. Es verlief sich dann zwangsläufig wie die ‘deutsch-sowjetische’ Freundschaft in eine simple DSF-Straße. Die einem scheinbar Ursprünglichen entspringende nichts mehr sagende Formel. Aber bevor ich auf dieser Meta-Ebene ausrutsche und auf die Nase falle: irgendwann hörte der Briefverkehr auf, da Greifen zumindest eine erreichbare Nähe braucht. – Fragte hier auch >>>> nach weidenden Kühen: aber selbst ein alteingesessener Bauer (der Freund meiner Tante (allesamt über 80 und verwitwet)) bestätigte, daß es die hier nicht mehr gebe. Dennoch sah ich heute welche, etwa 10 Kilometer nördlich Richtung Wittingen in der Umgebung eines Ortes namens Kakerbeck, die ich vielleicht auch nicht gesehen hätte, wäre da nicht eine Umleitung gewesen, denn normalerweise kommt man nicht durch Kakerbeck.
„Kakerbecksche Novellen“: Schon mal, lieber Herr Lampe, an sowas gedacht?
Die Gardelegenerin, so könnte deren erste heißen – aber vielleicht besser erst die zweite. Die erste würd ich Grenzwald nennen.